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JULIA FESTIVAL Band 84

JULIA FESTIVAL Band 84

Titel: JULIA FESTIVAL Band 84 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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1. KAPITEL
    „Onkel Anthony? Du hast mich doch gefragt, was ich mir zu Weihnachten wünsche, stimmt’s?“, fragte Kimberly streitlustig.
    Sofort wusste Anthony, dass ihm nicht gefallen würde, was nun kam. Seine zwölfjährige Nichte konnte manchmal schon so schwierig und nervenaufreibend sein wie ein echter Teenager. Seit Rachel zum Sonntagsbrunch gekommen war, hatte Kimberly in ihrem Zimmer geschmollt. Jetzt stand sie an der Balkontür, und die herausfordernde Frage erweckte keine Hoffnungen auf einen friedlichen, harmonischen Sonntag. Anthony war überzeugt, dass sich Kimberly irgendetwas völlig Unzumutbares ausgedacht hatte und Streit anfangen wollte. „Ja, ja“, sagte er gespielt zerstreut, ohne die Zeitung sinken zu lassen. Vielleicht würde die Sache glimpflich ausgehen, wenn er nicht anbiss.
    Rachels Zeitung raschelte. Zweifellos lächelte Rachel seine Nichte aufmunternd an. Sie tat ihr Bestes, um das Mädchen für sich zu gewinnen. Was jeden Tag aussichtsloser wird, dachte Anthony trübsinnig.
    „Ich wünsche mir meine richtige Mutter.“
    Im ersten Moment war Anthony so schockiert, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Als er sich ein bisschen erholt hatte, überlegte er hektisch, wie er reagieren sollte.
    Ihre richtige Mutter … War es ein Täuschungsmanöver, ein Hirngespinst oder Wissen? Unmöglich zu sagen, ohne dass er Kimberly ansah. Anthony ließ die Zeitung sinken und blickte seine Nichte an, als hätte er keine Ahnung, wovon sie sprach. „Wie bitte?“
    Mit dem Bluff kam er nicht durch. Kimberlys grüne Augen funkelten vor Wut. „Du weißt Bescheid, Onkel Anthony. Bevor du nach Moms und Dads Tod mein Vormund geworden bist, hat es dir der Anwalt bestimmt gesagt.“
    Anthony blieb vorsichtig. „Was gesagt?“
    „Dass ich adoptiert wurde.“
    Er war bestürzt. Eigentlich sollte Kimberly das nicht wissen. Seine Schwester hatte es dem Kind um jeden Preis verschweigen wollen. Nach dem tödlichen Unfall im vergangenen Jahr hatte Anthony es für das beste gehalten, seiner Nichte nichts zu sagen, bis sie achtzehn war. Schließlich hatte sie unter schrecklichen Umständen Vater und Mutter verloren und musste sich daran gewöhnen, bei ihrem Onkel zu leben. Damit hatte sie genug zu bewältigen, und er hatte sie nicht noch mehr beunruhigen wollen.
    „Ich habe eine richtige Mutter!“ Kimberly hob trotzig das Kinn. Sie warf Rachel einen bösen Blick zu und sah dann wieder starr Anthony an. „Und ich möchte Weihnachten mit ihr zusammensein.“
    Ihm wurde klar, dass dies eine wirklich ernste Konfrontation war. Er legte die Zeitung beiseite. „Wie lange weißt du es schon?“, fragte er ruhig.
    „Eine Ewigkeit“, erwiderte das Mädchen.
    „Wer hat es dir erzählt?“ Es muss Colin gewesen sein, dachte Anthony. Der Mann seiner Schwester war ein liebenswerter Mensch gewesen. Denise hatte in der Ehe dominiert, dennoch waren Colins Würde und Integrität nicht zu erschüttern gewesen, wenn es um Dinge gegangen war, die er für „korrekt“ gehalten hatte.
    „Niemand“, sagte Kimberly stolz. „Ich habe es selbst herausbekommen.“
    Erschrocken fragte sich Anthony, ob er es zu früh bestätigt hatte. Wie, um alles in der Welt, sollte Kimberly das gemacht haben? Wenn es Wissenschaftler gegeben hätte, die daran gearbeitet hätten, ein Baby so an eine Familie anzugleichen, dass ein adoptiertes Kind genau wie ein eigenes aussah, wäre Kimberly ein erstklassiges Beispiel für den Erfolg solcher Forschungen. Niemand könnte ihm widersprechen, wenn er seine Nichte als typische Hamilton bezeichnen würde.
    Wie seine Schwester und er war Kimberly langbeinig und groß und hatte schwarzes Haar. Sie hatte sogar ein Familienmerkmal, das Generationen zurückreichte: einen Wirbel am Haaransatz. Kimberly hatte grüne Augen, und nicht dunkelbraune. Manche Merkmale ließen sich weder bei den Hamiltons noch bei Colins Familie finden, aber schließlich war jeder Mensch einzigartig. Wenn Denise behauptet hätte, Kimberly sei ihr eigenes Kind, hätte Anthony niemals daran gezweifelt.
    Kimberly hatte es getan. Warum?
    „Würdest du mir bitte verraten, wie du darauf gekommen bist?“, fragte Anthony gespielt gelassen.
    „Die Fotos“, erwiderte sie, als würde sie unwiderlegbare Beweise vorbringen.
    Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach.
    Kimberly kam nach draußen auf den Balkon und nahm sich eine Kirsche von dem Obstteller, den sich ihr Onkel und Rachel geteilt hatten. Die Zwölfjährige schob sich die

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