JULIA FESTIVAL Band 84
ihnen. Würde es helfen, diesen Bereich zu erweitern, wenn sie, Katie, seine Tochter kennenlernte und es schaffte, sich mit der Kleinen anzufreunden?
Schnapp ihn dir, hatte ihr Vater gesagt. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, dachte Katie. „Also gut, ich werde kommen.“ Doch sie warf Amanda einen warnenden Blick zu. „Aber halte dich bloß zurück, was ihn und mich betrifft!“
„Du kennst mich doch! Ich bin die Unaufdringlichkeit in Person.“
„Und wenn es schief läuft, hindere niemanden daran, zu gehen.“
„Ich werde mit äußerstem Taktgefühl schalten und walten“, versprach Amanda, wobei sie übers ganze Gesicht strahlte. „Also dann am Sonntag. Um Punkt zwölf Uhr mittags. Auf der Terrasse am Swimmingpool. Und bring deinen aufregendsten Bikini mit.“
Der Sonntag kam, ein strahlender, sonniger Sommertag, obwohl es erst Mitte November war. Katie war den ganzen Morgen über hoffnungslos nervös, wenn sie an das bevorstehende Treffen mit Carver und seiner Tochter dachte. Wie würde Carver reagieren, wenn ihm klar wurde, dass Amanda dieses Zusammenkommen bewusst arrangiert hatte? Und er würde es in dem Moment begreifen, wenn er erkannte, dass seine Gastgeberin eine alte Schulfreundin von ihr, Katie, war, was Amanda bestimmt nicht verschweigen würde.
In gewisser Hinsicht würde es ein Test sein, wo sie, Katie, bei Carver tatsächlich stand. Doch wollte sie das Ergebnis wirklich wissen? Es hat keinen Zweck, den Kopf in den Sand zu stecken, ermahnte sie sich. Entweder war Carver bereit, sie in seine Familie aufzunehmen, oder nicht. Somit würde der heutige Tag ein Hinweis darauf sein, welche Richtung ihre Beziehung in Zukunft einschlagen würde.
Und es würde ein Test sein, wie sie Carvers Tochter gegenüberstand. Zwar spielte ihre ursprüngliche Sorge keine Rolle mehr, dass Carver in der Kleinen das Ebenbild seiner geliebten verstorbenen Frau sehen könnte, nachdem sie die Wahrheit über Nina und Carver kannte. Aber sie wusste aus ihrer langjährigen Erfahrung mit Kindern, dass manche es einem sehr schwer machen konnten, ihnen Sympathie und Zuneigung entgegenzubringen. Deshalb war es wahrscheinlich sogar eine gute Idee, sich endlich ein persönliches Bild von Susannah Dane zu machen, falls Carver doch eine dauerhafte Beziehung zwischen ihr, Katie, und ihm ins Auge fasste.
Natürlich nahm sie keinen Bikini mit, sondern entschied sich für pinkfarbene Jeans und eine weiße Bluse, die in der Taille zu binden war. Es war ein sehr feminines Outfit, ohne aufreizend sexy zu wirken. Schließlich wollte sie nicht Carvers „Glut schüren“, sondern seine kleine Tochter kennenlernen.
Reichlich nervös, kam Katie vor dem großen Haus der Fairweathers an. In der Auffahrt und am Straßenrand davor parkten bereits ziemlich viele Autos. Offenbar waren einige Gäste schon eingetroffen. Verwirrt blickte Katie auf die Uhr. War sie zu spät? Nein, es war Punkt zwölf.
Ob Carver schon da war? Sie konnte seinen Sportwagen nirgends entdecken, aber vermutlich benutzte er ein anderes Auto, wenn er mit seiner kleinen Tochter unterwegs war.
Katie nahm all ihren Mut zusammen, ging zur Eingangstür und läutete. Es hatte keinen Sinn, vor dieser Begegnung davonzulaufen. Stell dich, und kämpfe für das, was du willst, ermahnte sie sich.
Amanda öffnete die Tür, sommerlich gekleidet in weißen Jeans und einem bunt gestreiften Top, klatschte bei Katies Anblick übermütig in die Hände und zog die Freundin ins Haus, ehe Katie es sich anders überlegen konnte.
„Sie sind da!“, verkündete Amanda verschwörerisch. „Und es wird dich umhauen, wenn du seine Tochter siehst!“
„Warum?“
„Warte es ab.“
„Stimmt etwas nicht mit ihr?“, erkundigte sich Katie besorgt, weil sie in dem Fall lieber vorbereitet gewesen wäre.
„Aber nein.“ Amanda lächelte vergnügt. „Im Gegenteil, sie ist absolut perfekt!“
„Wovon redest du dann? Und warum sind anscheinend schon alle vor mir hier? Ich bin doch ganz pünktlich.“
„Ich habe die Leute mit Kindern früher eingeladen, damit die Kleinen vor dem Essen noch ausgiebig spielen können. Dann sind sie später hoffentlich müde und schlafen ein, zwei Stunden am Nachmittag, was wiederum den Eltern mehr Zeit … zum Spielen gibt“, lautete Amandas verschmitzte Antwort.
„Bin ich etwa die Einzige, die so spät kommt?“, fragte Katie beunruhigt. Ein „großer Auftritt“ war das Letzte, was sie sich wünschte.
„Ach, nur eine halbe Stunde, das fällt keinem
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