JULIA FESTIVAL Band 84
an seine Brust, lauschte seinem Herzschlag und fragte sich, ob das Glück wohl den Mutigen hold war. All die Jahre hatte sie nicht den Mut aufgebracht, für eine Liebe zu kämpfen, die sie für verloren gehalten hatte. Doch jetzt war sie mehr als bereit, dafür einzustehen. „Carver?“
„Mm?“ Er ließ die Fingerspitzen zart über ihren Rücken gleiten.
„Zehn Tage waren eine lange Zeit, ohne von dir zu hören.“
Er seufzte. „Bitte, versuch nicht, mir Fesseln anzulegen, Katie. Ich habe noch andere Verpflichtungen, und dies hier ist neu. Es braucht Zeit.“
Katie versuchte, ihn zu verstehen und ihre eigene Ungeduld zu bezwingen. „Ich meine ja auch nur … ich hatte Angst, dich vielleicht wieder verloren zu haben.“
Er lachte leise. „Keine Sorge, das bestimmt nicht.“ Und ein wenig schroff fügte er hinzu: „Ich bin noch nie vor irgendetwas davongelaufen. Was es auch sei, ich stelle mich.“
Anders als sie in der Vergangenheit. Doch nun war auch sie bereit, sich zu stellen. Nur musste sie noch lernen, nicht zu schnell zu viel zu erwarten und nicht zu selbstsüchtig zu sein. Carvers Mutter hatte vielleicht nicht ganz Unrecht gehabt, als sie sie, Katie, ein verwöhntes, reiches Biest nannte, das erwartete, alles auf einem Silbertablett serviert zu bekommen, ohne es sich zu verdienen.
„Ich werde dir nichts versprechen, Katie“, sagte Carver, wobei er sie zärtlich streichelte. „Du hast im Moment viel mit deinem Geschäft zu tun, und ich muss eine Familie zusammenhalten. Sehen wir einfach, was für uns übrig bleibt.“
Und Katie nahm sich fest vor, damit zufrieden zu sein. Jedenfalls fürs Erste.
9. KAPITEL
Katie fand einen Parkplatz für ihren Kleinbus hinter der Stadtbibliothek in der Lane Cove und vergewisserte sich doppelt, dass sie das gute Stück, ausgestattet mit den neuesten Babyschalen und Kindersitzen, auch abgeschlossen hatte, bevor sie loszog. Es war kurz vor halb elf Uhr vormittags, als sie gut gelaunt zu dem großen Einkaufszentrum ging, wo zahlreiche Straßencafés einluden, sich im Schatten von Bäumen zu entspannen – eine wirklich verlockende Aussicht an einem so heißen, sonnigen Morgen. Katie freute sich darauf, sich mit Amanda zu treffen, die sich beklagt hatte, dass sie, Katie, überhaupt keine Zeit mehr für sie habe. Womit ihre Freundin nicht Unrecht hatte, denn das Geschäft mit dem Kindertaxi war besser angelaufen, als Katie es zu träumen gewagt hatte.
Sie entdeckte Amanda sofort. Die Freundin saß allein an einem Tisch, nicht zu übersehen mit ihrem schimmernden blonden Haar und den leuchtenden Farben, die sie bei ihrer Kleidung bevorzugte. Amanda winkte dem Ober, sodass er am Tisch stand, noch bevor Katie sich gesetzt hatte, und sie bestellten beide einen Cappuccino.
Kaum war der Ober fort, beugte Amanda sich aufgeregt vor. „Ich hab’s geschafft!“, verkündete sie triumphierend. „Es hat eine Weile gedauert, und ich musste alle möglichen Verbindungen spielen lassen, aber ich hab’s geschafft!“
Katie schüttelte lachend den Kopf. „Was hast du denn so Tolles geschafft?“
Amanda strahlte übers ganze Gesicht und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Ich habe Carver Dane!“
Katie erstarrte und dachte unwillkürlich an den vorangegangenen Abend, wo Carver und sie sich wieder einmal zwei himmlische Stunden zu zweit gestohlen hatten. Sie errötete wider Willen, und ihre Freundin lachte viel sagend.
„Erzähl mir jetzt nicht, dass du nicht interessiert seist, Katie Beaumont! Er ist Witwer, zu haben und überaus begehrt, und es gibt keinen Grund, warum die Liebe nicht ein zweites Mal erblühen könnte.“
Amanda, die unverbesserliche Kupplerin! Katie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie atmete tief ein und hielt es für ratsam, zunächst herauszufinden, was Amanda überhaupt im Schilde führte. „Ich denke, du solltest mir am besten erst einmal erklären, in welchem Sinn du Carver Dane ‚hast‘, Amanda“, sagte sie deshalb möglichst beiläufig.
„Nun, ich habe meine Hebel zuerst bei Robert Freeman angesetzt …“ Begeistert beschrieb Amanda ihrer Freundin den genialen Plan, durch den sie Schritt für Schritt Carver in ihrem gesellschaftlichen Netz eingefangen hatte. „Und jetzt hat er meine Einladung angenommen, am nächsten Sonntagmittag mit seiner Tochter zu dem Grillfest zu kommen, das Max und ich für einige Freunde veranstalten“, beendete sie zufrieden ihren Bericht.
„Mit seiner Tochter …?“, wiederholte Katie
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