JULIA FESTIVAL Band 84
wollte nicht mehr zurück. Wie viel war sie ihm wirklich wert? „Du stehst vor der gleichen Entscheidung, Carver“, sagte sie bedeutsam.
Seine Antwort kam unerwartet, warf alte Wunden aus der Vergangenheit wieder auf und setzte erst einmal einen Schlusspunkt unter das Gespräch. „Ich hoffe nur, du bist dir ganz sicher, Katie … dieses Mal.“
Sein Blick verriet, wie tief sie ihn damals verletzt hatte, als sie davongelaufen war, als es hart geworden war. Sie hatte behauptet, ihn zu lieben, aber was war Liebe wert, wenn man nicht auch in schlechten Zeiten zueinander stand? Diesmal hatten sie beide noch nicht von Liebe gesprochen, denn es war ein leeres Wort, wenn man nicht bereit war, den Beweis dafür anzutreten. Doch Katie war entschlossen, es Carver diesmal zu beweisen. Sie würde ein Treffen mit ihrem Vater vereinbaren. Und sie würde es auch schaffen, Lillian Dane für sich zu gewinnen, egal wie Carvers Mutter reagierte. Was seine Tochter betraf …
„Ich bin fertig“, verkündete Susannah und legte den Löffel in das leere Eisschälchen.
Katie sah sie lächelnd an. „Sieht aus, als hätte es dir geschmeckt.“
Amanda kam hinzu und sammelte den leeren Teller und das Schälchen ein. „Bist du satt, oder möchtest du noch mehr, Susannah?“
„Ich bin satt, danke.“
„Gut!“ Amanda wandte sich mit ihrem strahlendsten Gastgeberlächeln an Katie und Carver. „Jetzt, da die Kinder gegessen haben, stellen wir die Tische zusammen, um eine große Runde für die Erwachsenen zu bilden. Würden Sie uns beim Umräumen helfen, Carver?“
„Natürlich.“
Auf diese Weise unterbrach sie auf elegante Weise die Zweisamkeit, falls es zwischen Katie und Carver doch nicht so harmonisch verlaufen sollte, wie sie, Amanda, es sich erhofft hatte. Katie gratulierte ihrer Freundin insgeheim zu ihrem Taktgefühl.
Sobald die Tische umgestellt waren, nahmen die Erwachsenen Platz, und es wurde neben saftigen Steaks vom Grill wirklich alles serviert, was das Herz begehrte. Dennoch fiel es Katie schwer, das Essen zu genießen. Während sie sich genau wie Carver an der fröhlichen Unterhaltung bei Tisch beteiligte, musste sie immer wieder daran denken, dass Carver ihr offensichtlich immer noch nicht traute.
Es war irgendwie unfair. Das alles war so lange her. Sie war damals erst neunzehn gewesen, hatte die Schule gerade erst ein Jahr hinter sich gelassen und immer noch bei ihrem sehr dominanten Vater gewohnt. Inzwischen war sie zehn Jahre älter, hatte ihre Unabhängigkeit zur Genüge bewiesen ebenso wie die Kraft, ihre einmal getroffenen Entscheidungen auch durchzuziehen.
Susannah tauchte immer wieder neben ihrem Stuhl auf und suchte ihre Aufmerksamkeit. Und so liebenswert sie auch war, ihr Anblick schmerzte Katie zusätzlich. Dies war das Kind, dem Carver sich bedingungslos verbunden fühlte … der Grund, warum er davor zurückschreckte, sich an sie, Katie, zu binden.
Auf den Nachtisch folgten noch Käse und Kaffee. Da die Eltern sich zunehmend um die Bedürfnisse ihrer Kinder kümmern mussten, löste sich die Gesellschaft bei Tisch nach und nach auf. Susannah war auf Carvers Schoß geklettert und lehnte den Kopf müde an seine Schulter. Doch mit ihren großen braunen Augen beobachtete sie Katie, aufmerksam und nachdenklich.
Innerlich zu erschöpft, um sich um eine oberflächliche Konversation zu bemühen, saß Katie schweigend da und blickte wie blind auf den Swimmingpool hinaus. Bis eine Kinderhand an ihrem Ärmel zupfte. Sie wandte den Kopf. Es war Susannah. Die Kleine hatte sich auf Carvers Schoß vorgebeugt und sah Katie scheu und zögernd, aber irgendwie auch flehentlich an.
Katie lächelte ihr aufmunternd zu.
„Bist du meine Mummy?“
Diese arglose Frage traf Katie wie ein Dolchstoß mitten ins Herz. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und schluckte.
„Susannah“, mischte sich Carver schroff ein. „Ich habe dir doch erzählt, dass deine Mummy im Himmel ist.“
Seine kleine Tochter blickte zu ihm auf. „Aber du hast auch gesagt, dass sie Haare wie ich hatte, Daddy. Und ich habe gehört, wie du zu Katie gesagt hast … ob sie in unsere Familie will oder so.“
Katie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Sie konnte es nicht länger ertragen und wollte auch nicht mit anhören, wie Carver sich aus dieser Sache herausreden würde. „Ich überlasse es dir, das mit deiner Tochter zu klären, Carver“, sagte sie heiser.
Tränen trübten ihr den Blick, als sie die Party so schnell wie möglich
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