JULIA FESTIVAL Band 89
Brautkleid aus weißem Satin strahlend schön aus, und sie lächelte ihren Bräutigam, der ebenfalls schon am Altar stand, liebevoll an.
Ryan sah in seinem Smoking umwerfend aus, und als er Suzanne jetzt ansah, schimmerten seine Augen verdächtig.
Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die Musik war laut genug, dass Taylor Nicole etwas zuflüstern konnte, ohne von den anderen gehört zu werden, als Suzanne ihren Platz vor dem Altar erreicht hatte. „Bald stehst du dort, wo Suzanne jetzt steht.“
„Wir wollen doch durchbrennen.“
„Feigling.“
„Aber nicht zu feige, um zuzugeben, dass die Liebe jetzt ein fester Bestandteil meines Lebens ist.“ Nicole lächelte.
Taylors Blick bekam einen bedrückten Ausdruck.
Sofort empfand Nicole tiefes Mitgefühl mit ihr. Voller Zuneigung drückte sie Taylors Hand. „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass du das eines Tages auch erlebst.“
„Nein.“ Taylor zitterte ein wenig. „Für immer Single, diesen Schwur werde ich, wenn nötig, eben allein halten.“
Allein. So hatte Nicole sich auch immer gesehen, bis sie Ty getroffen hatte. Sie blickte suchend über die Bänke, bis sie ihn entdeckte.
Ihre Blicke trafen sich, und als sie die Liebe in seinen Augen sah, war sie einfach glücklich. „Glaub mir, Taylor“, flüsterte Nicole. „Eines Tages wird die Liebe dich ganz unerwartet überwältigen. Es wird dich umhauen, das weiß ich.“
„Klingt eher nach einem Knockout.“
„Fühlt sich auch so an. Aber mir gefällt es.“ Tys Lächeln ließ Nicoles Herz noch schneller schlagen. „Ja, mir gefällt es.“
– ENDE –
Sommer, Sonne
Sinnlichkeit
1. KAPITEL
Eines Tages, dachte Taylor Wellington, werde ich alt und runzlig sein. Und dann hören meine besten Freundinnen vielleicht endlich damit auf, mir einreden zu wollen, dass ich eine große Liebe brauche.
Niemand brauchte die große Liebe.
Taylor hatte geliebt, aber sie hatte auch lange Zeit ohne Liebe gelebt, deshalb war sie sich ihrer Sache sehr sicher. Im Moment presste sie sich gerade ihr Handy ans Ohr und lauschte Suzanne und Nicole, die ihr per Konferenzschaltung endlose Vorträge darüber hielten, wie wunderbar das Leben durch die Liebe wurde.
„Du musst es unbedingt ausprobieren.“
Und so etwas von Nicole! Bei ihr war es gerade erst ein paar Monate her, dass sie sich Hals über Kopf in Ty Patrick O’Grady verliebt hatte, den eigenwilligen Architekten aus Irland, den Taylor engagiert hatte.
„Liebe ist noch besser als Eiscreme.“
Diese Erkenntnis kam von Suzanne, bei der Eisessen als Lösung für alle Probleme hatte herhalten müssen. Suzanne hatte sich auch erst vor Kurzem verliebt. Sie war sogar noch einen Schritt weiter gegangen als Nicole und hatte geheiratet.
„Gib dir einen Ruck, Taylor, und mach Schluss mit dem Single-Dasein. Probier’s zur Abwechslung mal mit einem Mann. Das wird dein Leben komplett verändern.“
Taylor glaubte keine Sekunde lang daran. Liebe, das wusste sie aus eigener Erfahrung, war etwas, wobei man am Ende nur litt. Aber das würden ihre Freundinnen nicht verstehen. Taylor hatte es ihnen nie zu erklären versucht, denn sie kannte die beiden noch gar nicht so lange. Sie hatte die beiden Frauen kennengelernt, als sie die zwei Apartments in dem Haus, das sie kurz zuvor geerbt hatte, vermieten musste. Sie hatte das Geld gebraucht, denn von irgendetwas musste sie ja schließlich leben. Suzanne war als Erste eingezogen, und später Nicole. Beide hatten zusammen mit Taylor geschworen, niemals ihr Single-Dasein aufzugeben.
Leider hatten die beiden ihren Schwur schon bald gebrochen. Erst kürzlich waren sie wieder ausgezogen, denn natürlich wollte jede mit ihrer großen Liebe zusammenleben.
„Nur weil ihr zwei freiwillig eure Freiheit aufgebt, heißt das doch noch nicht, dass auch ich …“ Taylor verstummte, weil sie ein seltsames Geräusch hörte. Lauschend neigte sie den Kopf zur Seite. „Wartet mal einen Moment.“
Das ganze Haus erzitterte. Einen Augenblick lang fürchtete sie, das Haus würde zusammenbrechen, und das war gar nicht so abwegig, denn das alte Gebäude hatte eine grundlegende Renovierung dringend nötig. Aber ein zusammenbrechendes Haus stand für heute nicht auf Taylors Plan, und in ihrem Leben passierte selten etwas, das nicht von ihr geplant war.
Doch da war wieder dieses Zittern. Und gleich darauf noch einmal. Irgendetwas hämmerte regelmäßig gegen die Wände, genau im selben Rhythmus wie Taylors Kopfschmerzen.
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