JULIA FESTIVAL Band 89
schöne Dinge und wusste alles zu schätzen, was eine schöne Form besaß. Dieser Mann war trotz seines mürrischen Blicks ein wahres Prachtexemplar, und bei seinem Anblick erwachten ihre Sehnsüchte und Begierden schlagartig zum Leben.
Andererseits stand sie gar nicht auf wilde Kerle, und ihr entging nicht, dass dieser Mann hier genau zu wissen schien, wie er sich zur Geltung bringen konnte. Taylor griff auf denselben Trick zurück, den sie anwandte, wenn sie auf Flohmärkten ein Möbelstück sah, von dem sie auf den ersten Blick begeistert war, das sie sich aber nicht leisten konnte.
Geh einfach weg, sagte sie sich. Langsam trat sie einen Schritt zurück und riskierte einen letzten Blick auf dieses Musterbeispiel männlicher Schönheit, wobei sie alle Einzelheiten registrierte.
Lange kräftige Beine in weicher abgetragener Jeans. Abgenutzte Arbeitsstiefel mit Profilsohle. Die muskulösen Arme und die breite Brust waren ihr schon aufgefallen. Das T-Shirt spannte sich wie eine zweite Haut über dem Oberkörper. Der Mann war groß und schlank, voller Energie und ungekünstelt. Genau solche Männer mochte sie, vorausgesetzt, sie legte es darauf an, einen kennenzulernen. Was momentan nicht der Fall war.
„Sie stehen mir immer noch im Weg“, stellte er fest.
„Ihnen auch einen guten Morgen, Mr. Mackenzie.“
Er stieß die Luft aus. „Mac.“
„Wie bitte?“
„Nennen Sie mich Mac. Der Name passt zu mir.“
„Wirklich? Zu Ihnen passt eher etwas wie Mr. Überheblich.“
Seine Lippen verzogen sich zum Anflug eines Lächelns. „Aber wenn man mich mit Mac anspricht, antworte ich eher.“
„Also gut. Mac.“
Reglos stand er da, als warte er auf etwas. Und als er auffordernd die Augenbrauen hob, merkte Taylor, dass sie gehen sollte.
Schade, dachte sie, dass er mich nicht besser kennt. Sonst wüsste er, dass ich nur das tue, was mir passt, und mich nicht darum kümmere, was andere von mir erwarten. „Ich war nicht damit einverstanden, dass die Arbeiten heute schon beginnen“, erklärte sie.
„Aber Sie haben den Vertrag unterschrieben.“
Das hatte sie allerdings. Ihre geliebte Kommode hatte sie verkaufen müssen, um die erste Anzahlung leisten zu können, und es würden noch viele Zahlungen fällig werden. Aber die Arbeiten sollten erst morgen beginnen, und Taylor brauchte noch diesen einen Tag der Ruhe.
Anscheinend war Mac der Ansicht, es sei alles geklärt, denn er wandte sich ab und ging mit der Gelassenheit eines Mannes, der gelernt hat, geduldig zu sein, zurück an seine Arbeit. Erneut hob er den Vorschlaghammer und schlug damit gegen die Südwand. Seine Arme streckten und beugten sich, und die deutlich ausgeprägten Muskeln bewegten sich in perfektem Gleichklang. Taylor wurde in keiner Weise mehr beachtet, während Mac die Mauer bis auf die Stahlträger herausschlug.
Fassungslos sah sie zu und war gegen ihren Willen fasziniert von der körperlichen Gewalt, die Mac ausübte. Sein Körper kam ihr wie eine perfekte Maschine vor. „Äh … entschuldigen Sie bitte.“
Der Vorschlaghammer hob und senkte sich vollkommen gleichmäßig. Was für eine Kraft mag dazu nötig sein, überlegte sie und betrachtete wie gebannt Macs Muskeln. Wieder überkam sie ein Schauer, und das lag mit Sicherheit nicht daran, dass es in dem Raum zu kühl war. Im Gegenteil. Der Mann schwitzte, und auch Taylor wurde es heiß.
Ganz offensichtlich war es zu lange her, seit sie in den Armen eines Mannes Erfüllung gefunden hatte. „Mac?“
Er blickte nicht einmal zu ihr hin, und das verunsicherte sie. Taylor hatte ihre Wirkung auf Männer schon früh erkannt, als ihr schlaksiger Teenagerkörper sich in etwas verwandelt hatte, wovon alle Männer träumten. Seit jener Zeit schaffte sie es spielend, dass jedes Wesen mit Bartwuchs sich nach ihr umdrehte.
Im Augenblick wurde sie allerdings vollkommen ignoriert. Verdammt!, dachte sie, als in diesem Moment auch noch ihr Handy klingelte. Sie hielt es sich ans Ohr und steckte sich einen Finger in das andere, weil Mac solchen Lärm machte.
„Hallo?“
„Ich habe schlechte Neuigkeiten“, verkündete Mrs. Cabot, die Besitzerin eines exklusiven Antiquitätengeschäfts am anderen Ende der Stadt.
„Schlechte Neuigkeiten?“, wiederholte Taylor überrascht.
Der Vorschlaghammer sank zu Boden, und Mac drehte sich um.
Taylor und er blickten sich in die Augen.
Es kam ganz unvermittelt, und Taylor empfand es wie eine Explosion im Kopf. Dieser Mann hatte so faszinierende Augen, dass
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