JULIA FESTIVAL Band 89
überhaupt freiwillig zahlte. „Keine Bange, wir sorgen schon dafür, dass Sie wegen dieser Bäume keine Angst mehr haben müssen. Das Schlimmste ist ohnehin überstanden.“
Taylor drehte sich um und besah sich das Haus, das eine Renovierung so dringend brauchte. Besorgt runzelte sie die Stirn. „Das kann ich wirklich nur hoffen.“
5. KAPITEL
Suzanne fuhr wie betäubt nach Hause. Ich bin arbeitslos, ging es ihr immer wieder durch den Kopf. Wie ist das alles nur so schnell passiert? Mein Leben läuft ab wie in einem schlechten Film, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht einfach aufstehen und das Kino verlassen kann, dachte sie in einem Anflug von Sarkasmus.
Als sie vor Taylors Haus anhielt, blieb sie unschlüssig im Auto sitzen. Sie hatte Taylor versprochen, nicht auszuziehen, doch jetzt wusste sie nicht, wie sie die Miete bezahlen sollte.
Der umgestürzte Baum war bereits zum Großteil zerkleinert und der Vorgarten voller Holzstücke und Äste. Die Männer arbeiteten konzentriert, und sofort hatte Suzanne auch Ryan entdeckt.
Selbst aus der Entfernung erkannte sie in seinen Bewegungen und Gesten die Autorität. Energisch gab er Anweisungen, arbeitete selbst aber auch hart. Suzanne konnte kaum den Blick von ihm wenden.
Unvermittelt drehte er sich zur Straße um, und als er sie in ihrem Wagen entdeckte, schenkte er ihr ein strahlendes Lächeln, ehe er mit seiner Arbeit fortfuhr.
Ryan. Er trug eine Jeans und ein Baumwollhemd, und seine muskulöse Brust und die kräftigen Arme zeichneten sich deutlich darunter ab. Sein Bauch war flach und fest, ja sein ganzer Körper schien nur aus kräftigen Muskeln zu bestehen, als er sich nach der Kettensäge bückte, um selbst einen starken Ast zu zerkleinern.
Der Stamm der mächtigen Eiche lag jetzt in handlichen Stücken aufgestapelt auf dem Rasen und wirkte harmlos, doch oben im Giebel sah Suzanne das klaffende Loch, wo sich erst gestern noch ihr Schlafzimmer befunden hatte. Es würde lange dauern, bis dieses Apartment wieder bewohnbar wäre. Sie empfand Mitleid mit Taylor, aber im Moment hatte sie selbst auch genug Probleme.
Inzwischen war ihre Benommenheit gewichen, aber dafür empfand sie jetzt ohnmächtige Wut über das, was sie auf ihrer Arbeitsstelle erlebt hatte. Ihre Hände zitterten, als sie ihre Tasche nahm und darin nach dem Handy zu suchen begann. Sie fand einen alten Kugelschreiber, einen Lippenstift, eine Kerze mit Vanilleduft, aber kein Handy. Ärgerlich schob sie die unbezahlte Abrechnung ihrer Kreditkarte zur Seite und auch den Brief, in dem ihr zweiter Exverlobter sie anflehte, zu ihm zurückzukommen. Endlich entdeckte sie das Handy und hoffte, dass der Akku nicht leer war.
Das war er nicht, doch dafür bekam sie keinen Empfang. Sollte ihr heute denn überhaupt nichts gelingen? Sie schnappte sich die Tüte mit dem Becher Eiscreme, den sie aus dem Café mitgenommen hatte, und stieg aus dem Auto.
Immer noch bekam sie keinen Empfang zum Telefonieren.
Den Blick fest auf das Display gerichtet, betrat sie den Vorgarten. Dann blieb sie wieder stehen und wartete. Je länger das Handy nicht funktionierte, desto wütender wurde sie. Ihre Ungeduld, die sie mit allen Rothaarigen gemeinsam zu haben schien, wuchs.
Als das Handy endlich piepste und damit einen Empfang signalisierte, tippte Suzanne die Nummer ihres Ex ein und setzte sich auf einen Holzstamm. Während sie sich dann das Handy ans Ohr hielt, nahm sie den Eisbecher samt Löffel aus der Tüte, klemmte ihn sich zwischen die Knie und begann zu essen. Gerade ließ sie sich ihren ersten Löffel Schokoladeneis im Munde zergehen, da meldete sich Tim.
„Suzanne?“ Seine Stimme klang freundlich wie immer, und das war auch einer der Gründe gewesen, die sie gestört hatten. Kannte dieser Mann denn keine Gefühle wie Ärger oder Frust?
„Wie kann ich dir helfen?“, erkundigte er sich.
Wie er ihr helfen konnte? Zum Beispiel, indem er langsam und qualvoll starb!
„Tim, ich dachte, wir beide hätten uns in gegenseitigem Einvernehmen getrennt.“
„Tja, weißt du, ich vermisse dich immer noch. Das wird sich auch niemals ändern.“
So ein Blödsinn. Von seiner eigenen Schwester wusste sie, dass er sich statt seiner Putzfrau jetzt die Sekretärin geschnappt hatte. „Wenn das stimmt, wieso hast du dann …?“
„Suzanne? Bist du noch dran? Hallo?“
„Ja! Ich bin noch dran. Tim, du …“ Wieder verstummte sie und überlegte, was sie sagen sollte.
„Der Empfang wird ganz schlecht. Hallo?
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