JULIA FESTIVAL Band 89
Doch in diesem Punkt irrte sie sich. Niemals würde es zwischen ihnen wieder so sein wie vorher.
„Du sollst wissen, dass das gerade für mich ein einzigartiges Erlebnis war. Unvergleichlich.“ Er hatte schon mit etlichen Frauen Sex gehabt, auch in der Küche, und einmal war sogar Schlagsahne mit im Spiel gewesen, aber das alles reichte bei weitem nicht an das heran, was er gerade mit Suzanne erlebt hatte. Es war viel mehr als Sex gewesen. Wenn er Suzanne im Arm hielt, dann fühlte er sich vollkommen. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
„Es ist schon spät. Entschuldige.“ Sie verließ die Küche, und einen Augenblick später hörte Ryan, wie die Tür zu ihrem Schlafzimmer zufiel.
Er stand da, noch immer ohne Hose, und kam sich jetzt so lächerlich vor, dass sein Selbstbewusstsein stark ins Wanken geriet.
Zwei Tage später hantierte Suzanne eifrig in ihrer Küche und bereitete das Dessert für die dritte Feier in dieser Woche zu, indem sie Kekse mit Schokolade überzog. Auch diesen Auftrag hatte sie bei Ryans Geburtstagsparty bekommen.
Als ihr der intensive Schokoladengeruch in die Nase stieg, dachte sie sofort wieder daran, wie sie sich hier in der Küche geliebt hatten.
Seufzend steckte sie sich einen weiteren Keks in den Mund. Damit hatte sie jetzt bereits ein Dutzend dieser Kalorienbomben zu sich genommen. Die Schokolade schmolz ihr im Mund, und der Keks löste sich langsam auf. Es schmeckte herrlich.
Na gut, dachte sie. Mein Privatleben bekomme ich vielleicht nicht in den Griff, aber wenigstens kann ich fantastisch kochen und backen.
Nachdem sie bereits am frühen Nachmittag ihre Platten abgeliefert hatte, fuhr sie planlos durch das South Village und dachte über ihre momentane Situation nach. Eigentlich konnte sie froh sein, denn die Auswahl ihres Menüs hatte Anklang gefunden, und sie hatte bereits zwei weitere Anschlussaufträge für die kommende Woche in der Tasche.
Dennoch, für ein Hobby artet es langsam aus, sagte sie sich, ohne auf die innere Stimme zu hören, die ihr riet, das Hobby zum Beruf zu machen.
Es lag ihr eben nicht, auf Dauer verantwortungsvoll und ernsthaft ein Geschäft zu betreiben.
In den Straßen herrschte buntes Treiben. Berufstätige erledigten noch hektisch ihre Einkäufe, andere, die es besser hatten, gingen bloß bummeln oder sahen sich nach einem Flirt um. Es wimmelte von Radfahrern, Fußgängern und Joggern. Alle waren gut gelaunt, lachten, unterhielten sich oder sangen sogar aus vollem Hals wie der Teenager auf seinen Rollerblades. Der Duft aus den Straßencafés vermischte sich mit dem typischen Geruch der Großstadt.
Kurz entschlossen stieg sie an einem Kiosk aus, kaufte sich eine Zeitung mit Stellenanzeigen und fuhr anschließend im Schritttempo weiter, um sich die Cafés und Restaurants der Umgebung etwas genauer anzusehen.
Erst als sie an Ryans Firma vorbeikam, wurde ihr bewusst, welche Richtung sie genommen hatte.
Sie hielt an, stellte den Motor ab und überlegte. Sollte sie aussteigen? Obwohl sie angestrengt nach Gründen suchte, warum sie jetzt hier parkte, fiel ihr nur ein einziger ein: Sie wollte Ryan wieder sehen.
„Hallo!“
Suzanne zuckte zusammen, als sie plötzlich seine Stimme vernahm, und drehte den Kopf. Ryan stand lächelnd neben ihrem Auto. Allerdings wirkte sein Lächeln ein wenig verkrampft.
Sie kurbelte das Fenster herunter. „Hallo“, erwiderte sie gepresst. „Ich wollte nur …“ Ja was? „Ich wollte …“
Er sah die Zeitung auf dem Beifahrersitz. „Wieder einmal auf Jobsuche?“
Sie atmete auf. „Richtig.“
„Und was ist mit dem Party-Service? Immer noch nur ein Hobby?“
„Stimmt“, entgegnete sie unfreundlich.
Er lächelte beschwichtigend. „Weiß ich ja. Was ich nicht weiß, ist, warum du solche Angst hast, dich selbstständig zu machen.“ Es klang ganz sachlich, ohne jeden Vorwurf.
Das mochte auch der Grund dafür sein, dass sie ihm jetzt nicht mit einer flapsigen Bemerkung auswich. „Es ist das Übliche.“
„Angst vor dem Versagen?“
Sie nickte. Woher kannte er sie so gut? Hatte je ein Mensch sie so durchschaut?
„Du liebst deinen Party-Service doch, oder?“
„Natürlich.“
„Gefällt es dir denn nicht, deine Arbeitszeiten selbst zu bestimmen?“
Sie seufzte. „Doch.“
„Und verdienst du gut dabei?“
Suzanne nickte und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich weiß das ja alles. Es wäre der perfekte Anfang zu einem soliden und verantwortungsvollen Leben.“
„Für
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