JULIA FESTIVAL Band 89
Schlimmes sein, wenn seine Geschwister sich versammelt hatten. „Gibt’s ein Problem?“
„Du bist das Problem.“ Angel schob ihn zu einem Sessel. „Wir sorgen uns um dich, Ryan Alondo.“ Sie machte eine einladende Geste. „Willkommen zum Verhör.“
„Wie bitte?“
„Schon richtig verstanden, großer Bruder. Setz dich und hör uns dreien einmal gut zu.“
„Also schön.“ Ryan nahm aufseufzend Platz.
„Gut, dann fange ich mal an. Erstens ist uns aufgefallen, wie vergesslich du in letzter Zeit bist. Du hattest nämlich früher ein sehr gutes Gedächtnis, Ryan.“
„Ja, als wärst du über Nacht erblondet“, bemerkte Russ und handelte sich damit von Angel einen wütenden Blick ein.
„Jetzt rede ich.“ Sie stellte sich vor Ryan hin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist los mit dir? Bist du etwa krank?“
„Nein. Nein!“ Beschwichtigend hob er die Hände, als ihm klar wurde, wie besorgt sie alle drei tatsächlich um ihn waren. „Das bin ich nicht.“
„Haben wir vielleicht Geldprobleme?“, erkundigte sich Russ vorsichtig, weil Ryan derjenige war, der ihnen allen Geld gab und die Ersparnisse für die Familie anlegte.
Rafe trat vor. „Ja, hast du etwa mit dem Glücksspiel angefangen, alles verloren und weißt jetzt nicht, wie du es uns beibringen sollst?“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, obwohl der Gedanke daran ihn in Panik versetzte. „Wenn das so ist, dann machen wir dir keinen Vorwurf. Wir können härter arbeiten und mehr verdienen. Aber du musst es uns sagen.“
Ryan hätte fast gelacht, aber rechtzeitig wurde ihm bewusst, dass es seine Geschwister ernst meinten. Im Moment sahen die drei ihn genauso an, wie er sie all die Jahre über angesehen hatte – mit einer Mischung aus Sorge und Zuneigung.
„Nein“, beruhigte er sie, „ich habe nicht unser ganzes Geld verspielt.“
„Läuft das Geschäft vielleicht schlecht?“, wollte Angel wissen. „Du weißt doch hoffentlich, dass das auch keine Rolle für uns spielt. Rafe und Russ werden dann eben etwas anderes finden, und ich könnte zum Beispiel als Kellnerin arbeiten.
Oder wir …“
„Das Geschäft läuft bestens.“ Ryan fiel das Sprechen vor Rührung etwas schwer, weil sie ihm so deutlich zeigten, dass er nicht allein dastand und immer auf sie alle drei zählen konnte. „Seht mal, es tut mir leid, wenn ich in letzter Zeit ein bisschen daneben war, aber …“
„Ein bisschen?“ Rafe schüttelte den Kopf. „Gestern bin ich drei Stunden zu spät zur Arbeit gekommen, und weißt du, was du dazu gesagt hast? Nichts.“
„Du warst zu spät gekommen?“ Ryan runzelte die Stirn. „Warum zum Teufel?“
„Siehst du? Ich hatte versucht, es dir zu erklären, aber du hast mir nicht mal zugehört.“
„Das werde ich allerdings jetzt tun. Also, wo warst du?“
„Könnt ihr das nicht später klären?“ Angel ging vor Ryan in die Hocke und ergriff seine Hände. „Sag uns lieber jetzt, was los ist.“
Ryan blickte sie der Reihe nach an. Diese drei Menschen bedeuteten ihm alles auf der Welt, und ihnen gegenüber sprach er die Wahrheit aus, die er sich jetzt erst selbst eingestand: „Ich habe mich verliebt.“
Einen Moment lang schwiegen seine Geschwister verblüfft, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
„Guter Witz.“ Angel wischte sich eine Lachträne von der Wange. „Du und verliebt. Verstehe. Wirklich gut.“
„Als ob du je mit einer Frau zufrieden wärst.“ Auch Rafe konnte sich kaum beherrschen vor Lachen. „Wir wissen doch alle, dass du mindestens drei pro Woche brauchst.“
Ryan schüttelte den Kopf. „In diesem Punkt irrt ihr euch“, sagte er, obwohl er wusste, es war seine Schuld, dass er sie in dem Glauben gelassen hatte. „Ich verabrede mich nicht mit Frauen. Stattdessen gehe ich aufs College. Ich stehe kurz vor dem Abschluss meines Studiums als Landschaftsarchitekt.“
Russ zog die Augenbrauen zusammen. „Aber du hast doch eine Verabredung. Erst vor Kurzem bist du mit Allene ausgegangen.“
„Ja, ich war mit ihr aus, aber nur, weil Rafe es arrangiert hatte und ich nicht mehr absagen konnte. Ich sage euch die Wahrheit. An drei Abenden pro Woche besuche ich Kurse am College, und die Arbeit, das Studium und die Probleme mit Suzanne sind einfach zu viel für mich. Tut mir leid, dass ich nicht eher damit herausgerückt bin, aber ich habe es aus dem Grund verschwiegen, weil ich es allein schaffen wollte. Dieses Studium ist meine ganz private
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