JULIA FESTIVAL Band 95
Schüler von sechs bis dreizehn Jahren kamen nach dem Unterricht hierher. Das Zentrum war auch im Sommer geöffnet und führte unterschiedliche Beschäftigungsprogramme für Kinder durch, die in den Ferien nicht verreisen konnten. Patrick arbeitete hier mit, seit er seine Klinik eröffnet hatte.
„Wer von euch ist schon einmal geimpft worden?“, fragte er laut.
Ein kleines Mädchen mit blondem Pferdeschwanz hob die Hand, und ein älterer Junge rief: „Alle Babys werden geimpft. Damit sie später nicht krank werden.“
„Richtig, mein Junge“, sagte Patrick. „Wie heißt du?“
Der elf- oder zwölfjährige Junge richtete sich auf. „Jackson.“
„Was meinst du, Jackson? Sollten die Tiere auch geimpft werden?“
Der Junge dachte einen Augenblick nach. „Klar. Sie werden genauso krank wie wir. Wenn man sie nicht impft, bekommen sie Tollwut, und alle Menschen sterben.“
Mehrere Kinder hielten erschrocken die Luft an.
Patrick hob beide Hände. „Einen Moment bitte. Zum Glück hat Jackson nur halb recht. Eure Hunde und Katzen müssen geimpft werden, das ist richtig. Und eine der Impfungen schützt tatsächlich vor Tollwut. Aber heutzutage bekommen nur sehr wenige Haustiere diese Krankheit. Und selbst wenn ihr von einem tollwütigen Tier gebissen werdet, müsst ihr nicht gleich sterben.“
Kayla stand neben ihm. „Allerdings würde euch die Behandlung nicht besonders gefallen“, fügte sie leise hinzu.
Patrick sah sie lächelnd an. „So genau wollte ich es nicht erzählen.“ Er wandte sich wieder an die Kinder. „Meine Klinik ist jeden zweiten und vierten Samstag im Monat geöffnet. Ihr könnt mir eure Hunde und Katzen bringen, damit ich sie impfe. Ich werde einen Zettel an das Anschlagbrett heften, auf dem alles steht.“ Er hielt ein leuchtend gelbes Blatt hoch.
Jackson sah ihn misstrauisch an. „Spritzen sind teuer. Manche von uns haben nicht mal genügend Geld für das Futter.“
„Ich weiß.“ Patrick kannte das Problem. „Bringt die Tiere einfach her, und macht euch keine Gedanken über die Bezahlung. Auch wenn sie krank sind. Wartet dann aber nicht bis zu den beiden Samstagen, sondern ruft in der Klinik an und sagt, dass es dringend ist. Noch Fragen?“
Kayla beugte sich zu ihm. „Du wirst mit Arbeit überhäuft werden.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe dieses Angebot schon früher gemacht. Nur wenige Kinder griffen es auf. Die meisten können sich keinen Hund oder keine Katze leisten. Leider. Es würde ihr Leben unwahrscheinlich bereichern.“
„Genau wie ich gesagt habe: Du bist ein guter Mensch.“
Patrick beantwortete die Fragen der Kinder und überließ anschließend Kayla seinen Platz. Die Leiterin des Jugendzentrums brachte eine Schüssel mit warmem Wasser und stellte mehrere Krüge dazu, damit sie die Hündin waschen konnte.
„Diese Hündin wurde bei uns abgegeben“, erklärte Kayla den Kindern, die sich neugierig um den Tisch versammelt hatten. „Ihre Familie ist weggezogen und hat sie zurückgelassen.“ Sie setzte das Tier in die Schüssel und begann, das Fell zu waschen. Die kleine Hündin ließ die Prozedur geduldig über sich ergehen.
Ein hübsches dunkelhäutiges Mädchen mit ausdrucksvollen braunen Augen und kaffeebrauner Haut streichelte vorsichtig das Fell. „Absichtlich?“, fragte sie.
„Ich fürchte, ja. Manche Leute tun so etwas.“
Die Hündin war seit sechs Tagen in der Klinik und hatte schon zugenommen. Ihre Augen waren klar, und sie blickte sich interessiert um.
Kayla erzählte den Kindern, dass das Tier noch keinen Namen habe. Ob sie ihm einen geben wollten?
„Benji!“, rief jemand.
„Benji ist ein hübscher Name“, stimmte Kayla zu. „Aber dieser kleine Hund ist ein Mädchen.“
Es folgte eine ganze Reihe weiterer Vorschläge. Dann trat Jackson vor. „Wie wäre es mit Rhonda?“
Das kleine Mädchen mit dem Pferdeschwanz nickte. „Rhonda war nett. Sie arbeitete hier, bevor sie wegzog.“
Kayla blickte in die Gesichter ringsum. „Alle einverstanden?“
Die Kinder nickten.
Sie sah zu Patrick. „Auch einverstanden?“
„Natürlich.“
„Okay. Dann nennen wir sie Rhonda.“
Patrick beobachte, wie Kayla das Tier aus der Schüssel hob und in ein flauschiges Handtuch wickelte. Sie nahm die Kinder ernst und redete mit ihnen wie mit intelligenten Erwachsenen. Diese reagierten äußerst positiv und strahlten über das ganze Gesicht, als sie lächelte. Er wusste, wie sich das anfühlte. Manchmal, wenn sie ihm dieses Lächeln
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