JULIA FESTIVAL Band 95
fröhlich wie möglich. Sie verstand den Mann nicht mehr. Aber sie nahm an, dass er wenigstens zu ihrem Abschiedsessen erscheinen würde.
„Also vier“, sagte Fallon. „Und wir hätten gern einen Tisch am Wasser.“
Die Empfangsdame nickte und notierte etwas auf dem Tischplan. „Es dauert noch ungefähr eine halbe Stunde“, erklärte sie und reichte Fallon ein kleines eckiges Gerät. „Ich werde Sie anpiepen, sobald Ihr Tisch frei ist.“
„Ich möchte mich kurz frisch machen“, sagte Elissa. „Wollt ihr beide hier warten, oder kommt ihr mit?“
Fallon hakte sich bei Kayla unter. „Wir kommen mit.“
Kayla hatte in den letzten Tagen versucht, sich so normal wie möglich zu verhalten. Aber das war nicht einfach. Wegen der beiden Schwestern in ihrem kleinen Apartment war sie fast nie allein. Wenn sie bloß einen Moment für sich hätte. Doch bevor sie erklären konnte, dass sie lieber im Foyer warten würde, zog Fallon sie zur Rückseite des Restaurants.
Das „Empress Café“ lag direkt am Wasser. Auf der linken Seite spannte sich eine Brücke wie ein abstraktes Kunstwerk nach Coronado. Der Himmel war wie fast immer im Juli dunkelblau und wolkenlos.
„Wenn man sich das vorstellt“, sagte Elissa über ihre Schulter. „In achtundvierzig Stunden bist du in Paris.“
„Ich kann es schon kaum erwarten“, gab Kayla zurück und runzelte plötzlich die Stirn. „Die Toiletten sind auf der rechten Seite.“
Elissa ging unbeirrt weiter.
„Sie wurden umgebaut“, erklärte Fallon und tätschelte Kaylas Arm.
„Woher weißt du das?“
„Die Empfangsdame erwähnte es.“
„Das habe ich nicht gehört.“
Fallon zog die Brauen hoch. „Hast du vor, den ganzen Abend schlecht gelaunt zu sein? Dann kannst du dein Dinner selbst bezahlen.“
Elissa blieb stehen und öffnete eine Tür, an der sich kein Schild befand.
„Das sind doch nicht die Toiletten“, stellte Kayla stirnrunzelnd fest.
„Stimmt.“
Elissa trat beiseite, und Fallon zog die widerstrebende Kayla in den abgedunkelten Raum. Im selben Moment flammte das Licht auf, und eine große Menschengruppe rief: „Überraschung!“
Kayla öffnete verblüfft den Mund, bekam aber keinen Ton heraus. Der Saal war für eine Abschiedsparty geschmückt – mit Luftballons und Blumen. Ein unbeholfen gemaltes Bild von Paris bedeckte beinahe die ganze hintere Wand. „Du wirst uns fehlen, Kayla. Viel Spaß! Angel Dir einen tollen Prinzen“, hatte jemand an die Fensterscheibe geschrieben, durch die man einen fantastischen Blick auf den Stillen Ozean hatte.
Die runden Tische waren mit rotweiß karierten Tüchern bedeckt. Französische Musik erklang aus den Lautsprechern. Doch mehr als die fantastische Dekoration berührten die Menschen Kaylas Herz.
Neben ihren Schwestern war fast das ganze Personal der Klinik gekommen, auch Melissa. Kayla verdrängte den schmerzhaften Gedanken, dass die hübsche Tierärztin Patrick demnächst trösten könnte.
Mr. Peters, Mrs. Grisham und weitere Bewohner von Sunshine Village winkten ihr fröhlich zu. Sarah saß in einem Rollstuhl. Viele Familien waren gekommen, denen sie ein herrenloses Tier vermittelt hatte. Auch Allisons Eltern und der ehemalige Footballspieler waren erschienen. Kayla überlegte, ob die Katze immer noch sein Leben bestimmte.
Elissa und Fallon umarmten sie herzlich.
„Okay. Das Dinner war nur ein Vorwand, um dich hierherzulocken“, gab Elissa zu. „Ist die Überraschung gelungen?“
„Und wie!“ Kayla sah sich verwundert um. „Ich kann gar nicht glauben, dass ihr das alles für mich organisiert habt.“
Sarah drückte auf einen Knopf ihres elektrischen Rollstuhls und kam näher. „Wir lieben Sie, Kindchen“, sagte sie und nahm Kaylas Hand. „Wir werden Sie sehr vermissen, aber wir wünschen Ihnen eine wunderbare Zeit.“
„Danke“, sagte Kayla, beugte sich hinunter und küsste die alte Frau auf die Wange.
Die anderen traten ebenfalls heran, und die Unterhaltung wurde immer lebhafter. Doch Kayla hörte nicht mehr zu. Wo ist Patrick?, war ihr einziger Gedanke. Sie blickte durch die Menge, entdeckte ihn aber nirgends.
Sobald sie sich aus der Gruppe lösen konnte, zog sie Elissa beiseite. „Wollte Patrick auch kommen?“
Elissa nickte und runzelte die Stirn. „Ja. Keine Ahnung, weshalb er sich verspätet. Wir haben heute Morgen noch telefoniert und einige Dinge abgestimmt. Vielleicht kam in letzter Minute ein Notfall dazwischen.“
Kayla hatte einen Kloß im Hals.
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