JULIA FESTIVAL Band 95
Rehabilitationszentrum verlegt wurde, fiel ihr ungewöhnlich schwer. Die Eltern des Mädchens waren so glücklich über die Fortschritte ihrer Tochter, dass sie Rhonda zu sich nehmen wollten. Die kleine Hündin würde es bei der Familie gut haben. Trotzdem fehlte Kayla das Tier jetzt schon. Sie hatte Tränen in den Augen und konnte sie nicht aufhalten.
Plötzlich hörte sie Schritte.
Patrick war zurück.
„Hast du mit Allisons Mutter gesprochen?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen, und unterdrückte einen Schluchzer.
„Ja. Rhonda geht es gut. Mrs. Roberts hat versprochen, Ende des Monats mit ihr in die Klinik zu kommen, um sie noch einmal untersuchen zu lassen. Ich glaube nicht, dass es Probleme geben wird.“
Kayla schniefte und trocknete ihr Gesicht. Vorsichtig öffnete sie die Augen und riskierte einen Blick. Patrick stand einige Schritte entfernt und sah zum Schwesternzimmer am Ende des Korridors. Sie hätte nicht sagen können, ob er höflich war und ihr einen Moment Zeit lassen wollte oder ob ihm ihre Gefühle gleichgültig waren.
Sie betrachtete sein Gesicht, die Form seines Kopfes, seinen Körper. Sie war so sicher gewesen, dass sie Patrick durch und durch kannte. Was hatte sich verändert?
Bleib.
Ich kann nicht.
Weshalb nicht?
Weil es zu sehr wehtun würde.
Der kurze Wortwechsel an ihrem Geburtstag ging ihr nicht aus dem Kopf. Weshalb hatte Patrick das gesagt? Was hatte sie falsch gemacht?
Endlich sah er sie an. „Geht es dir wieder besser?“
Sie nickte.
„Dann komm.“ Er ging ein paar Schritte, doch sie rührte sich nicht. „Was ist los?“, fragte er und kehrte zurück.
Sie blickte in seine blauen Augen und überlegte, was er jetzt denken mochte. „Spielt das eine Rolle?“
„Wovon redest du?“
„Von mir, genauer gesagt, von uns. Du bist wie ein Fremder. Ich weiß nicht, warum oder weshalb, aber du bist meilenweit von mir entfernt.“
Patrick presste verärgert die Lippen zusammen. „Du übertreibst. Schließlich bist du es, die abreist. Ich versuche nur, es für uns beide leichter zu machen.“
„Indem du mir aus dem Weg gehst?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich gehe dir nicht aus dem Weg, Kayla. Immerhin bleibe ich doch hier, oder?“
Gern wäre sie zu ihm gegangen und hätte sich in seine Arme geworfen. Doch trotz des Kusses an ihrem Geburtstag blieb sie misstrauisch. Sie war nicht sicher, ob sie seine Zurückweisung noch einmal ertragen könnte.
„Körperlich hier zu sein genügt nicht“, erwiderte sie und blickte zu Boden. „Du machst es mir sehr schwer, Patrick. Es tut weh.“ Sie hätte nicht sagen können, ob sie sein Verhalten oder ihre Abreise meinte. Beides schmerzte gleichermaßen. „Empfindest du überhaupt etwas für mich?“
„Natürlich!“ Ich liebe dich, fügte er stumm hinzu.
Kayla hörte die Worte nicht. Doch für einen winzigen Moment schienen sie in der Luft zu schweben. Etwas in ihrem Herzen rührte sich. Ihr war, als sähe sie zum ersten Mal Licht am Horizont.
Paris, Monaco, ihre Träume, der Prinz, ihr Job, Patricks Forschungsinstitut, ihre gemeinsame Nacht, der Zauber und die Komplikationen – alles wirbelte durcheinander. Sie würden es schaffen. Weshalb denn nicht? Patrick liebte sie. Er …
Patrick beugte sich vor und zerzauste ihren Pony. „Wir kennen uns seit Jahren. Du bist meine beste Freundin. Ich gebe zu, dass ich mich etwas zurückgezogen hatte. Aber nur, weil du mir furchtbar fehlen wirst. Vielleicht ist es egoistisch. Doch es wird leichter für mich, wenn ich schon vorher ein bisschen Abstand zu dir gewinne.“ Er lächelte schief. „Außerdem kann ich kaum mit den europäischen Royals mithalten. Spätestens drei Tage nach deiner Ankunft in Paris wirst du dich ärgern, nicht schon viel früher nach Europa gereist zu sein. Du wirst mich völlig vergessen.“
Der Schmerz lähmte Kayla. Patricks Stimme klang wie von fern. Doch sie verstand jedes Wort. Die Bedeutung war glasklar.
Er liebte sie nicht. Nicht auf die romantische Weise. Eigentlich sollte es ihr nichts ausmachen, aber sie war unendlich enttäuscht.
„Fahren wir zurück in die Klinik?“, fragte Patrick.
Kayla nickte nur. Wie hatte sie glauben können, dass ihr bester Freund sie liebte? Beinahe hätte sie laut gelacht.
Reiß dich zusammen, schalt sie sich. Paris wartet.
9. KAPITEL
„Für wie viele Personen?“, fragte die Frau am Empfang.
Fallon sah Kayla an. „Patrick kommt doch auch, oder?“
„Das hat er gesagt“, antwortete sie so
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