JULIA FESTIVAL Band 95
von der Abschiedsparty zurückgekehrt und sofort zu Bett gegangen. Doch sie konnte nicht einschlafen.
Lautlos ging sie zum Fenster und blickte hinauf zum Himmel. Der Mond stand beinahe direkt über ihr.
Im Apartment war alles ruhig. Elissa schlief auf einem Feldbett in der Ecke, Fallon lag auf der Schlafcouch im Wohnzimmer.
Kayla war zu nervös, um wieder ins Bett zu gehen. In weniger als vierundzwanzig Stunden würde sie fort sein. Ihr Leben würde sich für immer verändern. Wie konnte sie da an Schlaf denken?
Hastig nahm sie ihre Shorts und ein T-Shirt, das sie nachmittags auf der Frisierkommode hatte liegen lassen, und schlüpfte ins Bad.
Fünf Minuten später hatte sie ihr Gesicht gewaschen und ihr Haar gekämmt und schlich durch das Wohnzimmer und die Diele nach draußen.
Sie setzte sich auf die Stufen, rieb sich die Arme in der kühlen Nachtluft und atmete tief ein. Bei der Erinnerung an ihre Party glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie hatte gute Freunde – Menschen, die wirklich etwas für sie empfanden. Sie war nicht sicher, womit sie das verdient hatte, aber sie war dankbar dafür.
Und sie dachte an Patrick. Irgendetwas hatte ihn beunruhigt. Sie hatte auf einen weiteren Tanz gehofft, doch er war bald wieder gegangen.
Patrick. Ihr Blick fiel auf sein Haus unten am Ende der Einfahrt.
Sie wünschte … Ja, was denn? Dass alles wieder so wäre wie früher? Wollte sie das wirklich? Oder hatte sie heimlich auf mehr gehofft?
Natürlich empfinde ich etwas für dich. Wir sind Freunde!
Freunde … Sie liebte ihre Freude, aber sie hasste das Wort. Es verwirrte sie – Patrick verwirrte sie.
Ein flackernder Lichtschein erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie blickte genauer hin und sah, dass eine Lampe in Patricks Wohnzimmer brannte. Weil die Vorhänge geschlossen waren, hatte sie es erst bemerkt, als er sich davor bewegte.
Er war wach.
Sie war schon halb auf der Einfahrt, als ihr bewusst wurde, was sie tat. Vor Patricks Tür hob sie die Hand und zögerte plötzlich. Was sollte sie sagen?
„Mir wird schon etwas einfallen“, murmelte sie. Schließlich verließ sie morgen das Land. Entschlossen klopfte sie an.
Patrick öffnete die Tür und sah sie verblüfft an. Er trug nur lockere Shorts, die tief auf seiner Hüfte saßen. Sein Haar stand vom Kopf ab, als hätte er geschlafen.
„Habe ich dich geweckt?“, fragte Kayla.
„Nein, ich konnte nicht schlafen.“
„Ich auch nicht.“ Sie deutete zu der Treppe vor ihrem Apartment. „Ich saß da drüben und sah, dass bei dir noch Licht war. Und da dachte ich, du könntest vielleicht ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.“
Statt einer Antwort schob er die Tür weiter auf. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte er, nachdem sie sich auf die Sofakante gesetzt hatte.
„Nein, danke.“
Ein Krug mit einem klaren Getränk und Eis stand auf dem Couchtisch. Patrick setzte sich davor und lehnte sich an das Polster.
Sie waren keinen Meter voneinander entfernt, und trotzdem schienen Welten sie zu trennen.
„Irgendetwas stimmt bei dir nicht“, stellte Kayla fest.
Patrick sah sie lächelnd an. „Du wirst mir fehlen. Wer außer dir merkt schon, wie es in mir aussieht?“
„Niemand. Nun sag schon, was los ist.“
Er schüttelte den Kopf, beugte sich vor und nahm sein Glas. „Nur der übliche Ärger. Nichts, worüber du dir in der Nacht vor deiner Abreise Sorgen machen müsstest.“
Seine Stimme klang seltsam. War Patrick betrunken? Mehr als ein oder zwei Bier trank er sonst nie. Kayla beugte sich vor, nahm ihm das Glas ab und schnüffelte daran. Nichts. Sie trank einen Schluck: eindeutig Eiswasser.
„Hast du geglaubt, ich würde meine Sorgen in Alkohol ertränken?“, fragte er spöttisch.
„Möglich wäre es.“
„Nur als letzter Ausweg.“
Patricks Hände lagen locker auf seinem Schoß.
Kayla wollte Patrick berühren. Ihm nahe sein. War sie deshalb gekommen? Um sich von diesem Gedanken abzulenken, sagte sie: „Danke für das tolle Kofferset.“
„Du hast dich schon dafür bedankt.“
„Ich weiß …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich hatte dir erzählt, welche Koffer ich kaufen würde. Du hast es nicht vergessen. Das macht dein Geschenk noch wertvoller.“
„Freut mich.“ Er lehnte den Kopf an die weiche Rückenlehne. „Paris wird dir gefallen. Ich hoffe, du vergisst nicht, zurückzukommen.“
Hoffst du das wirklich?, fragte Kayla stumm. „Keine Sorge“, sagte sie laut.
Eine einzige Lampe brannte in der hinteren Ecke. Sie
Weitere Kostenlose Bücher