JULIA FESTIVAL Band 98
meine Frage seltsam erscheinen wird“, sagte sie und schaute den jungen Mann neben ihr an. „Aber würden Sie mir bitte sagen, wie alt Sie sind?“
Er sah sie erstaunt an. „Dreiundzwanzig.“
„Oh.“
So alt war auch Gage vor acht Jahren gewesen. Irgendwie erschien ihr das heute unmöglich. Wenn Gage damals so jung wie der Mann neben ihr gewesen war, warum war es ihr dann so schwergefallen, ihm ihre Gefühle zu zeigen, wenn sie zusammen gewesen waren? Warum hatte ihr dann allein der Gedanke, ihm ihre Liebe zu gestehen, Angst eingejagt?
Es gab keine einfache Antwort auf diese Frage, und bevor sie noch lange überlegen konnte, hatten sie ihr Haus bereits erreicht.
Kari dankte dem Deputy und stieg aus dem Wagen. Das alte Haus, in dem sie aufgewachsen war, lag jetzt im Licht des Spätnachmittags vor ihr. Es war in den vierziger Jahren gebaut worden und besaß eine große Veranda und Giebelfenster. Verschiedene Versionen dieses Hauses fanden sich die ganze Straße entlang wieder, das Nachbarhaus eingeschlossen. Sie schaute auf das Haus und fragte sich, wann sie ihren Nachbarn wohl wieder treffen würde. Als ob es nicht schwer genug war, den Sommer in Possum Landing verbringen zu müssen. Nein, Gage Reynolds musste auch noch neben ihr wohnen!
Kari betrat das Haus ihrer Großmutter und blieb im Wohnzimmer stehen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Großmutters Freunde hier saßen und den neuesten Klatsch der Stadt austauschten, wenn es auf der Veranda zu kühl war.
Sie war am Abend zuvor im Dunklen angekommen und hatte nur wenige Lampen angeknipst. Irgendwie war es ihr so vorgekommen, als ob das Haus anders gewesen wäre als früher. Doch jetzt sah sie, dass das nicht stimmte.
Es war immer noch dasselbe alte Sofa ebenso wie der Sessel, den Karis Großmutter wiederum von ihrer Großmutter geerbt hatte. Kari hatte dieses Möbelstück immer gehasst, doch als sie den uralten Sessel jetzt berührte, wurde sie von Erinnerungen überflutet.
Vielleicht hatte der Bankraub sie mehr mitgenommen, als sie geglaubt hatte. Vielleicht wurde ihr erst jetzt bewusst, dass sie wieder zu Hause war. Wie dem auch sei, plötzlich nahm sie die Gespenster der Vergangenheit in diesem Haus wahr. Zumindest sind sie freundlich, beruhigte sie sich, als sie in die alte Küche hinüberging. Großmutter hatte sie immer geliebt.
Kari betrachtete den alten Küchenschrank und den Herd, der gut dreißig Jahre alt war. Wenn sie einen ordentlichen Preis für das alte Haus erzielen wollte, würde sie einige Dinge modernisieren müssen. Das war auch der Grund, warum sie für diesen Sommer nach Possum Landing zurückgekehrt war.
Eine gewisse Unruhe hatte sich in ihr breitgemacht, und sie ging nach oben, um zu duschen. Dann schlüpfte sie in ein leichtes Baumwollkleid, rannte barfuß nach unten, begann zu kochen und lief im Haus herum, als ob sie darauf wartete, dass etwas passierte.
Und dann geschah es.
Es klopfte an der Tür. Noch bevor Kari sie öffnete, wusste sie, wer davor stand. In ihrer Magengegend spürte sie eine merkwürdige Unruhe, und ihr Herz begann erneut zu rasen. Sie holte tief Luft und griff dann zur Türklinke.
2. KAPITEL
Wie Kari erwartet hatte, stand Gage vor ihrer Haustür. In der Bank war alles viel zu beängstigend gewesen, als dass sie ihn in Ruhe hätte betrachten können. Aber jetzt nahm sie sich die Zeit dazu.
Er wirkte auf sie größer, als sie ihn in Erinnerung hatte. Oder vielleicht war er auch nur breiter und muskulöser geworden. Auf jeden Fall sah er sehr männlich aus und viel zu gut, als es für ihren Seelenfrieden gut gewesen wäre. Andererseits war das schon immer so gewesen.
„Wenn du mich einladen willst, an einem weiteren Banküberfall teilzunehmen, muss ich leider dankend ablehnen“, bemerkte sie mit einem Lächeln.
Gage lächelte ebenfalls und hielt die Hände hoch. „Keine Verbrechen mehr. Nicht, wenn ich es verhindern kann.“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen. „Ich wollte nur sehen, wie es dir nach den Aufregungen des heutigen Tages geht. Außerdem habe ich dein Leben gerettet, und da ich wusste, dass du dich dafür bedanken und mich zum Abendessen einladen willst, bin ich einfach vorbeigekommen.“
Sie legte den Kopf leicht schief und sah ihn nachdenklich an. „Und was ist, wenn mein Ehemann Einwände hat?“
Er sah in keiner Weise besorgt aus. „Du bist nicht verheiratet. Ida Mae ist in solchen Dingen immer auf dem Laufenden. Sie hätte es mir erzählt, wenn es so wäre.“
Kari
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