JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
Unzurechnungsfähigkeit, aus der wir spätestens nach ein paar leidenschaftlichen Nächten hätten aufwachen müssen. Doch dazu war ich zu altmodisch. Ich war ein Cooke, der allen beweisen wollte, dass er nicht so war wie seine Vorfahren. Sandra und ich hätten nie heiraten und erst recht kein Kind bekommen dürfen. Sandra hielt es für besser, dass Charlotte und ich keinen Kontakt hatten. Sie hatte recht. Dann hat sie George geheiratet, und er wurde Charlottes eigentlicher Vater.“
„Das muss schwer für dich gewesen sein“, meinte Katie mitfühlend.
„Es war nicht immer leicht“, gestand Seb. „Aber für sie war es besser so. Charlotte hat sich zu einem der prächtigsten Menschen entwickelt, die ich kenne.“
„Das stimmt. Was glaubst du, wie sie über uns beide denken wird?“
Seb sah Katie an und schüttelte langsam den Kopf. „Das wird ein Problem, fürchte ich.“
Katie blieb fast das Herz stehen. „Warum?“
„Sie hat mir erzählt, dass sie nie und nimmer damit einverstanden sein wird …“, er legte eine Kunstpause ein, „als Brautjungfer ein Kleid aus pinkfarbenem Tüll zu tragen.“
„Was?“ Katie prustete los.
„Sie findet dich wunderbar“, erzählte Seb. „Und sie kann es kaum erwarten, einen neuen Halbbruder oder eine neue Halbschwester zu bekommen.“
„Oh, Seb“, flüsterte Katie mit Tränen in den Augen.
„Was denn?“, fragte Seb, aber er ließ ihr keine Zeit zum Antworten, sondern küsste sie und drückte sie in die Kissen zurück.
Sie stöhnte leise auf, und die Röte, die ihre Brüste überzog, stammte nicht von der untergehenden Sonne. Er bedeckte ihren Körper mit kleinen Küssen und glitt dabei immer tiefer, während er ihre Schenkel streichelte.
„Wir sollten das hier nicht tun“, sagte er, als sie sich an ihn drängte. „Nicht ohne …“ Aber Katie tastete schon nach ihm, und der Wunsch, sich in ihr zu verlieren, wurde übermächtig.
Später, als sie erfüllt in Sebs Armen lag, seufzte Katie glücklich. „Ich habe ihn gesehen. Gerade eben, als … Er sah hinreißend aus, Seb.“
„Ich weiß“, erwiderte er. „Ich habe ihn auch gesehen.“
Sie schauten sich in die Augen und lächelten.
„Er sah dir ähnlich“, meinte Katie.
Seb runzelte die Stirn.
„Das stimmt nicht“, widersprach er. „Er sah dir ähnlich, sie mir.“
Katies Augen wurden groß.
„Zwillinge“, wisperte sie ergriffen. „Wir werden Zwillinge bekommen. Oh, Seb …“
„Ja.“ Er küsste sie. „Vielleicht habe ich nicht genau genug hinsehen. Es könnten auch Drillinge sein.“
Sie lachte. „Die Crightons bekommen keine Drillinge.“
„Wenn wir verheiratet sind, bist du eine Cooke.“
Katie spitzte die Lippen und tat, als müsste sie erst überlegen.
„Es ist mein Ernst, Katie. Du bist die Frau, die ich liebe, und ich will den Rest meines Lebens mit dir teilen.“
„Und ich meins mit dir.“
„Eine schlichte, ruhige Hochzeit“, schlug er vor.
„Unmöglich“, widersprach sie überglücklich. „Du bist ein Cooke, und ich bin eine Crighton. Die ganze Stadt wird dabei sein wollen. Gut, dass Haslewich eine so große Kirche hat.“
„Hoffentlich hat sie ein großes Taufbecken“, murmelte Seb, bevor er sie auf sich zog und sie küsste.
– ENDE –
David ist zurück!
PROLOG
„Du wirkst so nachdenklich. Liegt dir etwas auf der Seele?“
David Crighton lächelte seinem Gefährten freundlich zu. „Einmal ein Jesuitenpater, immer ein Jesuitenpater, was?“
Der alte Mann lachte. „Ich gestehe, hin und wieder kann ich der Versuchung, einen Menschen zu einer Beichte zu bewegen, kaum widerstehen. Aber glaub mir, das tue ich aus reiner Nächstenliebe.“
David schaute aufs Meer hinaus. „An Abenden wie diesen frage ich mich, warum wir Menschen ein so unvollkommenes Leben führen, obwohl uns eine derartig vollkommene Welt geschenkt wurde. Warum wir nicht versuchen, mehr aus unserem Leben zu machen und selbst Vollkommenheit anzustreben.“
„Es ist wirklich ein wunderschöner Abend“, pflichtete Pater Ignatius ihm bei, während er sich zu David auf den Felsvorsprung setzte, von dem aus man nicht nur den Sternenhimmel über Jamaika betrachten, sondern auch den Blick über die ruhige See wandern lassen konnte. „Aber es hat schon oft solche Abende gegeben. Keiner davon hat dich je zu einem so philosophischen Ausbruch bewegt.“
„Philosophisch?“ David schüttelte den Kopf. „Nein. Wer philosophiert, ist abgehoben, steht über den Dingen und denkt über
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