JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
steht Ihnen besser.“
Inzwischen stritt sie schon nicht mehr mit ihm. Sie war einfach sprachlos.
„Ich hole Sie in einer Stunde ab“, sagte er. Auf dem halben Weg zur Tür schaute er zurück. „Ach, übrigens, wie heißen Sie bitte?“
„Sonia“, erwiderte sie. „Sonia Crawford.“
„ Grazie, Sonia. Mein Name ist Francesco Bartini.“
„Wie nett von Ihnen, es mir mitzuteilen … endlich.“
Er grinste. „Ja, vielleicht hätten wir uns höflich vorstellen sollen, bevor Sie … ich meine, bevor ich …“
„Hinaus mit Ihnen, solange Sie sich noch in Sicherheit befinden!“
„Wunderschöne signorina, seit ich diese Tür öffnete, befinde ich mich nicht mehr in Sicherheit. Und ich muss es gestehen – Sie auch nicht mehr.“
„Raus!“
„Eine Stunde.“
Er verschwand. Ein Licht schien mit ihm den Raum verlassen zu haben. Sonia starrte auf die Tür, hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, den nächstbesten Gegenstand dagegen zu werfen und dem unwiderstehlichen Drang … zu lächeln. Ein Lächeln, das ihren ganzen Körper erfassen würde.
Wie ärgerlich, dass das schlichte weiße Kleid ihr wirklich am besten stand!
Sonia kehrte in die Gegenwart zurück und merkte, dass sie lächelte. Wie auch immer ihre Liebe geendet hatte, begonnen hatte sie mit Sonnenschein und großer Freude. Damals war Francesco dreiunddreißig gewesen, aber so witzig und leichten Herzens wie ein Junge. Mit dem impulsiven Enthusiasmus eines Kindes. Es war besser, die Erinnerung daran zu hegen, als an den Haustyrannen, zu dem er geworden war. Oder an den verbitterten Mann bei ihrem letzten Treffen.
Trotzdem, auch wenn sie es wirklich versuchte, konnte sie diese feine Stimme in ihrem Herzen nicht zum Schweigen bringen. Diese Stimme, die flüsterte, das unrühmliche Ende sei nicht unvermeidlich gewesen, dass etwas Besseres aus dieser ersten Begegnung hätte entstehen können.
Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie wieder sein Gesicht vor sich sehen. Wie er sie betrachtet hatte, schockiert zunächst und dann zunehmend beherrscht von unverhülltem Verlangen … Und wenn sie sich sehr bemühte, durchströmte sie, wie ein Hauch, das Glücksgefühl, das sie allein bei seinem Anblick früher empfunden hatte.
Ein Klopfen an der Tür zwang sie in die Realität zurück. Erschrocken stellte sie fest, wie viel Zeit bei ihrer sentimentalen Rückschau vergangen war. Tomaso erwartete sicher, dass sie fertig war, um mit ihm ins Krankenhaus zu fahren. Langsam ging sie zur Tür und öffnete sie.
Es war nicht Tomaso. Vor ihr stand Francesco und riss schockiert die Augen auf, als er ihren Zustand sah.
2. KAPITEL
„ Mio dio“, stieß Francesco mühsam hervor und hörte sich an wie nach einem Faustschlag in die Magengrube. „ Oh, mio dio!“
Er kam herein und schloss die Tür hinter sich. Als er Sonia anblickte, waren seine Augen eine einzige dunkle Anklage. „Warum hast du mir das verschwiegen?“
„Aber du hast es doch gewusst“, protestierte sie. „Tomaso hat es dir am Telefon gesagt, als er …“ Da begriff sie. „Er hat es dir nicht gesagt, oder?“
„Kein Wort davon.“
„Das ist typisch für ihn! Für die ganze Familie! Er hat Venezianisch gesprochen, von dem ich nur ein wenig verstehe, wenn ganz langsam gesprochen wird. Und das wusste er genau! Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er mir, er hätte dir von dem Kind erzählt, und du hättest kein Interesse an ihm.“
„Das hast du tatsächlich geglaubt?“
„Ja, weil er auch erzählte, du hättest eine andere, und … nein, ich fasse es nicht!“
„Vielleicht wollte er, dass ich es aus erster Hand erfahre“, meinte Francesco mit stahlharter Stimme.
Sie erwartete fast, er würde fragen, ob es von ihm wäre. Nichts dergleichen geschah. So wie Tomaso zweifelte auch er keinen Moment lang daran, dass das Kind seins war. Und auf einmal fühlte sie kurz die alte Wärme aufflackern. Es waren wirklich gute Menschen, immer bereit, das Beste zu denken. Wieso war es ihr nur so schwergefallen, mit ihnen zusammenzuleben?
„Erwarte nicht von mir, dass ich böse auf Poppa bin“, sagte Francesco. „Es ist doch klar, er musste lügen, um dich herzubekommen.“
„Und dann ist wohl die Krankheit deiner Mutter auch nur gelogen?“
„Nein, leider nicht. Ihr Herz ist geschwächt. Sie ist vor ein paar Tagen zusammengebrochen. Sie möchte, dass ich dich zu ihr ins Krankenhaus bringe.“
Sie dachte an die rundliche, quirlige Frau, die in der Familie das Zepter schwang –
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