JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
Selina mit einem Mal aufschreckte.
Atemlos, erhitzt, als ob sie Fieber hätte, löste Selina den Mund von Stevens und barg das Gesicht an seiner Brust. „Nein!“, keuchte sie.
„War es mit Peter genauso?“, fragte Steven mit belegter Stimme.
„Paul“, verbesserte Selina zornig, eine Hand in seinem Hemd zur Faust geballt. „Sein Name ist Paul!“
„Aber er hat nie solche Gefühle in dir geweckt, oder?“
„Nein!“, schrie sie. „Trotzdem wirst du mich nicht ausnutzen wie Julie! Lass mich los! Ich kann nicht, will nicht …“
Entsetzt über ihr unkontrolliertes Verhalten, glitt Selina vom Bett, raffte ihre Sachen zusammen und hastete zur Tür. Bebend schloss sie sich im Bad ein. Sie musste verrückt gewesen sein. Wie hatte sie sich nur so gehenlassen können? In einem Punkt lag Steven richtig, Paul hatte in ihr nie dieses Feuer der Leidenschaft entfacht.
„Selina?“
„Verschwinde!“
„Sei nicht albern und komm aus dem Bad heraus. Es war doch nur ein Kuss, Selina!“
„Oh ja, nur ein Kuss“, entgegnete sie spöttisch, immer noch aufgewühlt. Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als sie ihn plötzlich lachen hörte. „Mach dich gefälligst nicht über mich lustig, Steven Howe!“
„Soll ich vielleicht weinen? Bitte, Selina, benimm dich nicht kindisch und komm heraus.“
„Ich bin nicht angezogen.“
„Dann zieh dich an!“, erwiderte Steven gereizt. „Ich gehe nach unten und mache Tee.“
Selina hielt den Atem an, bis sie hörte, wie Steven die Küchentür hinter sich schloss. Nur ein Kuss! Wahrscheinlich war er Reaktionen wie ihre gewohnt. Vermutlich würde er sie, Selina, beschuldigen, ihn erst gereizt und sich dann gedrückt zu haben. Aber schließlich war sie an seiner Erregung ja nicht schuld gewesen. Die Erinnerung an Stevens heftiges Verlangen ließ Selina erschauern. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, machte sie sich mit finsterer Miene auf den Weg nach unten. Kurz darauf riss sie die Küchentür auf.
„Ich möchte kein Wort darüber verlieren!“, warnte sie ihn eindringlich, überzeugt, dass Angriff die beste Verteidigung war. „Keine Diskussion …“
„Gut“, stimmte er zu, ohne sich umzudrehen, und schenkte Tee ein. „Möchtest du Toast?“
„Nein.“
„Dann trink wenigstens den Tee“, sagte Steven ungerührt und stellte ihr die Tasse auf den Tisch. „Wenn du fertig bist, besuchen wir Robbie.“
Selina setzte sich und senkte den Blick. „Es war ganz allein deine Schuld!“, stieß sie hervor.
„Ja“, bestätigte Steven ruhig, während er ihr gegenüber Platz nahm.
„Hättest du nicht …“
„Selina“, entgegnete er weich, „trink deinen Tee.“
„Ich will keinen Tee!“, rief sie aus und sprang auf. „Ich will …“
„… so tun, als wäre nichts geschehen? Also gut. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, in Ordnung?“
„Nein. Und gib dich nicht so unbeteiligt!“
„Möchtest du, dass ich wütend werde? Dich anschreie?“
„Nein“, antwortete sie leise und setzte sich wieder hin. „Ich habe mich noch nie so gehenlassen! Noch nie!“ Völlig aufgelöst, den Tränen nahe, ließ sie den Kopf auf die verschränkten Arme sinken.
„Selina, Selina“, sagte Steven besänftigend. Er ging um den Tisch und fuhr ihr zärtlich durch das zerzauste Haar.
„Du hast in den letzten Tagen kaum geschlafen, warst krank vor Sorge um Robbie und eure Zukunft. Kein Wunder, dass deine Nerven da nicht mitspielen und du Dinge tust, die du eigentlich gar nicht tun willst.“
„Glaubst du wirklich?“, fragte sie und hob den Kopf, um Steven anzusehen.
„Natürlich. Jetzt trink den Tee. Danach fahren wir zu Robbie.“
„Tut mir leid“, sagte Selina unglücklich.
„Ist schon in Ordnung.“
„Ja, aber es war deine Schuld …“ Sie lächelte schwach, als er schmunzelte. „Stimmt doch, oder?“
„Ja, stimmt. Ich sollte nicht mehr mit dem Feuer spielen!“
Du hast ein ganzes Feuerwerk veranstaltet, dachte Selina.
8. KAPITEL
Im Krankenhaus angekommen, stellten sie fest, dass es Robbie in der Tat viel besser ging. Noch sehr schläfrig, begrüßte er Selina mit einem zaghaften Lächeln. Als er jedoch Steven entdeckte, streckte Robbie ihm strahlend die Hand entgegen.
„Hallo, kleiner Mann, wie geht’s?“, fragte Steven weich.
„Ich war krank“, erklärte Robbie fast stolz.
Selinas Augen wurden verdächtig feucht.
„Ja, ich weiß. Aber jetzt fühlst du dich wieder besser.“
„Ja. Darf ich nach Hause?“
„Bald,
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