Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
einmal wusste, wo Shelley wohnte. „Wissen Sie das nicht?“ Auch wenn die Beziehung sehr flüchtig gewesen sein musste, wie Shelley angedeutet hatte, so sollte er doch zumindest ungefähr das Alter seiner Tochter wissen!
„Ich hätte wohl kaum gefragt, wenn ich es bereits wüsste, oder?“, herrschte er sie an und ging zu einer Kommode, auf der diverse Alkoholika standen. Er schenkte sich einen doppelten Whiskey ein und trank einen ordentlichen Schluck, ehe er Olivia die geschliffene Karaffe einladend hinhielt.
„Nein danke“, wehrte sie kühl ab. Sich zu betrinken würde ihm wohl kaum weiterhelfen.
„Bedienen Sie sich selbst, wenn Sie mögen.“ Er zuckte mit den Schultern, dann leerte er das Glas mit einem Zug. „Also, ich schätze, sie ist zwischen zwei und vier Monaten alt.“
Dann war die Beziehung also doch nicht so flüchtig gewesen. Bestimmt kein One-Night-Stand, wie Olivia zuerst vermutet hatte. „Sie heißt Andrea“, sagte sie spitz. „Und ich gebe Ihnen recht – sie ist ungefähr drei Monate alt.“
Ethan verzog spöttisch den Mund. „Sind Sie auf diesem Gebiet Expertin?“
Es kam so beleidigend heraus, dass sie sich zusammenreißen musste. „Also, Mr. Sherbourne …“
„Hören Sie endlich auf, mich Mr. Sherbourne zu nennen, ich heiße Ethan“, erwiderte er ungeduldig. „Schließlich sind wir durch Shelleys abruptes Verschwinden zu Hütern eines Babys geworden!“
„Wir bestimmt nicht!“ Entschlossen ging sie auf ihn zu und drückte ihm das Kind in die Arme. „Während der Abwesenheit der Mutter sind allein Sie für die Kleine verantwortlich.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, trat sie einen Schritt zurück. „Und deswegen sollten Sie wissen, dass Andreas Windel gewechselt werden muss“, fügte sie richtig zufrieden hinzu. „Sehr wahrscheinlich ist die volle Windel der Grund, warum sie so brüllt.“
Ethan hob das Kind leicht an und schnupperte. Dann verzog er die Nase.
„Ich vermute mal, ihre Windeln befinden sich in der Reisetasche, zusammen mit ihrem Essen.“ Olivia ging zu besagter Tasche, die immer noch auf dem Boden stand, und zog den Reißverschluss auf. Sie fand darin alles, was ein Baby vorerst brauchte: Wäsche zum Wechseln, einen Haufen Windeln, dazu Flaschen und genügend Milchpulver für bestimmt eine Woche. „Hier.“ Sie reichte Ethan eine der Miniwindeln, Papiertücher und Babyöl. Ohne großes Mitleid schaute sie zu, wie er versuchte, gleichzeitig das Baby und die Utensilien zu halten.
Er starrte sie mit aufgerissenen Augen an. „Sie erwarten von mir, dass ich Andreas Windel wechsle?“, sagte er dann ungläubig.
„Ich erwarte gar nichts von Ihnen“, versicherte sie ihm leichthin. „Aber ich denke, Shelley tut es!“
Ethan gab den Versuch auf, all die Dinge zu halten, die sie ihm gerade gegeben hatte. Er ließ sie einfach auf den Teppichboden fallen – glücklicherweise nicht das Baby! „Also, dann will ich Ihnen eins sagen – das Gleiche wie Shelley übrigens, wenn sie hier wäre …“
„Wenn das Wörtchen wenn nicht wär …“, sagte Olivia zuckersüß. „Sie ist aber nicht hier. Womit allein Sie übrig bleiben …“
„Und Sie“, warf er schnell ein.
„Absolut nicht!“ Olivia schüttelte entschlossen den Kopf. „Shelley hält Sie offenbar für geeignet, sich um Andrea zu kümmern.“ Sie selbst wäre in einer solchen Situation allerdings nicht ganz so sicher gewesen. „Deswegen schlage ich vor, Sie erfüllen Shelleys Vertrauen in Sie, indem Sie der Kleinen nun schleunigst die Windel wechseln.“
Misstrauisch blickte er sie an. „Sie genießen dies hier, nicht wahr?“, fragte er schließlich langsam.
Was Shelleys erbarmenswerte Umstände betraf, nein, bestimmt nicht. Aber dass dieser arrogante Westentaschencasanova endlich einmal die Quittung bekam … ja! Und wie!
Ethan Sherbourne war all das, was Olivia an Männern nicht mochte: arrogant, viel zu gut aussehend und – wie sich heute herausstellte – auch noch total unmoralisch.
„Was ich von dieser Situation halte, ist völlig uninteressant“, bekam er seine Antwort. „Dass es dem Baby gut geht, dafür umso wichtiger. Ich hole rasch ein Handtuch aus dem Bad, Sie können sie dann darauf legen.“ Wo sein Bad war, wusste sie, da beide Wohnungen gleich geschnitten waren. Gleich darauf kehrte sie zurück. „Hier.“ Sie faltete das Badelaken einmal und breitete es auf dem Fußboden aus. Dann blickte sie Ethan Sherbourne erwartungsvoll an.
Finster starrte er sie
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