Julia Gold Band 0045
möchte keine Geheimnisse vor dir haben, aber es gibt gewisse Dinge und Situationen, die du jetzt noch nicht verstehst.“
Er blickte ihr tief in die Augen. „Vertrau mir bitte, und hab noch etwas Geduld. Ich werde dir alles erklären, wenn es so weit ist, das verspreche ich dir.“
„Warum kannst du es mir nicht jetzt erklären?“
„Bald wirst du alles erfahren, wirklich.“ Er küsste sie. „Sag mir, dass du mir vertraust und nie wieder so ärgerlich bist.“
Sie konnte ihm nicht böse sein. „Gut. Aber du musst mich wirklich bald aufklären, was hier los ist.“
„Ja, ganz bestimmt.“
Amber lächelte. „Natürlich vertraue ich dir.“
Und das tat sie auch. Sie hatte sogar grenzenloses und uneingeschränktes Vertrauen zu ihm.
Wenig später verabschiedete er sich. Er musste an einer Besprechung teilnehmen.
Plötzlich war Amber sich ganz sicher, was sie wollte. Ich werde das Risiko eingehen und bei ihm bleiben, entschloss sie sich. Sie wollte auf ihr Gefühl und ihr Herz hören. Außerdem war es sinnlos, noch länger darüber nachzudenken. Sie machte sich nur etwas vor, wenn sie so tat, als müsste sie noch überlegen, denn nichts und niemand würde sie dazu bewegen können, Zoltan zu verlassen.
Am liebsten hätte sie es ihm sogleich mitgeteilt, wollte ihn jedoch nicht mitten in der Besprechung stören. Er hatte erwähnt, dass sie ungefähr zwei Stunden dauern würde. Auch gut, ich habe noch andere Dinge zu erledigen, sagte sie sich.
Aber innerhalb einer Viertelstunde hatte sie am Flughafen angerufen und ihre Flugbuchung annulliert und auch ihrer Mutter ein Fax geschickt, dass sie nicht wie geplant zurückkommen würde. Erst wenn sie mit Zoltan gesprochen hatte, wollte Amber ihre Mutter anrufen und ihr alles ausführlich erklären.
Dann lief sie im Zimmer ruhelos hin und her. Sie brauchte erst gar nicht zu versuchen zu arbeiten, sie würde sich sowieso nicht konzentrieren können. Schließlich war sie es leid, unentwegt den Raum zu durchqueren, und ging hinaus in den Innenhof, wo sie den Pfau beobachtete. Dann setzte sie sich an den Tisch und blätterte geistesabwesend in ihren Notizen. Weil sie das auch nicht ablenkte, ging sie wieder hinein, wusch sich das Haar und duschte. Als sie damit fertig war und sicher zum hundertsten Mal auf die Uhr geschaut hatte, waren die längsten zwei Stunden ihres Lebens endlich vorbei.
Sie zog sich ein hübsches blaues Baumwollkleid über, trug ihr Lieblingsparfüm verschwenderischer als sonst auf und beschloss, Zoltan in seinem Büro zu besuchen.
Aufgeregt eilte sie die Flure entlang, an den vielen Privaträumen der Angestellten vorbei, und als sie die Bibliothek durchquerte, kam ihr plötzlich irgendetwas seltsam vor. Aber sie nahm es nur am Rande wahr und dachte nicht darüber nach, sondern lief weiter, denn sie hatte nur eines im Kopf: Sie wollte Zoltan ihren Entschluss so rasch wie möglich mitteilen.
Sie gelangte in den Flur, an dessen Ende sich Zoltans Büro befand, soweit Amber sich erinnerte. Sie freute sich auf seinen überraschten Blick, wenn sie vor ihm stehen und die Neuigkeit verkünden würde.
Schon von Weitem erkannte sie die breite Tür aus massivem Holz mit dem großen goldfarbenen Schild, auf dem sowohl auf Arabisch als auch auf Englisch stand, dass es sich um das Büro von Scheich Zoltan, bin Hamad al-Khalifa, Emir des Scheichtums Ras al-Houht, handelte.
Amber lächelte. War das wirklich derselbe Mann, den sie so sehr liebte und in dem sie jetzt nicht mehr den Scheich, sondern nur noch Zoltan sah, der ihr so vertraut war und mit dem sie ihr Leben verbringen wollte?
Ihre Augen strahlten vor Aufregung, als sie die Tür aufstieß, die nur angelehnt war. Doch mit einem Mal brach für sie eine Welt zusammen. Sie war sprachlos bei dem Anblick, der sich ihr bot, und sie fühlte sich wie versteinert.
Zoltan stand am Fenster neben dem breiten Schreibtisch aus Teakholz, der den Raum mit den vielen Bücherregalen an den Wänden zu beherrschen schien. Er wandte ihr halb den Rücken zu und war nicht allein.
Er hielt ein Kind im Arm, ein hübsches kleines Mädchen von vier oder fünf Jahren. Und neben ihm erblickte Amber eine Frau, die in ein schwarzes Gewand gehüllt war. Sie trug auch den traditionellen schwarzen Schleier, hatte ihn aber aus dem Gesicht geschoben. Die Frau sah ausgesprochen gut aus. Sie war ungefähr ein oder zwei Jahre älter als Amber. Obwohl Amber jetzt zum ersten Mal ihr Gesicht sah, wusste sie sogleich, wer sie war.
Es war
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