Julia Gold Band 0045
die Frau, von der Amber sich immer wieder beobachtet gefühlt hatte und die hinter der Tür zum Palastgarten gestanden hatte. Das war’s also, ich hatte doch recht. Sie ist wirklich Zoltans Frau, ging es Amber durch den Kopf. Sie war zutiefst verzweifelt und konnte es nicht fassen, dass er sie so sehr getäuscht hatte. Man brauchte nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass man hier eine Familie vor sich hatte. Zoltan sprach mit dem Kind, das ihn anlachte, während die Frau die beiden liebevoll und etwas nachsichtig betrachtete.
Plötzlich drehte die Frau sich um. Sie bemerkte Amber und stieß einen kleinen Schrei aus, und sogleich wandte Zoltan sich auch um. Amber wollte seine Miene gar nicht erst sehen.
„Du verdammter Lügner!“, schrie sie ihn an. „Du hast mich die ganze Zeit belogen!“ Dann wirbelte sie herum. Sie wollte nur noch weg von ihm und der schrecklichen Szene.
„Amber, komm zurück!“, rief er hinter ihr her.
Aber sie hörte nicht auf ihn, sondern hetzte den Flur entlang, als wäre der Teufel hinter ihr her.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie bekam fast keine Luft mehr. Kein Wunder, dass er sie nicht gebeten hatte, ihn zu heiraten, denn er war bereits verheiratet und hatte ein Kind.
Und was hatte es mit all den schönen Worten auf sich, die er gesagt hatte? Sie waren völlig bedeutungslos. Er liebte sie, Amber, nicht, sonst hätte er sie nicht so belogen und getäuscht.
Die bittere und grausame Wahrheit war, er hatte sie nur benutzt.
Während Amber über die vielen Flure zurück in ihr Zimmer eilte, hatte sie das Gefühl, das alles nicht ertragen zu können. Es war aus und vorbei, einfach so, ihre Träume waren ausgeträumt. Die Stunden mit ihm, in denen sie an Liebe und Glück geglaubt hatte, waren für ihn nichts anderes als eine willkommene Abwechslung gewesen. Amber musste jetzt mit der Tatsache fertig werden, dass er sie auf übelste Weise hintergangen hatte.
Er war nur an einer Affäre mit ihr interessiert, und er hatte sie nur gebeten, bei ihm zu bleiben, damit sie jederzeit für ihn verfügbar wäre, wie ein Spielzeug, das man nach Belieben benutzen und wieder wegwerfen konnte.
Als sie endlich in ihrem Zimmer angelangt war, schluchzte sie auf, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich sekundenlang von innen dagegen. Niemals werde ich mich von ihm benutzen lassen, niemals, sagte sie sich immer wieder, während sie den Schlüssel herumdrehte. Dann schloss sie auch die Terrassentür ab. Jetzt fühlte sie sich sicherer. Sie würde nicht zulassen, dass er sie noch ein einziges Mal anfasste. Lieber würde sie sterben, als dass sie ihm noch einmal erlauben würde, diesen Raum zu betreten.
Während sie noch mitten im Zimmer stand und sich bemühte, mit dem Schmerz fertig zu werden, fing plötzlich das Faxgerät in der Ecke an zu rattern. Sie ging hin, zog das Schreiben heraus und stellte fest, dass die Nachricht von ihrer Mutter kam.
Herzlichen Glückwunsch! Er muss ein ganz besonderer Mann sein! Ruf bitte bald an. Dein Vater und ich können es kaum erwarten, mehr über ihn zu erfahren. Genieß die Zeit mit ihm, und sei glücklich!
Amber stand da wie erstarrt. Ihre Mutter mit ihrer romantischen Ader hatte natürlich sogleich erraten, dass ein Mann hinter ihrem, Ambers, Entschluss steckte, ihren Aufenthalt zu verlängern. Aber ihre Mutter irrte sich, Zoltan war kein besonderer Mann, sondern ein ganz gemeiner Lügner und Betrüger.
Unglücklich schaute Amber auf das Fax. Tränen traten ihr in die Augen und der gut gemeinte Wunsch ihrer Mutter, sie solle die Zeit mit Zoltan genießen und glücklich sein, kam ihr wie Hohn und Spott vor. Sie zerknüllte das Blatt und warf es in den Papierkorb. Ich werde nie mehr glücklich sein, nie mehr in meinem ganzen Leben, sagte sie sich verzweifelt.
Während ihr noch die Tränen über die Wangen liefen, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Bestürzt und alarmiert drehte sie sich um.
Das ist doch unmöglich, sehe ich etwa Gespenster? fragte sie sich, denn Zoltan saß mit finsterer Miene in dem Sessel neben dem Bett.
„Endlich merkst du, dass ich hier bin.“ Er stand auf. „Ich muss dir etwas erklären, und du wirst mir jetzt zuhören. Es gibt Dinge, die ich unbedingt klarstellen muss, und ich denke, wir haben einiges zu besprechen.“
14. KAPITEL
„Wie bist du denn hereingekommen?“ Amber blickte Zoltan ungläubig an. Sie war so schockiert, dass sie sekundenlang alles andere vergaß. „Was geht hier eigentlich vor? Ich habe
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