Julia Gold Band 51
sehr lieben, dass es wehtut, fragte sich Alexis verzweifelt. Am ersten Tag nach ihrer Rückkehr war sie jedes Mal zusammengezuckt, wenn das Telefon klingelte, doch Ali hüllte sich in Schweigen.
Es kamen keine Telegramme, keine Briefe, und er stand auch nicht plötzlich vor ihrer Tür, wie sie heimlich gehofft hatte. Es war, als hätte er sie völlig aus seinem Leben gestrichen. Hatte er sie etwa tatsächlich nur aus Pflichtgefühl heiraten wollen und empfand ihre Abreise als Erleichterung?
„Die verlorene Tochter kehrt zurück“, wurde sie von Barney begrüßt, dem väterlichen Chefredakteur der Financial Review . „Hier ging das verrückte Gerücht um, Sie würden Scheich Ali heiraten.“
Alexis bedachte Barney mit ihrem strahlendsten Lächeln. „Sie sollten nicht alles glauben, was Sie hören. Aber es stimmt, dass ich in Kamar war.“
„Großartig! Was geschieht nun wirklich mit den Ölmilliarden?“
„Der Scheich gibt sie für die Bevölkerung aus.“
„Ach, kommen Sie! Für einen Artikel ist das zu wenig.“
„Aber es ist die Wahrheit. Ich konnte keine Spur von krummen Geschäften entdecken. Nichts, was einen Artikel wert wäre.“
Barney war die Enttäuschung anzusehen. „Keine Story?“
„Nun, falls es eine gibt, werde ich sie jedenfalls nicht schreiben. Tut mir leid.“
„Dann werde ich jemand anders damit beauftragen müssen.“
„Ich wünsche ihm Glück.“
Vor einigen Wochen hätte Alexis sich nicht vorstellen können, jemals einen Auftrag zurückzugeben. Nun aber war das, was sie in Kamar erlebt hatte, ihr viel zu kostbar, um es in einem Artikel zu verwenden.
Howard meldete sich telefonisch, und sie nahm seine Einladung zum Dinner an. Glücklicherweise war er ein Mann mit wenig Fantasie und glaubte sofort, dass sie aus rein beruflichen Gründen in Kamar gewesen sei.
„Du bist mir vielleicht eine Geheimnistuerin“, sagte er, nachdem er in dem teuren Nobelrestaurant ein exzellentes Menü bestellt hatte. Howard speiste nur in Lokalen der gehobenen Klasse, da er glaubte, man würde das von einem Mann in seiner Position erwarten. „Warum hast du nicht wenigstens einmal angerufen, meine Liebe?“
„Tut mir leid, Howard, dort unten war allerhand los.“
„Natürlich, klar. Ich war hier ja ebenfalls sehr beschäftigt. Bei uns in der Bank wird der Sessel eines Vorstands frei und …“, er hüstelte bescheiden, „… die Entscheidung fällt zwischen mir und einem anderen Typ aus der Bank.“
„Ich bin sicher, der andere hat gegen dich keine Chance“, antwortete Alexis artig.
„Nun ja, wenn ich einen neuen Großkunden anwerben könnte, würde mir das sicher helfen.“ Er lächelte. „Du hast mir gefehlt, meine Liebe. Ich gehe gern mit dir essen. Du bist eine gut aussehende Frau, und das macht mich stolz.“
„… dein Haar rotgolden glänzt, und ich mich in den Tiefen deiner blauen Augen verliere“, glaubte Alexis plötzlich Alis Stimme zu hören. Um wie viel poetischer das doch klang als Howards schale Komplimente.
„Nun“, Howard schenkte ihr Wein nach, „ich hoffe, die Sache war es wert.“
„Die Sache?“
„Ich meine, konntest du genügend Informationen sammeln?“
„Also …“
„Kamar interessiert mich sehr. Wenn ich von dort einen Auftrag an Land ziehen könnte, wäre mir der Sessel im Vorstand sicher.“
Alexis erzählte ihm, was sie bereits dem Chefredakteur berichtet hatte, und im Gegensatz zu diesem hörte Howard ihr mit glänzenden Augen zu und schien sich in Gedanken bereits Notizen zu machen.
Es wurde ein langweiliger Abend, weil Howard ein langweiliger Mann war, und Langeweile hatte ja auch etwas Beruhigendes. Sie besänftigte ihre aufgewühlten Nerven, doch die Qual in ihrem Herzen linderte sie nicht. Howard fuhr Alexis nach Hause und gab ihr einen flüchtigen Gutenachtkuss, und sie verschwand ins Haus, ehe sich daraus mehr entwickeln konnte.
„Jemand möchte Sie sprechen, Mr Marks“, verkündete Howards Sekretärin einen Tag später und hielt dem Besucher die Tür auf.
„Bitte verzeihen Sie mir, dass ich ohne Anmeldung bei Ihnen hereinplatze“, entschuldigte sich der im Türrahmen stehende Mann höflich. „Aber die Angelegenheit ist sehr dringend.“
Hastig stand Howard auf. „Eure Hoheit. Welch unerwartete Ehre!“
Was heißt hier Ehre, dachte Ali grimmig, während er seinen Nebenbuhler gewinnend anlächelte. Nach den Gerüchten, die über mich und Alexis kursieren, müsstest du mir zur Begrüßung einen Kinnhaken
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