Julia Gold Band 51
Sache, doch bist du deinem Land schuldig, für einen Nachfolger zu sorgen.“
„Du hast recht, Mutter. Such eine Braut für mich aus, und stell sie mir am Hochzeitstag vor. Mir ist egal, wer es ist. Allerdings ist sie zu bedauern, denn sie wird einen Mann bekommen, dessen Herz für immer einer anderen gehört.“
„Die Zeit heilt alle Wunden“, versuchte Elise ihn zu trösten.
Ali schüttelte den Kopf. „Meine nicht, aber ich werde meine Pflicht erfüllen.“
„Es wäre schön, wenn du deiner Mutter noch eine weitere Freude machen könntest. Ich würde so gern wieder einmal mit dir gemeinsam nach Wadi Sita fliegen. Erinnerst du dich noch an unsere Ausflüge dorthin mit deinem Vater?“
„Wie glücklich war ich damals“, sagte Ali wehmütig. „Das Leben war viel unkomplizierter als jetzt. Wann möchtest du hinfliegen?“
„Wenn es sich machen lässt, gleich morgen.“
Sie kamen bei einbrechender Dunkelheit im Wadi Sita an, und eine Stunde später lud Elise ihren Sohn zum Dinner in ihr Zelt ein. Sie hatte dafür gesorgt, dass alle seine Lieblingsspeisen aufgetischt wurden, doch er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht wahrzunehmen schien, was er aß.
Ein junger Mann mit einer Ud im Arm erschien. Er verbeugte sich tief, setzte sich auf den Teppich und begann zu singen. „Mein Herz reitet mit dem wilden Wind …“
Als Ali jenes Lied hörte, das er einst für Alexis übersetzt hatte, wäre er am liebsten aufgesprungen und aus dem Zelt gerannt. Doch seine Mutter konnte ja nicht wissen, was dieses Lied für ihn bedeutete, und wenn er jetzt ging, würde er sowohl sie als auch den Sänger beleidigen.
„… Meine Liebste ist von mir gegangen, aber in meinen Gedanken werden wir für immer gemeinsam im Mondlicht reiten“, beendete der Sänger mit gefühlvoller Stimme das Lied.
Ali senkte den Kopf, damit niemand sehen konnte, wie sehr er litt. Er hatte sich das Opfer abgerungen, auf Alexis zu verzichten, doch wie sollte er ein Leben ohne sie ertragen?
Nachdem der Sänger geendet hatte, hielt Ali es nicht mehr länger aus. „Bitte, entschuldige“, sagte er zu seiner Mutter und eilte, wie von Furien gejagt, aus dem Zelt.
Wie zum Hohn schien an diesem Abend auch noch der Vollmond. In jener Nacht mit Alexis hatte das silbrige Mondlicht den Zauber noch verstärkt. Nun empfand er es als kalt und fühlte sich noch einsamer.
Die Wüste hatte an diesem Abend jeden Reiz für ihn verloren. Er ging in sein Zelt, um mit seinem Kummer allein zu sein. Eine Petroleumlampe verbreitete ein schummriges Licht, deshalb entdeckte er die verschleierte Gestalt erst, als sie sich tief vor ihm verneigte.
„Mein Gebieter“, sagte sie leise.
In seinem Schmerz nahm er gar nicht wahr, dass sie ihn auf Englisch begrüßt hatte, antwortete aber unwillkürlich in derselben Sprache. „Hat dich meine Mutter geschickt?“
„Ja, mein Gebieter“, flüsterte die verschleierte Gestalt.
„Sie hat es bestimmt gut gemeint, aber … mir ist … ich möchte nicht …“ Er riss sich zusammen. „Du bist sicher wunderschön und vermagst einen Mann sehr glücklich zu machen, aber nicht mich.“
Die Gestalt senkte den verschleierten Kopf.
„Es ist nicht deine Schuld“, sagte er sanft. „Ich muss dich zurückweisen, weil ich es als Verrat empfinden würde an der Frau, die ich liebe. Selbst an meinem Hochzeitstag wird mein Herz ihr gehören. Sie wird es niemals erfahren, und es wird sie auch nicht interessieren, aber ich werde ihr mein Leben lang treu bleiben.“
„Für immer?“, fragte die verschleierte Gestalt.
„Bis in den Tod“, bekräftigte er. „Vielleicht gibt es danach einen Ort, wo sich unsere Seelen finden, wo es keine Qualen und Missverständnisse mehr gibt. Es ist besser, wenn du jetzt gehst, denn ich habe dir nichts zu bieten.“
„Ich bin nicht gekommen, um zu nehmen“, flüsterte sie, „sondern um zu geben.“ Sie ließ den Schleier fallen.
Ali war wie vom Donner gerührt. Dann stieß er einen Freudenschrei aus. „Du!“, sagte er. „Du bist es wirklich.“
Im nächsten Moment lag Alexis in seinen Armen, und er küsste sie ungestüm, aber auch voller Zärtlichkeit. „Du bist zu mir zurückgekommen. Aber wieso …?“
Diesmal verschloss Alexis ihm die Lippen mit einem Kuss, der beredter als alle Worte war.
„Ich habe dich so sehr vermisst“, gestand sie. „Als du mich freigegeben hast, damit ich Howard heiraten konnte, wurde mir bewusst, wie sehr ich dich liebe.“
„Ich habe dich vom
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