Julia Gold Band 51
Porzellanpuppe, eingehüllt in sinnliche weinrote Seide, und wartete. Seit einer Dreiviertelstunde wartete sie auf ihren Geliebten – ruhig, geduldig.
Zumindest hatte es den Anschein, denn ein strenges Elternhaus hatte sie gelehrt, nicht zu zeigen, was sie wirklich fühlte. Doch nur ein oberflächlicher Betrachter konnte ihre äußerliche Ruhe für bare Münze nehmen.
Scheich Raschid Al Kadah hätte sich nicht täuschen lassen, aber er war ja nicht da. Und die einzige Person, die versuchte, ihr Gesellschaft zu leisten, hob nur selten den Blick. Asim stand neben dem in weißem Marmor eingefassten Kamin, die Hände reglos vor der traditionellen Robe gekreuzt, und schwieg. Längst hatte er in kluger Einsicht jeglichen Versuch einer höflichen Konversation eingestellt, nachdem Raschids Verspätung ein unentschuldbares Ausmaß angenommen hatte.
Als Evie verstohlen einen Blick auf ihre zierliche goldene Armbanduhr warf, bemerkte Asim in der für ihn typischen sanften, diplomatischen Art: „Sicher wird er jetzt jeden Moment eintreffen. Manche Dinge sind leider unvermeidlich, wie zum Beispiel ein Anruf von seinem Vater.“
Oder ein Anruf aus New York, Paris oder Rom, ergänzte Evie insgeheim. Die Geschäftsinteressen der Al Kadahs waren breit gestreut und international. Und da Raschid als einziger Sohn seines Vaters seit einem Herzanfall des alten Herrn vor einem Jahr den Großteil der Verantwortung übernommen hatte, blieb ihm für Evie immer weniger Zeit.
Sie seufzte leise. Normalerweise hätte sie sich das in Anwesenheit eines anderen nicht erlaubt, doch an diesem Abend quälte sie ein drückendes persönliches Problem. Und das lange Warten machte es nicht leichter, zumal sie sich sowieso hatte überwinden müssen zu kommen. Denn sie wusste, dass es Raschid überhaupt nicht gefallen würde, was sie ihm zu sagen hatte.
Verdammt! dachte Evie und wollte sich gerade an die schmerzende Schläfe fassen, als am anderen Ende des Salons eine Tür geöffnet wurde. Sofort ließ Evie die Hand wieder sinken und ballte sie zur Faust. Ohne sich umzudrehen, spürte sie Raschids forschenden Blick in ihrem Nacken.
Scheich Raschid Al Kadah verharrte auf der Türschwelle seines verschwenderisch in Creme- und Goldtönen eingerichteten Salons und schätzte mit einem Blick die Stimmung der beiden Anwesenden ab. Evies betont kerzengerade, angespannte Haltung sprach für ihn Bände, und die Erleichterung seines Bediensteten bei seinem Anblick war ebenso offensichtlich.
Resigniert entließ Raschid Asim mit einer kleinen Kopfbewegung. Im Hinausgehen warf ihm sein kluger Diener einen warnenden Blick zu, der besagte: „Sie stecken in großen Schwierigkeiten, Scheich. Die Lady ist nicht erfreut.“
Langsam und zögernd drehte Evie sich zu Raschid um, was dieser als Zeichen ihrer Verärgerung missverstand.
Auch Raschid war nicht in bester Stimmung. Er hatte soeben eines der schlimmsten Telefongespräche mit seinem Vater hinter sich gebracht. Es war schon spät, und überhaupt schien sich plötzlich alles gegen ihn verschworen zu haben und sein ohnehin schon kompliziertes Leben gänzlich aus den Fugen zu geraten. Dennoch, als Raschid und Evie sich ansahen, schien für einen wundervollen Moment die Welt um sie her stillzustehen, und die Atmosphäre war von knisternder Erotik erfüllt. So war es von Anfang an zwischen ihnen gewesen.
Voller Stolz und Bewunderung ließ Raschid den Blick über Evie gleiten. Wie wunderschön sie doch war! Groß und gertenschlank und dennoch wohlgerundet an genau den richtigen Stellen, strahlte sie eine atemberaubende Sinnlichkeit aus. Ein makelloser Teint, der sich gegen die weinrote Seide ihres Kleides wie schimmernder Perlmutt abhob – und sich wie Samt anfühlte, was keiner so gut wusste wie er, Raschid. Langes goldblondes Haar, das ihr in glänzenden Kaskaden über die Schultern fiel und ihr zartes, hinreißend schönes Gesicht umrahmte: perfekt die zierliche, gerade Nase, verführerisch der herzförmige Mund und restlos betörend die klaren veilchenblauen Augen, deren Blick Raschid verriet, welch erregende Wirkung er wiederum trotz ihrer Verärgerung auch auf Evie ausübte.
Wie stets raubte ihr seine exotische, männliche Schönheit den Atem. Raschid war noch größer als sie, dazu breitschultrig und athletisch gebaut. Tiefschwarzes, modisch kurz geschnittenes Haar und ein samtener brauner Teint betonten sein markantes, unwiderstehlich attraktives Gesicht. Evie konnte sich gar nicht sattsehen an seiner
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