Julia Gold Band 53
wiederholte Hassan.
Rose blies eine Strähne fort, die ihr ins Gesicht gefallen war. „Das waren Sie heute Morgen, stimmt’s? ‚Simon Partridge bittet Sie um das Vergnügen …‘ Hören Sie, weiß Mr Partridge überhaupt, dass Sie seinen Namen missbraucht haben?“
„Hm …“
„Hm? Ist das alles?“, hakte sie nach. „Fällt das Abendessen etwa aus? Ich warne Sie, Wasser und Brot sind nichts für mich. Ich brauche anständige Kost …“
„Für das Abendessen ist gesorgt, Miss Fenton. Ich fürchte jedoch, Sie werden Mr Partridge entschuldigen müssen. Er befindet sich zurzeit außer Landes. Um Ihre erste Frage zu beantworten, nein, er hat keine Ahnung, dass ich seinen Namen missbraucht habe. Er ist unschuldig.“
Ihr war sofort klar, was das zu bedeuten hatte. Nachforschungen würden rasch ergeben, dass es sich hier um eine sorgfältig geplante Entführung handelte, dass jemand einen Freund ins Spiel gebracht hatte, um sicherzustellen, dass sie bei dem Rennen sein würde. Und wenn die Behörden der Telefonnummer auf der Einladung nachgingen, würden sie nichts erreichen.
„Na ja“, sagte Rose schließlich, „da kann ich nur hoffen, dass er Ihnen gehörig die Meinung sagt, wenn er es herausfindet.“
„Worauf Sie sich verlassen können.“
Rose änderte ihre Taktik. „Sie hätten mich wirklich nicht so zu verschnüren brauchen, wissen Sie.“ Sie hüstelte. „Ich war ziemlich krank.“
„Das habe ich gehört.“ Hassan klang wenig überzeugt, und sie merkte, dass sie mit Appellen an sein Mitgefühl nicht weit kommen würde. „Trotzdem scheinen Sie die Situation zu genießen“, setzte er hinzu. „Ich finde, Cocktailpartys, Empfänge und Stadtbesichtigungen wären nicht gut für Sie gewesen.“
„Ach, ich verstehe! Sie tun mir einen Gefallen. Sie haben mich entführt, um zu verhindern, dass ich mich überanstrenge.“
„So kann man es auch sehen.“ Er lächelte ironisch. „Ich fürchte, mein Cousin denkt nur an sein Vergnügen …“
„Und an meins. Das hat er mir selbst gesagt.“ Sie zweifelte längst an Prinz Abdullahs noblen Absichten. Ihm schien verdächtig viel daran zu liegen, dass sie sich ein positives Bild von seinem Land machte. Die Gardinen an den Fenstern der Limousine, in der man sie auffallend schnell durch die Stadt gefahren hatte, hatten offenbar allerlei Missstände verbergen sollen.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich wie die einheimischen Frauen in eine lange schwarze Abbayah gehüllt, das rote Haar unter einem Kopftuch verborgen, allein und unerkannt genauer in der Stadt umzusehen. Ihren Bruder hatte sie bei diesem Ausflug nicht mit eingeplant, da sie wusste, dass er so etwas nicht billigen würde.
„Und abends an der Rennbahn herumzustehen wäre bestimmt auch nicht gut für Sie“, fuhr Hassan fort. „Dann könnten Sie einen Rückfall erleiden.“
Bis sie mit ihm telefoniert hatte, wäre ihr nicht mal im Traum eingefallen, zu dem Rennen zu gehen. „Ihre Besorgnis ist wirklich rührend.“
„Freut mich, dass Sie mir dankbar sind. Sie sind hier in Ras al Hajar, um Urlaub zu machen und sich zu erholen. Und es wird mir ein Vergnügen sein, dafür zu sorgen, dass Sie es tun.“
Vergnügen? Der Ton, in dem Hassan das sagte, gefiel ihr nicht. „Prinz Hassan al Rashid, der perfekte Gastgeber“, bemerkte Rose spöttisch und versuchte, ihre Schulter etwas hochzuheben. Doch da er halb auf ihr lag, gelang es ihr nicht.
Hassan nickte nur leicht. „Ich tue mein Bestes.“ Er überhörte ihren Protestlaut. „Sie sind zum Vergnügen hier. Und vielleicht auch, um eine kleine Romanze zu erleben, wie das Buch, das Sie an Bord gelesen haben, vermuten lässt.“
Meine Güte! dachte sie. Wenn er vorhatte, Urlaubsträume wahr zu machen, würde sie ins Schleudern geraten. „Der Scheich hatte wenigstens Stil.“
„Stil?“
„Ein Landrover ist kein Ersatz für einen Hengst.“ Ihr wurde bewusst, dass sie ihn herausforderte. „Einen Hengst so schwarz wie die Nacht, mit einem teuflischen Temperament. Das dürfte in der Wüste die übliche Beförderungsmethode für Entführte sein, oder nicht? Ich muss gestehen, ich bin ziemlich enttäuscht.“
„So?“ Hassan klang überrascht. „Leider ist unser Ziel zu weit entfernt, als das wir zu zweit auf einem Pferd dorthingaloppieren könnten.“ Seine Augen funkelten. „Erst recht, nachdem Sie so krank gewesen sind. Ich werde mir das mit dem Pferd aber für später vormerken.“
„Ach, geben Sie sich da bitte keine
Weitere Kostenlose Bücher