Julia Gold Band 53
Rundungen ihrer Hüften und schaute ihrer Freundin entgegen. Viel zu aufgeregt, um Frankies Ankunft auf dem sicheren Boden abzuwarten, rief sie ihr die Neuigkeit zu.
„Ich habe ein Haus in einem Orangenhain gemietet“, und nach einer gut kalkulierten, dramatischen Kunstpause fuhr sie fort: „An der Straße nach Casablanca!“
Frankie hielt wenige Meter über dem Boden inne, drehte sich um und starrte ihre Freundin beinahe ehrfürchtig an. Hannah war wirklich ein Glückspilz.
„Eigentlich sollst du dich in Marrakesch umsehen“, gab sie lächelnd zu bedenken, „und nicht nach Humphrey Bogart Ausschau halten!“
„In nur zehn Minuten ist man mit dem Bus mitten im Zentrum von Marrakesch“, erwiderte Hannah vergnügt.
„Tatsächlich? In diesem Fall rechnest du besser mit Heerscharen von Kakerlaken und keinem fließenden Wasser, dafür aber übel riechenden Abflüssen.“
Hannah lachte mit funkelnden blauen Augen.
„Keine Sorge. Ich werde dann den ehrenwerten Khalil auf die Jagd nach Ungeziefer schicken, danach kann er die Abflussrohre reinigen. Jedenfalls muss es Wasser geben, sonst wäre dort kein Orangenhain, nicht wahr? Und Zitronenbäume gibt es und Dattelpalmen …“
Frankie hatte endlich den Fußboden erreicht und wandte sich ihrer Freundin zu. Wie immer, wenn sie Hannahs überwältigende Schönheit sah, legte sich ein warmes Lächeln über ihre etwas strengen Züge. Die Männer in Marokko werden hingerissen sein, dachte sie, mit ihrem prachtvollen Haar und ihrer hinreißenden Figur ist Hannah wirklich unwiderstehlich.
Und dieser Khalil ben Hrima würde es noch sehr bereuen, dass er Hannah so schwer beleidigt und gedemütigt hatte, denn sie war noch um vieles schöner geworden, und ihre kühle, etwas künstliche Eleganz von damals hatte einer natürlichen Ausstrahlung von Lebendigkeit und Selbstvertrauen Platz gemacht.
Aber bin ich jetzt wirklich gegen diesen Khalil so gewappnet, wie ich selbst es glaubte? fragte sich Frankie sorgenvoll.
„… und währenddessen nehme ich ein Sonnenbad …“ Noch immer sprudelte Hannah vor Begeisterung.
„Denk bitte daran, dass du dich auf eine Geschäftsreise begibst“, wurde sie von Frankie unterbrochen. „Für Sonnenbäder wird dir kaum Zeit bleiben. Außerdem haben wir Januar, das heißt, es wird regnen.“
„Du bist ja grün vor Neid!“, rief Hannah fröhlich aus. „In Marrakesch ist es jetzt herrlich warm.“
„Hast du schon dein Geld umgetauscht?“, fragte die immer praktisch denkende Freundin.
„Nein, das war nicht möglich. Man kann hier kein marokkanisches Geld bekommen. Ich muss es wohl nach meiner Ankunft dort wechseln“, antwortete Hannah. „Aber wenigstens habe ich jetzt alle Impfungen hinter mir.“
Sie rieb sanft ihren linken Oberarm und verzog schmerzvoll das Gesicht.
„Der Arzt meinte, ich hätte damit nicht so lange warten sollen, weil mit einer starken Reaktion zu rechnen ist. Ich habe ihm erklärt, dass ich bis jetzt nicht eine einzige freie Minute hatte.“
Strahlend umarmte sie Frankie. „Ist das nicht alles aufregend? Ich freue mich viel zu sehr, um mich krank zu fühlen … Ein Haus mit Orangenbäumen vor der Tür an der Straße nach Casablanca – das klingt so herrlich romantisch, findest du nicht auch?“
„Romantisch?“, wiederholte Frankie ungläubig. „Spricht hier meine realistische, kühle Freundin? Ich kenne dich als enthusiastisch, fröhlich, optimistisch und überschwänglich, aber ich hätte nie gedacht, dich einmal verträumt zu erleben.“
Im letzten Moment wich Hannah einem Arbeiter aus, der mit einem großen Brett daherkam, und schenkte ihm ein so strahlendes Lächeln, dass er beinahe sein Gleichgewicht verlor. Frankie seufzte auf. Wenn Hannah in der Nähe war, wurde nicht viel gearbeitet; da konnte man nichts machen. Genauso gut hätte man versuchen können, einen schillernden, bunten Schmetterling zu ignorieren, wenn man doch genau wusste, dass er im nächsten Augenblick schon davonflattern würde.
„Khalil sagte einmal“, meinte Hannah versonnen, „mir bliebe Romantik selbst dann fremd, wenn man mich mit Tausenden von Rosen und Liebesgedichten mästen würde.“
„Wie charmant. Marokkos selbst ernannter Meister der Beleidigung. Bei eurer Begegnung morgen wird es wohl einen Titanenkampf geben. Bist du sicher, dass du ihn als unseren Agenten verwenden willst?“
Selbstbewusst warf Hannah ihr Haar zurück und strich es mit einer heftigen Bewegung hinter die Ohren, so, als wollte sie
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