Julia Gold Band 53
finden Sie Faisal, und bringen Sie ihn auf dem schnellsten Weg hierher zurück. Erst dann gestatte ich Ihnen, mir zu sagen, was Sie von mir halten.“
„Dafür brauche ich Ihre Erlaubnis nicht“, sagte Partridge steif. „Nachdem ich Ihnen meine Meinung gesagt habe, reiche ich meinen Abschied ein.“
„Sie können mich auch zum Duell fordern, wenn es Sie glücklich macht. Aber erst wenn Sie Faisal gefunden haben.“
Mit raschen Schritten ging Rose auf das Zelt zu und betrat es, froh, der stechenden Sonne entronnen zu sein. Sofort nahm sie die Keffiyeh und den Umhang ab, warf beides beiseite und hob das Haar im Nacken an.
Sie war erhitzt und voller Staub, und die Bluse klebte ihr am Rücken. Was würde sie darum geben, jetzt duschen und sich dann im kühlen Wasser des Swimmingpools im Sportclub aalen zu können! Doch die Dusche hier spendete kein Wasser, und der Pool war viele Autostunden entfernt. Hier gab es nur den Bach, und Rose war sicher, dass die Männer sie ohne Hassans Anweisung dort nicht baden lassen würden. Und Hassan war nicht da.
Nachdem sie von dem Ausritt ins Zeltlager zurückgekehrt waren, hatte er sich lediglich vergewissert, dass sie sicher abgestiegen war und bewacht wurde, und war anschließend mit zweien seiner Männer fortgeritten. Wahrscheinlich besucht er seine Kommunikationszentrale, um festzustellen, wie weit er mit seinem Vorhaben vorangekommen ist, dachte Rose verärgert.
Er hätte sie mitnehmen können. Es tat weh, dass er es nicht getan hatte. Dabei hatte sie gedacht, dass er begonnen hatte, sie als Partnerin zu betrachten.
Immerhin besaß sie selbst ein Telefon und würde es benutzen. Doch zunächst goss sie Wasser in eine Schüssel und wusch sich Gesicht und Hände. Dann schenkte sie sich aus einer Thermoskanne ein Glas Eistee ein. Zuerst würde sie ihre Mutter anrufen. Danach wollte sie ihren Anrufbeantworter abhören.
Gordon hatte ihr bestimmt eine Nachricht hinterlassen. Wahrscheinlich sogar mehrere. Daran hatte sicher niemand gedacht, weil keiner wusste, dass sie ihr Handy dabeihatte.
Eine Weile stand Rose unter der breiten Zeltmarkise und trank Tee, dabei blickte sie über die Oase. Wie still und friedlich es hier war! In dieser Hitze waren selbst die Hunde so klug, ihre Kräfte nicht mit nutzlosem Gebell zu vergeuden.
Die Mittagshitze war ermüdend, und Rose gab der Versuchung nach, sich in einen Safarisessel im Schatten der Markise zu setzen.
Hassans Saluki streckte sich zu ihren Füßen aus. Die Wüste vor ihr schien sich endlos auszubreiten und vermittelte Rose das trügerische Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass es hinter dem fernen Horizont irgendetwas Wichtiges geben könnte. Sie wollte einfach hier bleiben, reiten, reden.
Hassan hatte ihr gezeigt, dass das Leben nach Michaels Tod weiterging. Dass sie eine junge, leidenschaftliche Frau war. Rose stellte das Glas ab und merkte, dass sie lächelte.
Hassan beendete das Telefonat, warf dem Mann, der sein Pferd hielt, das Handy zu und saß wieder auf. In gestrecktem Galopp ritt er zur Oase zurück, in der Hoffnung, dass die körperliche Anstrengung das Gefühlschaos lindern würde, das Rose Fenton in ihm ausgelöst hatte.
Er hatte Frauen kennengelernt, nach denen sich alle Männer umdrehten. Frauen, die das Blut eines Mannes mit einem Blick in Wallung bringen konnten. Doch eine Frau wie Rose war ihm noch nie begegnet.
Die anderen Frauen hatten ihn angesehen, ihn angelächelt, mit ihm geflirtet, aber letztlich waren sie nur an der Schatulle mit den Juwelen in seiner Tasche interessiert gewesen. Allerdings war es ihm gleichgültig gewesen. Bei Rose Fenton hingegen konnte er es kaum ertragen, dass ein anderer ihren Namen aussprach. Er wollte sie ganz für sich haben – wie ein Sultan aus alten Zeiten.
Sie hatte recht. Er hatte sich primitiv benommen. Aber so war er nun einmal, während Rose Fenton als Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts und Tochter einer bekannten Feministin es gewohnt war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Sie stammten aus grundverschiedenen Welten, und Hassan musste sich eingestehen, dass sich zwischen ihnen eine breite Kluft auftat, die auch Reichtum oder Macht nicht überbrücken konnten.
Das machte ihn zornig. Ruhelos. Er begehrte Rose so sehr, dass er sich nur noch mühsam beherrschen konnte. Schlimmer noch war, dass sie es wusste. Der Ausdruck in ihren Augen sagte ihm, dass er sie leicht dazu bringen konnte, mit ihm zu schlafen.
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