JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Schicksalsnächte
auf Hawai
„Meine Damen und Herren, wir werden in Kürze landen. Bitte schließen Sie die Sicherheitsgurte und bleiben Sie auf Ihren Plätzen, bis die Anzeige über Ihren Sitzen erloschen ist und wir unsere endgültige Parkposition erreicht haben.“
Carrie Evans klappte ihr Tablett hoch und ließ ihren Sitz in der aufrechten Position einrasten. Mit der Hand schob sie eine widerspenstige Locke in den lockeren Knoten zurück, den sie am Hinterkopf mit einem Kamm aufgesteckt hatte. Das handgearbeitete Stück aus emailliertem Rosenholz stammte aus ihrem Laden Time After Time, den sie gerade in einer exklusiven Gegend von Los Angeles eröffnet hatte.
Carrie vertiefte sich wieder in den spannenden Artikel in der Zeitschrift Spirit of Aloha, die im Flugzeug auslag.
Ho’ailona, las sie, nennt man auf Hawaii die Zei chen und Symbole, die die Geister aus der Unter welt in die Welt der Lebenden senden. Man muss al lerdings genau hinsehen, um zu begreifen, dass es sich bei diesen Zeichen keinesfalls um Naturerschei nungen handelt.
In Hawaii glaubt man, dass die Natur Zeichen aussendet, ein Omen, das vor Gefahren, vor Unglück oder vor Ärger warnen soll. Und Ärger wird unweigerlich kommen, wenn der Mensch seinen Weg un beirrt weitergeht.
Zeichen. Böse Omen.
Wie gut, dass ich nicht an solchen Unsinn glaube, dachte Carrie. Denn andernfalls hätte sie es für ein sehr böses Omen halten müssen, dass ihr Verlobter Kurt Rowland nicht mit ihr zusammen auf ihre Hochzeitsinsel fliegen konnte.
Als sie sich von ihrem bequemen Platz in der ersten Klasse erhob und die Kabine verließ, hatte sie die bunte Zeitschrift in ihrem Handgepäck verstaut. Freundlich lächelnd verabschiedete sie sich von der hawaiianischen Flugbegleiterin an der Kabinentür. Das Make-up der jungen Frau war makellos. Sie hatte sich eine Orchidee ans Ohr gesteckt, und sowohl die Orchidee als auch die Flugbegleiterin wirkten so frisch und ausgeruht wie beim Start in Los Angeles vor fünf Stunden.
Insgeheim wünschte Carrie, das auch von sich behaupten zu können.
Die junge Frau lächelte. „Aloha und willkommen auf Hawaii“, sagte sie und überreichte Carrie eine Landkarte der Insel.
„Vielen Dank.“ Als ob sie es selbst noch nicht ganz glauben könnte, fügte Carrie hinzu: „Ich werde am Samstag heiraten. Am Strand. Bei Sonnenuntergang.“
„Herzlichen Glückwunsch.“ Die Flugbegleiterin wünschte ihr alles Gute.
Das südliche Kalifornien schien eine Ewigkeit entfernt, als Carrie die klimatisierte Wartezone des Flughafens in Lihue auf Hawaii betrat. Kurz nachdem sie den Ankunftsbereich verlassen hatte, stieß sie auf die Menge, die sich am Gepäckband versammelt hatte. Der schwere Duft der tropischen Blumen mischte sich unter die drückende Schwüle, die sich wie eine unsichtbare Decke über sie legte.
In der tropischen Hitze wurde Carrie schlagartig bewusst, was ihr bevorstand.
In vier Tagen ist es so weit. Ich werde heiraten …
Die Hochzeit würde mehrere tausend Kilometer von zu Hause entfernt stattfinden.
Und ihr Bräutigam, der eigentlich an ihrer Seite sein sollte, befand sich immer noch auf der anderen Seite des Pazifiks.
„Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit, auf der Titelseite der Sonntagsausgabe der Los Angeles Times zu erscheinen“, hatte Carrie ihn erinnert, als er sie zum Los Angeles International Airport gefahren hatte. Natürlich war sie enttäuscht, dass Kurt und sie nicht im selben Flugzeug sitzen konnten. Aber noch mehr war sie stolz und glücklich, dass ihrem Bräutigam die Ehre zuteilwurde, der Los Angeles Times ein Interview zu geben.
Nachdem er jahrelang als unbekannter Künstler hart gearbeitet hatte, standen seine gewagten Werke, die er den einfachen Formen der amerikanischen Ureinwohner nachempfunden hatte, plötzlich hoch im Kurs. Aber Carrie und Kurt waren beide realistisch genug, um zu wissen, dass der Ruhm sehr flüchtig sein konnte.
Wie dem auch sei, hatten sie gedacht, im Moment sind die Leute ganz heiß auf seine Kunst. Und ein Artikel in der Times würde ihn noch berühmter ma chen. Seine Bilder zierten exklusive Hotels und Büros überall in Los Angeles. Sogar hochrangige Persönlichkeiten hatten ihn beauftragt, die Wände in ihren Villen zu verzaubern.
Inzwischen war Carrie zum Gepäckband vorgedrungen und drängte sich nach vorn, um sich sofort den Griff des Koffers schnappen zu können, sobald er auf dem Laufband an ihr vorbeifahren würde.
Zehn Minuten später hatten fast
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