Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
nach eurem Gesetz eine Ehe zwischen einer Frau und dem Mann, der ihr die Jungfräulichkeit raubt, verpflichtend ist.“ Sie ballte die Hand zur Faust. „Selbst wenn sie ihn heiraten möchte, du hast sie gerade gedemütigt. Glaubst du wirklich, sie wird mir jetzt noch irgendetwas erzählen?“
„Sie wird die nötigen Informationen geben oder die Konsequenzen tragen müssen.“ Fariq hoffte, sie würde seinen Bluff nicht durchschauen und ihn nach diesen Konsequenzen fragen. „Meine Schwester benimmt sich wie ein störrisches, ungehorsames Kind, und dieses Verhalten sollte nicht noch ermutigt werden.“
Crystal wanderte zu den Balkontüren hinüber und starrte einige Minuten nach draußen. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, war es offensichtlich, dass sie ihren Ärger zügeln musste. Ihre Schultern wirkten verkrampft, und ihr Mund war nur noch eine dünne Linie.
„Fariq“, begann sie. „Johara ist ein Teenager – kein Kind mehr und auch noch keine Frau. Sie ist eine ganz normale Jugendliche, die mit ihrem Leben zurechtkommen muss.“
„Sie hat ihre Familie.“
„Hat sie die? Mein erstes Essen mit der Familie hat mir einen guten Einblick vermittelt, was sie durchmacht. Niemand hört ihr zu. Jeder kommandiert sie herum, sagt ihr, dass sie sich albern benimmt oder findet eine andere Art, ihre Gefühle zu verletzen.“
„Das stimmt nicht.“
„Oh doch, das stimmt. Und ich sage dir noch etwas anderes. Sie fühlt sich isoliert und wünscht sich Freunde in ihrem Alter. Das ist ganz normal.“
„Johara ist eine Prinzessin.“
„Wenn du glaubst, dass eine königliche Geburt dafür sorgt, dass sie nicht die normalen Probleme der Pubertät durchmacht, dann bist du der Prinz des Märchenreichs.“ Sie seufzte. „Du musst ihr Raum geben.“
Er stieß einen langen Seufzer aus. „Ich nehme an, dass einiges von dem, was du sagst, richtig ist. Aber du musst verstehen, dass Joharas Erbe bedeutet, dass sie mit strengerem Maßstab gemessen wird. Mit Reichtum und Privilegien geht Verantwortung einher. Das ist eine Tatsache, die wir alle lernen mussten.“
„Auch die königliche Familie ist nicht perfekt. Du hast selbst zugegeben, dass du deine Schwächen versteckst. Aber ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen – wenn du dich schneidest, dann blutest du – physisch und emotional.“
„Nein.“ Wieder wurde er von Wut erfasst. „Meine schöne, untreue Frau hat mich davon geheilt, emotionale Schwächen zu haben.“
„Oh, Fariq, ich … ich …“
„Ich verbiete dir zu sagen, es täte dir leid. Ich brauche kein Mitleid. Die Vergangenheit spielt keine Rolle mehr.“
„Du täuschst dich.“
„Ich täusche mich niemals.“
Sie seufzte. „Ich denke, wir müssen uns darauf einigen, dass wir in diesem Punkt nicht einer Meinung sind. Aber lass Johara nicht für die Sünden einer anderen zahlen. Bis du das rational diskutieren kannst, verschwenden wir nur unseren Atem.“
Er wollte gerade erwidern, dass er seine Schwester liebte und nur ihr Glück wollte, doch Crystal wandte sich von ihm ab und verließ den Raum. Vielleicht war das auch ganz gut so. Er wollte nicht streiten.
Nein. Das stimmte nicht ganz. Wenn er mit ihr diskutierte, dann fand er das stimulierend und aufregend. Doch gerade jetzt in diesem Moment hatte er ein dringenderes Problem – er musste den König darüber informieren, dass sein jüngstes Kind und einzige Tochter, sein Juwel, die königlichen Standards von Anstand und Benimm verletzt hatte.
Wenn es soweit war, würde Crystal vermutlich ein oder zwei Dinge, oder vielleicht auch zweitausend dazu zu sagen haben. Der Gedanke ließ ihn lächeln. Nach dem, was er gerade erlebt hatte, hätte er nicht gedacht, dass irgendetwas oder irgendjemand ihn dazu hätte veranlassen können.
Crystal legte den Kajalstift ab und begutachtete kritisch ihre Arbeit an Penny Doyle, Rafiqs Assistentin. Es war jetzt mehrere Wochen her, dass sie und Fariq wegen Joharas Verhalten geteilter Meinung gewesen waren. Darüber hinaus hatte er durchblicken lassen, dass seine schöne Ehefrau untreu gewesen war. Sie hatten danach nicht mehr darüber gesprochen, doch jetzt erinnerte sie sich daran, weil sie sich fragte, ob Fariq mit Pennys glamouröser Erscheinung einverstanden wäre.
Die junge Frau hatte sich ebenfalls für die Stelle als Kindermädchen beworben, war jedoch erst in New York eingetroffen, nachdem Crystal bereits engagiert worden war. Offensichtlich hatte Prinzessin Farrah allerdings an ihr
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