Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
hatte.
Glücklicherweise hatte sie sich ihm gestern Nacht entzogen, sonst wäre er verloren gewesen. Es war eine bittere Pille gewesen, als er erkannte, dass er sie in jedem Fall geküsst hätte, selbst wenn sie ihn nicht darum gebeten hätte.
Vielleicht war es das Beste, wenn er mit ihr über das, was vorgefallen war, sprach. Er stellte sein Whisky-Glas auf dem nächsten Tisch ab und wandte sich in Richtung Korridor.
Als er sich ihrem Zimmer näherte, drangen Stimmen an sein Ohr. Mit wem konnte sie sich da unterhalten? Ärger erfasste ihn und verkrampfte seinen Magen, denn unwillkürlich wanderten seine Gedanken zurück zu einer Zeit, in der er entdeckt hatte, dass seine Frau ihm untreu war. Dabei hatte sie sich politisch brisante Liebhaber ausgesucht, die einen Skandal für die königliche Familie bedeutet hätten, wären sie entlarvt worden. Was ihn besonders verletzt hatte, war die Tatsache, wie gut Fatima ihn gekannt hatte. Sie hatte seine Liebe für die Kinder benutzt und gewusst, dass er nichts tun würde, was deren Mutter schaden würde.
Fariq hielt vor der leicht angelehnten Tür und lauschte dem Gespräch im Innern. Er hörte Crystals Stimme, ruhig und Vertrauen erweckend. Allein der Klang erzeugte eine Sehnsucht in ihm, die er jedoch rigoros zur Seite schob, um herauszufinden, wer ihr Besucher war. Als er Joharas Stimme erkannte, fühlte er Erleichterung.
„Ich habe ihn oft getroffen“, sagte sie.
„Allein?“, wollte Crystal wissen.
„Ja. Ich liebe ihn, und er liebt mich. Mein Vater und meine Brüder würden ihn niemals akzeptieren, aber das macht mir keine Angst. Sehen Sie, es ist ganz einfach, eine Entdeckung zu verhindern, weil niemand dem Beachtung schenkt, was ich tue.“
„Aber das ist gefährlich. Erkennen Sie das nicht, Johara?“
Er konnte sich nicht länger zurückhalten. „Crystal?“
„Fariq?“ Sie öffnete die Tür. So spät es auch bereits war, sie war immer noch angezogen.
„Ich habe Stimmen gehört.“ Er schaute seine Schwester an.
Johara stand am Fußende des breiten Bettes, die Schuhe in der Hand, die Kleidung triefend nass, und das feuchte, dunkle Haar klebte ihr am Kopf. Crystal reichte ihr ein Handtuch.
„Was ist hier los?“, fragte er.
Das Mädchen starrte ihn trotzig an. „Ich bin in den Regen geraten und …“
„Lüg mich nicht an“, knurrte er. Allein der Gedanke machte ihn rasend. „Ich habe dich gehört. Du hast dich herausgeschlichen, um jemanden zu treffen.“
„Fariq“, schaltete Crystal sich ein. „Beruhige dich.“
„Ich möchte mehr über den Mann hören, den dein Vater und deine Brüder nicht akzeptieren würden.“
Johara rubbelte mit dem Handtuch über ihr Haar. Ihre schwarzen Augen wirkten ängstlich, dennoch reckte sie das Kinn vor. „Er geht dich nichts an.“
„Das werde ich entscheiden. Nenn mir seinen Namen.“
Crystal spielte mit dem Gürtel ihres Rocks. „Fariq, jetzt wütend zu werden bringt gar nichts. Wir müssen hören, was Johara zu sagen hat.“
Er blickte sie an. „Ich will nur wissen, wer dieser Mann ist.“
„Das ist etwas, was ich dir niemals sagen werde“, fauchte das Mädchen ihn an.
„Wir werden sehen. Geh auf dein Zimmer, und denke gar nicht erst daran, dich davonzustehlen. Ich werde die Security anweisen, dich aufzuhalten.“
„Ich bin seit siebzehn Jahren eine Gefangene dieses Palasts. Du hast es jetzt nur offiziell gemacht.“ Sie schaute zu Crystal hinüber. „Es tut mir leid, dass ich Sie hier mit hineingezogen habe.“ Dann warf sie ihrem Bruder noch einen wütenden Blick zu und verließ den Raum.
Die Wohnungstür wurde heftig zugeknallt, als Fariq ihr in den Flur folgte, den Hörer aufnahm und den Wachdienst anrief. „Hier spricht Prinz Fariq. Meine Schwester darf ihr Zimmer nicht verlassen. Stellen Sie jemanden vor ihrer Tür und auf dem Balkon auf.“
Er legte auf und wandte sich zu Crystal, die ihn mit verkniffenem Mund anstarrte. „Was?“
„Ich … ich …“ Sie stieß einen langen Atem aus, während sie den Kopf schüttelte. „Wie konntest du das tun?“
„Ich werde noch mehr tun, als sie auf ihr Zimmer zu verbannen.“
Sie schüttelte erneut den Kopf. „Das meinte ich nicht. Ich wollte mit ihr reden. Ich nehme an, du hast genug gehört, um zu wissen, dass sie sich mit jemandem trifft.“
„Ja.“
„Nun, dank dir habe ich keine Möglichkeit mehr herauszufinden, wie lange das schon so geht, und was sie mit ihm getan hat. Du warst derjenige, der mir erklärt hat, dass
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