Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
wiederzusehen. Das ist Seine Königliche Hoheit Scheich Omar ibn Daud, der Prinz von Zentralbarakat.“
„Prinz?“, wiederholte sie betroffen. „Meine Mutter hatte also doch recht. O verflixt!“
Natürlich hätte sie das nicht sagen sollen. Das Gesicht Seiner Königlichen Hoheit wurde noch verschlossener, falls das möglich war, und er musterte sie abweisend.
„Was ist denn, Miss Stewart?“ Er sprach mit einem leichten Akzent. Seine tiefe Stimme klang hart und unnachgiebig.
„Sie wurden mir als einflussreiche Familie aus Barakat mit Minenbesitz geschildert“, erwiderte sie.
Er bejahte arrogant. „Wir besitzen die Gold- und Smaragdminen in den Bergen von Noor.“
„Meinen Glückwunsch“, versetzte Jana trocken und fühlte sich von seiner herablassenden Art irritiert. Sie wusste nicht einmal, wie man einen Scheich begrüßte. Etwa mit einem Knicks? Nein, das war bestimmt eine westliche Tradition. Im Orient musste man sich zur Ehrenbezeigung, soweit sie sich erinnerte, Prinzen zu Füßen werfen. Das jedoch erschien ihr selbst im Dorchester übertrieben.
„Aber ich will nicht in einem Palast arbeiten. Ich finde, es wäre besser gewesen, man hätte …“
Mich vorgewarnt, wollte sie sagen, aber er schnitt ihr das Wort ab. „Warum nicht?“ Seine Stimme klang tonlos. Nicht mal Neugier schien er zu empfinden.
Sie ärgerte sich über die Unterbrechung. „Zum Beispiel aus dem Grund, der Sie dazu veranlasst, mich zu unterbrechen, wann es Ihnen passt.“
Er musterte sie erstaunt. „Miss Stewart, ich verstehe Ihre Feindseligkeit nicht. Mein Wesir hatte den Eindruck, Sie möchten die Arbeit annehmen.“ Er sah Hadi al Hatim an, aber der ältere Mann schwieg. „Was ist der Grund für Ihre veränderte Haltung?“
„Ich bin eben im Aufzug durchsucht worden“, entgegnete Jana und deutete zur Tür. „Sie haben eine Armee von Leibwächtern bei sich, weil Sie ein Prinz sind. Das ist der Grund.“
„Ich habe keine Armee von Leibwächtern“, widersprach er ihr gleichmütig. „Sie gehören noch nicht zu meinem Haushalt. Sobald das der Fall ist, werden Sie nicht mehr durchsucht werden, wenn Sie sich mir nähern.“
Mir nähern. Er redete wie ein Adliger aus dem Mittelalter! „Darum geht es nicht. Es ist vielmehr so, dass mir nicht gesagt wurde, dass es sich um eine Stelle bei einer königlichen Familie handelt.“
„Jetzt wissen Sie es aber. Wollen Sie die Stelle nicht?“
So vor die Entscheidung gestellt, begann Jana plötzlich zu überlegen. War das die richtige Vorgehensweise? Verwandte und Freunde warfen ihr nicht umsonst vor, sie sei impulsiv.
Eines war sicher, ihre Mutter und Peter würden die Situation ausnutzen, wenn sie die Stelle nicht annähme.
„Nun ja …“ Sie nagte an ihrer Unterlippe.
Der Wesir mischte sich ein. „Miss Stewart, vor diesem Treffen, haben Seine Hoheit und ich entschieden, dass Sie die geeignetste Bewerberin für die Stelle sind. Falls Sie die Arbeit jetzt nicht annehmen wollen, gibt es nichts weiter zu besprechen. Wenn Sie unschlüssig sind, nehmen Sie doch bitte Platz, damit wir über die Sache reden können.“
Das war ein zuvorkommendes Angebot.
„In Ordnung“, stimmte sie erleichtert zu.
Prinz Omar deutete auf das Sofa, und sie setzten sich, der Prinz in einen Sessel schräg ihr gegenüber, und Hadi al Hatim zog sich in eine Fensternische zurück.
„Bei Ihrem letzten Gespräch, glaube ich, wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie bei uns wohnen und zwei Mädchen unterrichten sollen“, begann der Prinz. „Das Alter und der Stand ihrer Ausbildung ist Ihnen bekannt.“ Obwohl er sich in Englisch ausdrücken konnte, schien ihm die Sprache nicht sehr geläufig.
„Das Einzige, was man mir nicht gesagt hat, ist, dass sie Prinzessinnen sind.“ Jana schaute ihm in die Augen und fühlte sich von einem Blick gebannt, der sie gleichzeitig anzog und abstieß. Eine verwirrende Mischung unterschiedlicher Gefühle durchflutete sie. „Das ist doch richtig? Es sind Ihre Töchter?“
„Ja, sie sind es“, antwortete er ohne den geringsten väterlichen Stolz. „Falls Sie Fragen haben, können Sie die jetzt stellen.“
„Inwieweit wollen Sie persönlich den Rahmen meines Unterrichts abstecken?“
„Den Rahmen?“, wiederholte er und runzelte die Stirn. „Wir haben keinen Zeitrahmen. Die Prinzessinnen werden ausschließlich von Privatlehrern unterrichtet. Die meisten sind den Sommer über nicht da. Mir wäre es daher lieb, wenn Sie gleich mit dem Unterricht beginnen,
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