Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
unveräußerliche Pflicht.
Andererseits konnte er seine Gefühle, seine Liebe zu Mariella weder verleugnen noch ignorieren. Die Macht dieser Gefühle hatte ihn anfangs erschreckt. Aber nun war er zu der unabänderlichen Erkenntnis gelangt, dass es nicht in seiner Macht lag, zu ändern oder zu kontrollieren, was er fühlte.
Xavier sah Mariellas Jeep, als er sich der Oase näherte. Er parkte daneben, stieg aus und betrachtete den anderen Wagen nachdenklich. Gewöhnlich lud er niemanden ein, wenn er in der Oase war, und gerade jetzt war er ganz bestimmt nicht in der Stimmung für ungebetene Gäste! Wer mochte der Fahrer sein? Und wo mochte er stecken?
Gereizt ging Xavier zum Zelt. Er kannte sich dort so gut aus, dass er kein Licht anzünden musste, um mit traumhafter Sicherheit zum Schlafzimmer zu finden.
Mariella hatte sich wie ein kleines Kind in die Mitte des großen Bettes gekuschelt und schlief tief und fest. Sie war nur mit Xaviers weißem Morgenmantel bekleidet, in dem ihr zierlicher Körper buchstäblich versank. Auf einem niedrigen Tisch neben dem Bett brannte eine Lampe. Ihr sanfter Schein erhellte Mariellas zartes Gesicht, die dichten, seidigen Wimpern, das zerzauste Blondhaar. Der betörende Duft ihres Parfüms stieg Xavier in die Nase, und ihn durchzuckte heißes Verlangen. Seine Hand umschloss die Kordel, die den Türvorhang zurückhielt. Sein Herz schlug wie wild. Wenn er vernünftig gewesen wäre, hätte er sie genommen, zum Jeep hinausgetragen und wäre mit ihr geradewegs in die Stadt zurückgefahren.
Stattdessen ließ er den schweren Türvorhang hinter sich zufallen, sodass sie nun beide im sinnlichen Halbdunkel dieses orientalischen Schlafgemachs gefangen waren. Langsam ging Xavier zum Bett und betrachtete die schlafende Mariella.
Irgendetwas – ein Gefühl, eine Schwingung – weckte Mariella. Sie regte sich, schlug die Augen auf. „Xavier!“ Erleichterung, aber auch Sehnsucht wallte in ihr auf. Ein wenig mühsam versuchte sie sich aufzusetzen, wobei sich ihre Arme und Beine in Xaviers großem Morgenmantel verhedderten.
„Was tust du hier?“, fragte Xavier schroff.
„Ich warte auf dich“, antwortete Mariella kühn. „Ich warte auf dich, um dir zu sagen, wie sehr ich dich begehre und wie sehr ich hoffe, dass du mich auch begehrst.“
Sie sah das überraschte Aufleuchten in seinen grauen Augen.
„Und du bist den weiten Weg gefahren, um mir das zu sagen!“
Seine Stimme mochte kühl und unbeeindruckt klingen. Aber er wich ihrem Blick aus, und Mariella spürte deutlich seine innere Anspannung. Das machte ihr Mut.
„Nicht, um es dir zu sagen, Xavier“, sagte sie deshalb noch kühner. „Sondern, um es dir zu zeigen …“
Sie stand auf und ließ dabei den Morgenmantel zu Boden gleiten. Nie hätte sie gedacht, dass sie einmal so ganz ohne Scheu, so voller Stolz auf ihre Weiblichkeit nackt vor einem Mann stehen würde. Xavier rührte sich nicht. Für einen Moment befürchtete sie schon, den Mut zu verlieren, dann sah sie, wie Xavier die Hände zu Fäusten ballte, und spürte, wie viel Kraft es ihn kostete, sein Verlangen zu beherrschen.
Rasch, bevor sie es sich anders überlegen konnte, stellte Mariella sich auf die Zehenspitzen und umfasste sein Gesicht. Schweigend blickte sie ihm in die Augen und gab sich keine Mühe, ihre Sehnsucht zu verbergen. Bewusst langsam und verführerisch ließ sie den Blick zu seinen Lippen gleiten und erschauerte erregt.
Ganz zart berührte sie seine Lippen mit ihren und genoss den sinnlichen Kontakt, wobei sie sich nicht davon abschrecken ließ, dass Xavier sich immer noch nicht rührte, sondern sich ganz darauf konzentrierte, welches Vergnügen es ihr bereitete, ihn so zu küssen. Aber was als bewusste Verführung begonnen hatte, verlor sich rasch im Ansturm ihrer leidenschaftlichen Gefühle, sodass sie immer verlangender die Zunge über seine Lippen gleiten ließ und seinen Mund mit zarten, heißen Küssen bedeckte.
Xavier konnte die süße Qual nicht länger ertragen. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, Mariella möge aufhören, doch stattdessen suchte sie erneut seinen Mund, um ihn nun innig und leidenschaftlich zu küssen. Und Mariella nahm sich alle Zeit der Welt, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn begehrte. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie den Atem an, als Xavier die Hände hob, und sie befürchtete, er würde sie zurückstoßen. Doch dann sah sie das glühende Verlangen in seinen Augen leuchten und fühlte, wie er ihr Gesicht
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