Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
sich nicht dazu manipulieren oder benutzen lässt, den Zwecken eines alten Familienpatriarchen zu dienen.“
Ihr Gegenüber zuckte die Schultern. „Wenn Sie den Mann, den Ihr Großvater für Sie ausgesucht hat, nicht heiraten wollen, warum sagen Sie es ihm nicht einfach?“
„So einfach ist das leider nicht“, räumte Xenia ein. „Ich habe meinem Patenonkel natürlich gesagt, dass ich auf keinen Fall einwilligen werde, den Mann auch nur kennenzulernen, geschweige denn, ihn zu heiraten. Aber das war, bevor mein Patenonkel in den Fernen Osten verschwunden ist und meinen Pass mitgenommen hat. Um mir Zeit zu geben, meinen Großvater kennenzulernen und mein kulturelles Erbe wiederzuentdecken, wie John es ausdrückte, aber ich weiß genau, worauf er wirklich hofft. Indem er mich hier praktisch auf Gedeih und Verderb meinem Großvater ausliefert, hofft er, mich zum Einlenken zu bewegen. Mein Patenonkel geht nächstes Jahr in den Ruhestand und spekuliert zweifellos darauf, dass die Queen ihn als Belohnung für seine Dienste in den Adelsstand erhebt. Dazu wäre es sicher hilfreich, wenn er seine Beteiligung am Zustandekommen der auf diplomatischer Ebene so zuträglichen Heirat seiner Patentochter mit Sheikh Rashid vorweisen könnte. Und nach allem, was ich von meinem Cousin Saud erfahren habe, ist die Familie meiner Mutter sowieso einmütig der Ansicht, dass ich restlos begeistert sein sollte, dass dieser Sheikh mich überhaupt heiraten will!“
„In diesen Kreisen ist es durchaus üblich, dass sich Gleiches mit Gleichem verbindet“, antwortete der Surflehrer. „Ich kann nachvollziehen, was Sie über die diesbezüglichen Motive Ihres Großvaters sagen. Aber was ist mit Ihrem möglichen Ehemann? Warum sollte dieser …“
„Sheikh Rashid“, ergänzte Xenia wütend. „Es ist übrigens derselbe Sheikh Rashid, der, wie ich höre, nicht viel von Ihrem Umgang mit den weiblichen Gästen seines Hotels hält.“ Sie bemerkte seinen fragenden Blick und fügte hinzu: „Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen zwei jungen Frauen mitgehört, die über ihren tollen Surflehrer sprachen. Und was Ihre Frage betrifft, warum Sheikh Rashid mich zur Frau wählen sollte …“ Xenia atmete tief ein. „Die ist sicher berechtigt, aber wie es aussieht, haben wir beide durchaus etwas gemeinsam. Wir stammen beide aus Mischehen, nur dass in seinem Fall, soweit ich weiß, der Vater aus Zuran kommt. Darüber hinaus würde die königliche Familie von Zuran diese Heirat begrüßen. Wie mein Patenonkel sagt, wäre es ein großer Affront, wenn Sheikh Rashid die Heirat unter diesen Voraussetzungen ablehnen würde, so wie es auch ein großer Affront gegenüber der Familie meiner Mutter wäre, wenn er mich ablehnte. Aber ich habe genug über die zuranische Kultur gelernt, um zu wissen, dass Sheikh Rashid unter Wahrung seiner Ehre eine Heirat mit mir ablehnen könnte, wenn er Grund hätte, mich für moralisch unwürdig zu halten, seine Frau zu werden.“
„Ich habe den Eindruck, dass hier ziemlich viele Mutmaßungen und Spekulationen im Raum stehen“, meinte ihr Gegenüber lakonisch.
Xenia sah ihn herausfordernd an. „Soll das heißen, dass Sie das alles für Einbildung halten? Dann sollten wir hier nicht länger unsere Zeit verschwenden!“
„Immer langsam“, sagte er beschwichtigend. „Ich verstehe jetzt also die Beweggründe. Aber warum haben Sie mich ausgewählt?“
Sie zuckte spöttisch die Schultern. „Wie schon gesagt, ich habe mit angehört, wie zwei Frauen über Sie sprachen, und daraus den Eindruck gewonnen, dass …“
„Dass was?“, hakte er nach, als sie ein wenig befangen verstummte.
„Dass Sie den Ruf haben, hoch in der Gunst der weiblichen Hotelgäste zu stehen“, fuhr sie trotzig fort. „So sehr sogar, dass Sie dafür bereits eine Abmahnung von Sheikh Rashid erhalten haben und befürchten müssen, Ihren Job zu verlieren.“
Ihr Gegenüber betrachtete sie eindringlich. „Sie wollen also weder eine arrangierte Heirat noch ein flüchtiges sexuelles Abenteuer mit mir, richtig? Was wollen Sie denn?“
„Nichts!“ Xenia bemerkte das skeptische Aufleuchten in seinen Augen und fügte rasch hinzu: „Ich meine, nichts, bis ich einem Mann begegne …“
„… der Ihren hohen Wertmaßstäben gerecht wird?“, ergänzte er spöttisch.
Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. „Legen Sie mir nichts in den Mund! Ich wollte sagen, bis ich einem Mann begegne, den ich lieben und respektieren kann und dem ich mich
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