Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
einen sehr emotionalen und leidenschaftlichen Mann vorzufinden. Und im Bett war er das vermutlich auch! Sie errötete unwillkürlich angesichts dieser gänzlich ungebetenen Gedanken, die ebenso erregende wie unerwünschte Bilder heraufbeschworen. Was war nur mit ihr los? Normalerweise hatte sie ihre Gefühle, was Männer betraf, doch sehr gut im Griff und ließ sich nie zu derart gefährlichen Reaktionen hinreißen! „Wie lange wird dieser Sandsturm eigentlich dauern?“, fragte sie ungehalten.
Scheich Xavier zog bezeichnend die dunklen Brauen hoch. „Einen Tag … oder zwei Tage … oder auch drei …“
„Drei Tage!“, rief Mariella entsetzt aus. Einmal abgesehen davon, dass Tanya verrückt werden würde vor Sorge, wenn sie drei Tage nichts von ihr hörte … was würde der Prinz denken, wenn er zurückkehren würde, und sie war nicht da? „Ich … ich muss Fleur jetzt füttern und wickeln.“ Glücklicherweise hatte sie, um gegen alles gewappnet zu sein, nicht nur Fleurs Wickelauflage, sondern auch die faltbare Reisewanne und den tragbaren Kinderwagenaufsatz mitgebracht, der Fleur als Reisebettchen dienen konnte.
„Da Sie offensichtlich keine Wahl haben, als die Nacht hier zu verbringen, wird es das Beste sein, wenn Sie und das Baby in meinem … im Schlafraum schlafen“, sagte Xavier.
Mariella schluckte. „Und … wo werden Sie die Nacht verbringen?“
„Hier natürlich. Ich schlage vor, dass wir beide etwas essen, sobald Sie das Baby gefüttert und gebadet haben. Und dann …“
„Vielen Dank, aber ich bin durchaus in der Lage, selbst zu entscheiden, wann ich etwas essen möchte“, schnitt sie ihm das Wort ab.
Sie war wesentlich unabhängiger und erheblich temperamentvoller, als er erwartet hatte, wie Xavier nachdenklich einräumte, sobald Mariella mit Fleur verschwunden war. Und ganz bestimmt nicht eine der Frauen, auf die sein jüngerer Cousin normalerweise flog.
Beim Gedanken an Khalid presste Xavier ärgerlich die Lippen zusammen. Er hatte wütend und ungläubig reagiert, als Khalid ihn angerufen hatte, um ihn darüber zu informieren, dass er sich verliebt habe und daran denke, eine Frau zu heiraten, die er in einem Nachtclub kennengelernt hatte! Khalid war schon oft verliebt gewesen, aber von Heirat hatte er das erste Mal gesprochen. Mit seinen vierundzwanzig Jahren war Khalid noch sehr unreif, und Xavier war der Ansicht, dass die richtige Frau für seinen jüngeren Cousin stark genug sein müsse, um ihn auf dem Boden der Wirklichkeit zu halten … und reich genug, um ihn nicht nur wegen seines Geldes zu wollen.
Xaviers Miene wurde noch nachdenklicher. Seine lebenserfahrene französische Großmutter hatte ihn schon in sehr jungen Jahren gewarnt, dass der immense Reichtum, den er von seinem Vater geerbt hatte, ihn zu einem begehrten Ziel geldgieriger Frauen machen würde. Als Teenager hatte ihn die Großmutter dann für eine Weile nach Frankreich geschickt, damit er die eleganten Töchter ihrer entfernten Verwandten kennenlernte … Mädchen, die es ihrer Meinung nach wert waren, ihr auf den „Thron“ zu folgen, den sie bei einer Heirat von Xavier würde freimachen müssen. Aber so gebildet und wohlerzogen diese Mädchen auch waren, keine davon hatte Xavier reizen können, und er entwickelte eine zunehmende Abneigung gegen die Vorstellung, seine Ehe aus praktischen Überlegungen heraus arrangieren zu lassen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund stand für ihn eigentlich schon fest, dass letztendlich Khalid für den Erben des gewaltigen Familienvermögens sorgen würde, der vor allem aber auch seine, Xaviers, Stelle als Führer ihres historisch einzigartigen Stammes einnehmen würde. Allerdings hatte er bislang keinen Grund gesehen, Khalid zu drängen, sich eine angemessene Braut zu suchen … bis er erfahren hatte, dass sein Cousin vorhatte, diese unmögliche junge Frau zu heiraten, die jetzt hier in sein Refugium eingedrungen war!
Tatsächlich wusste er nicht, was ihn mehr ärgerte: Khalids Schwäche und Feigheit, einfach zu verschwinden, ohne ihm einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu hinterlassen … oder die Unverfrorenheit dieser Frau, die ihren an ihn, Xavier, gerichteten, brieflichen Erpressungsversuch mit ihrem persönlichen Auftauchen hier krönte und nicht davor zurückscheute, das Baby mitzubringen, von dem sie behauptete, dass sein Cousin der Vater sei.
Rein äußerlich gab es eigentlich keinen überzeugenden Hinweis, dass die Kleine Khalids Tochter sein könnte. Sie war
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