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Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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Unschuldsmiene war nichts zu entnehmen, aber zumindest hatte sie Mariellas Interesse geweckt. „Sie sprechen von dem Stamm und von Xaviers Engagement für die alten Traditionen, aber ich weiß eigentlich gar nicht genau, was Sie damit meinen …?“
    „ Non? Nun, der Stamm, in den Xaviers Vorfahren eingeheiratet haben, ist einzigartig in seiner Lebensweise, und es war das Lebenswerk von Xaviers Großvater und wäre das seines Vaters gewesen, wenn der nicht so früh gestorben wäre, das traditionelle Nomadenleben des Stammes zu bewahren, aber gleichzeitig die Stammesmitglieder zu ermutigen, die sich in die moderne Gesellschaft integrieren wollen. Deshalb hat jedes Kind des Stammes Anspruch auf eine gute Ausbildung und freie Berufswahl, gleichzeitig ist jedes Mitglied des Stammes verpflichtet, zumindest wenige Wochen des Jahres zusammen mit dem Stamm auf den traditionellen Nomadenrouten zu verbringen. Manche Stammesmitglieder haben sich entschieden, ihr Leben ganz nach den alten Traditionen auszurichten, und sie werden von den anderen hoch geachtet, auch von jenen, die es in der modernen Gesellschaft bis in Spitzenpositionen geschafft haben. Xavier hat dabei eine Doppelrolle zu erfüllen. Einerseits muss er als Geschäftsmann dafür sorgen, das Erbe seines Großvaters zu vermehren, sodass die finanzielle Zukunft des Stammes gesichert ist. Andererseits muss er sich den Respekt des Stammes bewahren, indem er die alten Traditionen achtet und pflegt. Er hat dies von jeher als seine Pflicht betrachtet, die er bereitwillig auf sich nimmt. Aber ich glaube, es wird für ihn ein sehr einsamer Weg, wenn er nicht eine Frau findet, die die Wichtigkeit dieser Aufgabe begreift und bereit ist, dieses Leben mit ihm zu teilen.“
    Mariella hatte schweigend zugehört. Der Xavier, den Madame Flavel ihr beschrieb, war ein Mann voller Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein, ein Mann, den sie unter anderen Umständen respektiert und bewundert hätte.
    „Madame, Sie brauchen wirklich nicht hierzubleiben“, versicherte Mariella zum unzähligsten Male, während sie den langen Gang zur Loge studierte, der ihre Leinwand sein würde. Fleur strampelte zufrieden in ihrem Kinderwagen, und Mariella hatte auf einer mitgebrachten Staffelei die Fotos befestigt, die sie von den Pferden des Prinzen gemacht hatte.
    „Aber gerade zu diesem Zweck hat Xavier mich doch gerufen“, widersprach die alte Dame energisch.
    „Sie werden sich langweilen, wenn Sie da sitzen und mir beim Arbeiten zusehen.“
    „Ich habe mich noch nie gelangweilt. Ich habe meine Stickerei und meine Zeitung, und schon bald wird Ali wieder auftauchen und uns zu einem kleinen Imbiss und einem Mittagsschläfchen abholen.“
    Resigniert nahm Mariella ihre Zeichenkohle zur Hand und machte sich an die Arbeit, insgeheim entschlossen, sich keineswegs ein „Mittagsschläfchen“ zu gönnen. Vor ihrem geistigen Auge hatte sie bereits eine genau Vorstellung, wie der Fries einmal aussehen sollte, und im Nu war sie ganz in ihre Arbeit vertieft. Als Hintergrund für die Pferde wollte sie nicht die Rennbahn wählen, sondern die dramatische Darstellung eines wogenden Ozeans, aus dem die Pferde hervortreten würden – für ein Volk, dem Wasser ein so lebenswichtiges Thema war, sicher ein besonders eindrucksvoller Anblick. Seine Hoheit jedenfalls war von der Idee sehr angetan gewesen.
    Erst als sie einen leichten Krampf in den Fingern bekam, legte sie eine kleine Verschnaufpause ein. Madame Flavel war in ihrem bequemen Lehnstuhl, den Ali ihr samt Fußschemel gebracht hatte, eingenickt, ihr leises Schnarchen schien Fleur zu faszinieren. Mariella trank einige Schlucke aus der Wasserflasche, die sie mitgebracht hatte, und betrachtete ihre kleine Nichte liebevoll. Wo war nur Tanya? Warum rief sie nicht an?
    Die Tür zum Gang ging auf, und Ali und Hera erschienen.
    „Du liebe Güte, ist es schon Mittag?“ Madame Flavel setzte sich schlagartig auf.
    Widerstrebend packte Mariella ihre Sachen zusammen. Sie hätte lieber weitergearbeitet, anstatt zur Villa zurückzukehren, aber Madame Flavel war eine alte Dame, und man konnte ihr nicht zumuten, pausenlos dabeizusitzen.

9. KAPITEL
    Am Ende der Woche fand Mariella die erzwungenen Arbeitspausen zunehmend frustrierend.
    „Es gefällt mir gar nicht, dass Sie so entschlossen sind, nicht zu heiraten, chérie “, plauderte Madame Flavel in der ihr eigenen Art. „Ist eine unglückliche Liebe der Grund dafür?“
    „Man könnte es so ausdrücken“,

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