Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Tausendundeiner Nacht mit der Eleganz eines französischen Salons verband … ein Raum, der ganz bewusst gestaltet war, alle, die ihn betraten, zu beeindrucken und ihnen die Macht des Hausherrn zu demonstrieren.
Erst auf den zweiten Blick bemerkte Mariella die beiden Gestalten, die eng nebeneinander vor dem großen, offenen Kamin standen und Xavier unübersehbar besorgt entgegenblickten.
Ungläubig sah Mariella die beiden an. „Tanya!“, flüsterte sie erschrocken.
Ihre Schwester war sonnengebräunt und exklusiv gestylt. Top und Rock waren augenscheinlich Designerqualität und betonten bewusst ihre atemberaubende Figur. Auch die Frisur war neu und hatte zweifellos ein kleines Vermögen gekostet – eine kunstvoll zerzauste Mähne, durch verschiedenfarbige blonde Strähnen aufgepeppt. Selbstverständlich war sie perfekt geschminkt und makellos manikürt bis hinunter zu den Füßen, die in zierlichen, hochhackigen Sandaletten steckten.
Doch nach einem kurzen Blick wandte Mariella ihre Aufmerksamkeit dem Mann an Tanyas Seite zu. Er war kleiner und untersetzter als Xavier, dennoch war die Familienähnlichkeit unverkennbar. Das musste Khalid sein, Xaviers jüngerer Cousin und Fleurs Vater.
„Khalid.“ Xavier nickte seinem Cousin kurz zu, bevor er sich Tanya zuwandte. „Und ich nehme an, dies ist …“
„Meine Frau“, fiel Khalid ihm rasch ins Wort, wobei er fest Tanyas Hand drückte. „Tanya und ich haben vor drei Tagen geheiratet.“
„Wirklich, Mariella, ich konnte es gar nicht glauben, als wir in Kingston festmachten und Khalid an Bord kam. Zuerst wollte ich nicht einmal mit ihm reden, aber er hat nicht locker gelassen, und schließlich …“
Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, dass Mariella so überraschend erfahren hatte, dass ihre Schwester jetzt mit Khalids Cousin verheiratet war. Tanya und sie saßen im Garten des Frauenbereichs der Villa, und Fleur strampelte zufrieden in ihrem Babysitz.
„Warum hast du mir denn nicht erzählt, was los ist, als ich dich angerufen habe?“, fragte Mariella ein wenig vorwurfsvoll.
Tanya wich ihrem Blick ein wenig schuldbewusst aus. „Na ja, zuerst war ich mir ja selber nicht sicher, was los war. Schön, Khalid war mir nachgereist und war sehr lieb, versicherte mir, dass er mich liebe, und bat mich um Verzeihung, aber … Und dann hast du auf meiner Mailbox die Nachricht hinterlassen, du seist hier bei Xavier. Da hatte ich einfach Angst, du könntest ihm gegenüber etwas verraten und er würde dann Mittel und Wege finden, Khalid und mich wieder zu trennen.“
„Hast du eigentlich eine Ahnung, welche Sorgen ich mir gemacht habe?“, fragte Mariella.
Tanya errötete betreten. „Ich … habe einfach gehofft, du würdest die Tatsache, dass ich mich nicht melde, darauf schieben, dass ich so viel zu tun hätte. Es ist mir wirklich nicht in den Sinn gekommen, du könntest tatsächlich den Unterhaltungsdirektor kontakten.“
„Tanya, du hast mehrere Tage nicht angerufen, um dich nach Fleur zu erkundigen! Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht!“
„Aber ich wusste doch, dass es ihr bei dir gut geht. Und außerdem hatte ich deine regelmäßigen Nachrichten auf der Mailbox. Khalid und ich … wir brauchten etwas Zeit für uns, und Khalid hat darauf bestanden … Bitte, sei mir nicht böse, Mariella. Du warst noch nie verliebt, deshalb kannst du das nicht verstehen. Als Khalid mich verließ, ging für mich eine Welt unter. Ich bin nicht wie du, Mariella. Ich brauche einen Mann, den ich lieben kann und der mich liebt. Ich glaube, ich werde es Xavier nie verzeihen, was er getan hat.“
„Hör zu, Xavier hat Khalid nicht direkt gewaltsam gezwungen, dich und Fleur im Stich zu lassen“, hörte Mariella sich zu ihrer eigenen Überraschung scharf einwenden.
Tanya sah sie denn auch entgeistert an. „Wie kannst du ihn auch noch verteidigen? Er hat gedroht, Khalid die finanzielle Unterstützung zu streichen. Er hätte mich und Fleur verhungern lassen!“, fügte sie dramatisch hinzu.
„Übertreib nicht, Tanya. Das ist nicht wahr und auch nicht fair“, fühlte Mariella sich erneut verpflichtet zu widersprechen. Allerdings brachte sie es nicht über sich, ihrer Schwester freiheraus zu sagen, dass ihrer persönlichen Meinung nach Khalid schwach und oberflächlich sei und er in selbstsüchtiger Weise seine eigenen Bedürfnisse vor die seiner Geliebten und seines Kindes gestellt habe. Tanya schmollte jetzt schon, und Mariella hatte keine Lust, mit ihrer
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