Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
es ein schöner Palast?“, fragte sie ihn freundlich.
„Er ist sehr schön.“ Seine Antwort war ebenso freundlich, weil es ihm gefiel, dass sie sein Zuhause nicht lediglich als Statussymbol betrachtete. „Soll ich ihn beschreiben, oder möchten Sie sich lieber selbst ein Bild davon machen?“
Rose widerstand der Versuchung, sich von Khalims sexy Stimme poetische Bilder ausmalen zu lassen. Sie musste jetzt mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleiben.
„Ich warte, bis ich ihn selbst sehen kann“, sagte sie spröde, während sie ihre Papiere wieder in die Aktentasche steckte. Khalim wollte ihr auf dem Flug die näheren Einzelheiten über die Ölraffinerie mitteilen. Sie war froh, dass sie damit ein Gesprächsthema haben würde.
„Rose!“
Lara riss Rose unsanft aus ihren Gedanken.
„Wann wirst du abreisen?“
„Übermorgen.“ Khalim wäre am liebsten schon am nächsten Vormittag abgeflogen, aber Rose hatte noch ihre Garderobe aufstocken wollen. Khalim hatte es ungläubig zur Kenntnis genommen, dass sie ihm den Zeitpunkt des Abfluges diktierte. Philips Reaktion, als sie nicht nachgeben wollte, kam mildem Entsetzen gleich.
„In Ordnung“, hatte Khalim schließlich eingelenkt. „Dann übermorgen.“
Den ganzen folgenden Tag verbrachte sie in den größten Kaufhäusern Londons. Spontan erstand sie noch ein paar glitzernde, auffällige Abendkleider, die normalerweise nicht ihr Stil waren. Nachdem sie gepackt hatte, wurde sie so nervös, dass sie bei ihrer Familie anrief. Doch im alten Bauernhaus erreichte sie niemanden. Daher rief sie ihren Bruder an.
„Jamie? Hier spricht Rose.“
„Hallo, wie geht es? Wie viel möchtest du dir leihen“, kommentierte er trocken.
„Du Scherzkeks!“
„Du rufst mich so selten an, Schwesterherz.“
„Du bist auch nicht besser. Ich weiß nicht, warum immer die Frauen die Initiative ergreifen müssen.“
Jamie klang nachsichtig. „Gut, das ist also nur ein nettes Gespräch mit deinem Lieblingsbruder.“
„Meinem einzigen noch dazu“, warf Rose ein. „Ich hatte vergeblich versucht, Mom und Dad zu erreichen.“
„Sie sind im Lake District.“
„Sie sind auch immer auf Achse.“
„Das ist doch schön. Sie genießen ihren Ruhestand.“
„Ja“, sagte Rose nachdenklich. „Ich wollte ihnen sagen, dass ich für ein paar Tage nach Maraban reise.“
Jamie blieb kurz still. „Liegt das im Mittleren Osten?“
„Genau. Es geht um einen Job, ich soll jemanden für eine Ölraffinerie finden.“
„Komisch“, warf Jamie ein. „Ich dachte, du arbeitest in der Werbung.“
„Eigentlich schon. Doch dieses Mal geht es um einen ganz besonderen Klienten. Es ist ein Prinz.“
„Wie bitte? Die Leitung scheint schlecht zu sein, ich habe verstanden, es ist ein Prinz.“
„Du hast richtig verstanden. Der Klient ist Prinz Khalim von Maraban.“
Jamie blieb wieder kurz still. „Du Glückspilz!“
„Nicht wahr“, sagte sie so überzeugend wie möglich. „Könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun? Lara ist zu Dreharbeiten ausgeflogen. Könntest du auf dem Heimweg kurz hier vorbeischauen und die Zeitungen aus dem Briefkasten nehmen, damit die Wohnung nicht so verlassen aussieht?“
„Natürlich“, sagte er freundlich.
„Danke, Jamie.“
Am nächsten Morgen traf Rose fast der Schlag, als sie die Tür öffnete. Khalim selbst stand davor.
Er lächelte, als er ihre Überraschung bemerkte. „Haben Sie Philip erwartet?“
Sie war auch über sein verändertes Aussehen überrascht. Er trug wieder ein seidenes Gewand wie bei der Hochzeit, doch glänzte es dieses Mal silbern. Er sah großartig aus in diesen kühlen Farben, die seiner dunklen, stolzen Gestalt schmeichelten.
„Sie haben sich verändert“, brachte sie schließlich hervor.
„Natürlich. Ich bin auf dem Weg nach Hause“, antwortete er. „Sind Sie so weit?“
Sie wies auf den einzigen Koffer, der im Flur stand. Khalim nahm ihn zu ihrer Überraschung, um ihn für sie zu tragen.
„Sie hätten nicht gedacht, dass ich jemandem das Gepäck trage, nicht wahr?“
„Das stimmt wohl.“
Er lächelte. „Es hatte seine Gründe, warum ich ins Internat geschickt wurde“, sagte er leise. „Gehen wir.“
Der lange schwarze Wagen fuhr schneller, sobald sie aus der Stadt heraus waren.
Khalim packte ein Laptop aus und arbeitete während der ganzen Fahrt nach Heathrow. Rose blieb also nichts anderes übrig, als in einem Buch zu lesen.
Es war ein dicker Wälzer von Robert Cantle namens „Maraban
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