Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
stiegen, befand sich Khalim in dem seltenen Dilemma, nicht weiterzuwissen. Er hätte Miss Rose Thomas am liebsten sofort in seine Suite im Granchester gebracht und sie dort mit einem Feuer geliebt, dass sie nie wieder auf die Idee käme, ihm eine Bitte abzuschlagen.
Er seufzte. Leider wollte er sie gar nicht anders haben, als sie war. Ihr Temperament und ihre Unabhängigkeit inspirierten und frustrierten ihn gleichzeitig. Es wäre ein schaler Sieg gewesen, Rose in eine unterwürfige Position zu bringen.
Der Wagen schlich langsam durch den dichten Stadtverkehr. Khalim musterte Rose.
„Möchtest du mit zu mir kommen?“, murmelte er.
Rose dachte, dass dies für Khalim beinahe schon nach einer Bitte klang.
„Du meinst, mit ins Granchester?“, fragte sie kühl.
„Natürlich.“
Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte von seinem Umfeld langsam genug. „Wieso kommst du nicht zu mir?“
Es war undenkbar, dass er in ihre Wohnung mitkam, die sie mit dem anderen Mädchen teilte. Doch die Alternative gefiel ihm noch weniger. Dann würde er ohne Rose nach Hause gehen müssen.
„Na schön“, sagte er.
„Das hört sich so an, als ob ich dich in die Höhle des Löwen führen würde“, sagte Rose aufgebracht.
„Nein, nicht in die Höhle des Löwen“, erwiderte er amüsiert. „Eher in die einer schönen, anmutigen Katze.“
Als der Wagen in ihre Straße einbog, kamen Rose Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung. Was wäre, wenn Lara ihre arbeitslosen Schauspielerfreunde zu einem Gelage eingeladen hatte?
Oder wenn Lara eine schwere Nacht gehabt hatte und das Haus ein Chaos war? Das kam häufig vor, wenn Rose nicht da war, um aufzuräumen.
Sie gingen ohne den Leibwächter in ihre Wohnung.
Es war nicht so schlimm, wie Rose gedacht hatte. Doch Giles war da, Laras Freund, den Rose nicht mochte.
Giles war in eine reiche Familie hineingeboren worden und ging davon aus, dass die Welt ihm seinen Lebensunterhalt schulde. Er hatte sich in die Theaterschule hineingemogelt und besuchte ab und zu einen Kurs.
Leider war er blond und blauäugig, hatte aristokratische Gesichtszüge und eine Figur wie ein junger Gott. Daher konnte er jede Frau haben, die er wollte. Und Lara wollte weit mehr von ihm als er von ihr.
Daher bediente sie ihn, als ob er ein Invalide sei. Sie kochte ihm kleine Köstlichkeiten und goss ihm den ganzen Tag Wein nach.
So wie jetzt.
Mitten am Nachmittag gönnte er sich ein Glas Chardonnay. Dabei warf er Khalim einen fassungslosen Blick zu.
Rose registrierte mit gewisser Befriedigung seine Eifersucht. Giles traf selten Männer, die sein gutes Aussehen bei weitem in den Schatten stellten.
Mit einem Blick erfasste sie die Teller und Tassen, die überall im Wohnzimmer verstreut standen. Khalim wirkte abgestoßen. Rose überließ es ihm, sich über Lara eine Meinung zu bilden. Sie hob eine leere Weinflasche auf, damit niemand darüber stolpern konnte.
„Lara, du kennst Khalim bereits“, sagte sie kurz. „Khalim, das ist Giles, er ist Laras …“
„Liebhaber“, warf Giles arrogant ein.
Khalim verzog keine Miene. „Es ist mir ein Vergnügen“, sagte er und sah Rose fragend an.
„Möchtest du einen Kaffee?“, fragte sie zögerlich.
„Danke“, erwiderte er ohne große Begeisterung.
Die Küche sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen wäre. Überall stapelte sich schmutziges Geschirr.
Außerdem hat Lara den ganzen Filterkaffee verbraucht!, dachte Rose entgeistert.
„Ist Instantkaffee auch in Ordnung?“, fragte sie.
„Instant?“, wiederholte er.
„Kaffee“, setzte sie hinzu.
„Hast du auch Tee?“
„Ja.“ Sie bereitete zwei Tassen Kräutertee, dann räumte sie den Tisch ab, damit sie dort zusammen ihren Tee trinken konnten.
Vorsichtig sahen sie sich dabei an.
„Du musst nicht bleiben“, sagte sie schließlich.
„Nein“, pflichtete er ruhig bei. Rose sollte nicht in einem solchen Chaos leben müssen, dachte er. „Aber möchtest du nicht mit mir ins Granchester kommen?“
„Nein.“
„Möchtest du mir sagen, warum?“
Es war schwer, ihm zu erklären, dass sie seine teure Umgebung zu sehr beeinflusste.
„Können wir nicht einfach wie ein normales Paar sein?“, fragte sie. „Ich möchte nicht immer von deinen Leibwächtern umgeben sein und die Ehrfurcht spüren, die dir die Leute entgegenbringen. Alle beziehen sich auf deinen Stand. Er umgibt dich wie eine Barriere.“
Er sah sie über den Tisch hinweg an. „Dann sind wir in einer Sackgasse, Rose. Was
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