Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
dass wir einem unabhängigen Schiedsrichter die Entscheidung überlassen sollten.“
Rose sah Khalim überrascht an, worauf sie einen spöttischen Blick von ihm erntete.
„Danke, es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen, Sir“, sagte sie ruhig und neigte den Kopf.
Der alte Mann nickte. Dann wandte er sich auf Marabanisch an Khalim, der sie daraufhin am Arm fasste. „Komm, Rose“, sagte er. „Möchtest du draußen im Vorzimmer warten, bis ich mich von meinem Vater verabschiedet habe?“
Rose glitt leise aus dem Zimmer. Es zog ihr das Herz zusammen, als sie den schmerzlichen Ausdruck in Khalims Gesicht sah. Jeder Abschied von seinem Vater konnte der letzte sein.
Es dauerte eine Weile, bis Khalim herauskam. Er wirkte ernst. Rose erhob sich. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie. Die Frage schien unter den gegebenen Umständen unsinnig, doch Khalim bemerkte das offenbar nicht.
„Sein Arzt ist jetzt bei ihm“, sagte er langsam. „Komm, Rose. Wir müssen zum Flughafen. Das Flugzeug wartet auf uns.“
Sie gingen durch den Gang zurück. „So wie du mich dort angesehen hast“, sagte er leise.
Rose schaute ihn erstaunt an. Ob er die Liebe in ihrem Blick bemerkt hatte?
„Wann?“
„Als dir mein Vater gesagt hat, dass wir einen Außenstehenden entscheiden lassen wollten. Hast du etwa geglaubt, ich hätte diesen Auftrag nur erfunden, um dich nach Maraban zu locken?“
„Es würde arrogant klingen, wenn ich es bejahen würde“, sagte sie nachdenklich. „Aber es stimmt zumindest ein wenig.“
Er bewunderte ihre Ehrlichkeit. „Du hast alle meine Erwartungen erfüllt, Rose“, meinte er lächelnd.
Die Limousine brachte sie zum Flugplatz, wo sie sofort zur Maschine geleitet wurden. Philip Caprice und die zwei Aufsehen erregenden Stewardessen warteten bereits auf sie.
Erst als das Flugzeug abgehoben hatte, wandte sich Khalim wieder ihrem schönen, klaren Profil zu. Ihm kamen nun tatsächlich die Zweifel, von denen sein Vater so beredt gesprochen hatte.
Am Morgen hatte er sie ungern verlassen. Jetzt hätte er am liebsten Philip weggeschickt, um sie noch einmal zu lieben. Er verliebte sich in Rose Thomas. Sie verlockte ihn dazu, alle wichtigen Regeln zu brechen.
Entschlossen griff er nach seiner Aktentasche und holte einen Stapel Papiere heraus.
Rose verstand seine Körpersprache. Bereits auf dem Weg zum Flugplatz hatte er geschwiegen, doch nun überlief sie ein Schauer bei seinem distanzierten Verhalten.
Sie erhob sich. „Ich mache mich ein wenig frisch“, sagte sie und ging mit der kleineren ihrer beiden Taschen davon.
Als sie nach über einer halben Stunde zurückkam, erstarrte Khalim.
In Maraban hatte sie sich immer passend angezogen mit Kleidern, die bescheiden ihre köstliche Figur verbargen. Doch nun hatte sie sich ein knappes gelbes Sommerkleid übergestreift, das in der Farbe zu ihrem Haar passte. Sie zeigte mehr von ihren braunen, gut geformten Beinen, als ihm lieb war.
Khalim setzte sich aufrecht hin. So konnte er sich nicht mehr wohl fühlen. Er wartete, bis sie neben ihm Platz genommen hatte.
„Was soll das?“
Sie sah ihn erstaunt an. „Was?“
„Diese vulgäre Zurschaustellung deines Körpers“, fuhr er sie an. Er wollte nicht, dass jemand außer ihm ihren Körper sehen konnte.
„Das ist doch genau das gleiche Modell, wie ich es bei der Hochzeit getragen habe“, argumentierte sie. „Du hast es damals gern gemocht, wenn ich mich richtig entsinne.“
„Aber jetzt nicht mehr“, sagte er kühl.
„Ach?“
Er flüsterte ihr verführerisch ins Ohr: „Ich möchte nicht, dass dich andere Männer so ansehen.“
„So wie du mich ansiehst?“, fragte sie unschuldsvoll.
„Das ist etwas anderes.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte sie halsstarrig.
Khalim trommelte ungeduldig auf die Armlehne. Er konnte wenig machen, außer sie zu zwingen, sich nochmals umzuziehen.
Frustriert seufzte er auf. Endlich hatte er eine Frau gefunden, die sich nicht seinem Willen beugte. Sie war ihm ebenbürtig.
„Trag, was du möchtest“, zischte er.
„Das habe ich auch vor.“
Den Rest der Reise verbrachten sie in eisigem Schweigen. Rose kochte vor Wut. Wie hatte sie sich nur mit solch einem Tyrannen einlassen können?
Dann warf sie einen verstohlenen Blick auf sein dunkles, schönes Profil. Sie musste an seine Zärtlichkeit und Leidenschaft denken. Erneut schmerzte ihr Herz, als ob ihr jemand einen Dolch hineingestoßen hätte.
Als sie in Heathrow in die wartende Limousine
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