Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
wieder für ihre Großzügigkeit.
„Möchten Sie im Kondolenzbuch unterschreiben, bevor Sie wieder gehen?“, fragte er.
Rose zögerte. „Ja, bitte“, sagte sie dann ruhig.
Sie ließen sie allein in einem Raum, in dem eine schwarz behängte Fotografie von Khalims Vater über einem schlichten Liliengesteck hing. Eine einzelne Kerze brannte. Das Foto musste aufgenommen worden sein, als er noch jung gewesen war. Er sah aus wie sein Sohn mit seinen schönen, strengen Zügen und diesen unermesslich tiefen schwarzen Augen.
Heiße Tränen traten in ihre Augen. Sie überlegte zuerst vergeblich, was sie schreiben sollte. Doch dann kamen die Wörter wie von selbst.
Sie waren ein guter Herrscher. Ihr Volk liebte und res pektierte Sie. Mögen Sie in Frieden ruhen im Wissen, dass Ihr einziger Sohn Ihre Stärke und Ihre Weisheit geerbt hat und Maraban in die Zukunft führen wird.
Irgendwie schaffte sie es, die Botschaft gefasst zu verlassen. Sie hatte die Bande zu Khalim durchtrennt. Damit hatte sie ihre Stärke und Weisheit bewiesen. Jetzt musste sie ihr Leben wieder aufbauen.
Das war leichter gesagt als getan.
Ihre Arbeit, die sie früher begeistert hatte, war für sie jetzt nur noch das Absitzen endloser Stunden. Ich muss mich zusammenreißen, sonst werde ich bald nicht nur ohne Mann, sondern auch ohne Arbeit dasitzen, sagte sie sich schließlich.
Dennoch blickte sie häufig einfach aus dem Fenster.
In den Wochen nach Khalims Abreise tauchten immer wieder Bilder in der Erinnerung auf.
Sie dachte daran, wie sie zum ersten Mal gemeinsam gebadet hatten. Nach dem unvermeidlichen Liebesspiel hatten sie sich gegenseitig die Rücken geschrubbt und ausgelassen gelacht, als Schaumkronen sich über den Rand der Wanne wälzten und Wasserlachen bald den Fußboden bedeckten.
„Und wer soll das wieder aufwischen?“, hatte er in gespieltem Entsetzen gefragt.
„Du natürlich! Du hast darauf bestanden, dass ich mit ins Bad komme.“
Khalim hatte für einen Moment so sorglos gewirkt. Sein seltenes, schönes Lächeln hatte ihr Herz zum Rasen gebracht. „Bring mich dazu, Rose.“
„Oh, da habe ich meine Methoden“, hatte sie sich gebrüstet. Unter Wasser hatte sie nach ihm gegriffen, bis er vor Lust die Lider schloss.
Diese Erinnerungen musste sie auslöschen, um weiterleben zu können.
Zwei Tage später saß Philip Caprice in der langen dunklen Limousine vor ihrer Wohnung. Er musste auf sie gewartet haben, denn als sie auf seiner Höhe war, stieg er aus.
„Hallo, Rose“, sagte er mit einem bedrückten Lächeln.
Sie nickte zur Begrüßung. „Philip“, brachte sie hervor.
„Darf ich hereinkommen? Ich möchte mit Ihnen sprechen.“
Sie hätte es gerne abgeschlagen, doch die Neugier siegte. Sie wollte Neuigkeiten von Khalim hören.
„Aber selbstverständlich.“
„Danke.“
Lara war zum Glück noch bei einem Filmtermin, sodass die Wohnung leer und ungewöhnlich ordentlich war.
„Möchten Sie Kaffee, Philip?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
Er schien sich nicht wohl zu fühlen. „Was kann ich für Sie tun, Philip?“, fragte sie freundlich.
„Khalim hat mich geschickt.“
Sie biss sich auf die Lippen. „Wie geht es ihm?“
„Er ist natürlich traurig. Doch er kommt mit der Situation erstaunlich gut zurecht, wie nicht anders von ihm zu erwarten war.“
„Ja.“ Natürlich. Sie schluckte bei der schmerzlichen Erinnerung. „Was führt Sie also heute zu mir, Philip?“
Philip nickte gedankenvoll. „Er hat mich gebeten, Ihnen dies zu bringen.“ Er öffnete seine Aktentasche und zog einen flachen, mit weichem Leder bezogenen Kasten heraus.
Rose sah Philip erstaunt an, als er ihn ihr reichte. „Was ist das?“
„Öffnen Sie nur!“
Vorsichtig löste sie den zierlichen Verschluss. Zum Glück bebten ihre Hände nicht.
Ein kostbares Collier mit Saphiren und Diamanten, die mit unvergleichlicher Brillanz strahlten, schimmerte auf dunkelblauem Samt. Im Herzen des kostbaren Stücks befand sich ein einzelner tiefblauer Saphir, der die Größe einer Walnuss besaß.
Rose sah zu Philip auf. Ihr Gesicht war blass, und ihre Stimme zitterte nun. „Was soll dies bezwecken?“
„Ist das nicht offensichtlich?“
„Nein, durchaus nicht. Wieso schickt Khalim mir seinen Abgesandten mit teuren Steinen? Möchte er mich umstimmen, damit ich seinen Wünschen nachgebe?“
„Er möchte nicht, dass es aus ist, Rose.“
„Es ist aber vorbei“, sagte sie stur. „Es muss so sein. Ich dachte, dass ich
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