Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
Rashid aber schien das anders zu sehen.
„Keine Sorge, Jenna, ich bleibe nicht lange fort.“
„Was meinst du, wie lange wird es genau dauern?“
„Das kann ich noch nicht sagen, aber ich verspreche dir, dass ich dich nicht einen Tag länger als unbedingt nötig allein lasse.“
Er konnte in solchen Situationen einen sehr energischen Eindruck machen, und Jenna verstand sofort, wann er die Diskussion für beendet ansah. Für sie würde es keine weiteren Erklärungen geben. Dabei schien Rashid großen Wert darauf zu legen, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Die gemeinsamen Nächte waren traumhaft, und auch sonst schien es ihr an nichts zu fehlen. Sie aber hatte das Ge fühl, keine richtigen Aufgaben zu haben. Und genau des halb begann sie, sich in ihrem goldenen Käfig zu langwei len.
Seitdem sie aus den Flitterwochen in den Palast nach Quador City zurückgekehrt waren, behandelte Rashid sie mit ausgemachter Freundlichkeit. Dabei aber ließ er nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Staatsgeschäfte Vorrang hatten. Mit der Zeit lebten sie mehr und mehr nebeneinander und sahen sich immer seltener. Für Jenna blieb da nur, sich in einer der zahlreichen Wohltätig keitsorganisationen zu engagieren, der sie als Frau des Scheichs vorsaß. Und so würde es auch an diesem Morgen sein. Nach der Morgentoilette würde Rashid den Palast verlassen.
Sie hatten zwei fantastische Wochen in seiner Sommer residenz verbracht, und mehr als einmal hatte Jenna sich gefragt, ob es nicht an der Zeit war, eine Familie zu grün den. In Quador City aber hatte sich das rasch geändert, und sie war beinah froh darüber, nicht schwanger zu sein. Denn dann hätte sie es wohl noch weniger ertragen, dass er ständig abwesend war.
Immer wieder wurde nach Rashid Scheich von Quador verlangt. Seine Ratgeber und Anwälte hatten ständig Zugang zu ihm. Es kam sogar oft vor, dass er mitten im Abendessen unterbrochen wurde, da dringende Angelegenheiten zu regeln waren. Aber auch Jenna wollte mehr Zeit mit ihm verbringen. Und sie wollte mit ihm allein sein und nicht immer wieder gestört werden. Das war doch kein richtiges Eheleben.
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, um eine Du sche zu nehmen, fiel sie noch einmal in unruhigen Schlaf. Als sie aufwachte, fühlte sie sich immer noch seltsam un zufrieden. Sie schaute sich lange um. Alles schien perfekt zu sein. Dann aber wurde ihr wieder schmerzlich bewusst, warum sie nicht recht glücklich wurde. Rashid hatte ihr bisher nicht ein einziges Mal gesagt, dass er sie liebte. Er machte ihr oft Komplimente und sagte, dass sie die schönste Frau sei, die er jemals gesehen habe, doch zeigte er kaum etwas von seinen Gefühlen. Was empfand er denn eigentlich für sie?
Wenig später kam er aus dem Badezimmer zurück. Jenna fragte ihn: „Kann ich nicht mit dir mitkommen?“
Rashid runzelte die Stirn. Dann erwiderte er bestimmt: „Ich denke nicht, dass das möglich ist. Du hast hier in der Hauptstadt deine Aufgaben zu erledigen. Wir haben schon mehr als einmal darüber gesprochen, und ich habe dir klargemacht, wie wichtig es für unser Land ist, dass du deine Rolle gut ausfüllst. Und das liegt dir doch auch am Herzen, oder?“
Sie hörte genau den vorwurfsvollen Unterton aus seiner Stimme heraus. Doch diesmal hatte sie einfach keine Lust mehr, sich immer wieder ein schlechtes Gewissen einre den zu lassen, um dann doch zu tun, was Rashid wollte. So konnte doch keine gleichberechtigte Partnerschaft ausse hen. Erst wenn ihre Beziehung zu Rashid auf gegensei tigem Respekt beruhte, würde sie ihren inneren Frieden finden. Und mit der Zeit würde es ihr vielleicht auch ge lingen, damit zu leben, dass es keine Liebe zwischen ihnen geben konnte.
„Gib mir wenigstens einen Kuss zum Abschied“, sagte Jenna leise.
Rashid machte einige Schritte auf sie zu und setzte sich auf die Bettkante. Dann nahm er Jenna in die Arme und küsste sie lange auf den Mund. Endlich zog er sich leicht zurück. „Besser so?“, fragte er zärtlich.
„Ja. Aber ich sehne mich nach mehr …“ Sie hatte ih rer Stimme einen höchst verführerischen Tonfall gegeben und schmiegte sich enger an ihn heran.
„Weißt du eigentlich, wie sehr du mich in Versuchung führst?“, fragte Rashid mit belegter Stimme. „Doch lei der warten meine Ratgeber schon auf mich. Der Wagen steht bereit, am Flughafen steht mein Hubschrauber. Aber am liebsten würde ich hierbleiben und all die Staatsange legenheiten in deinen Armen vergessen.“ Er seufzte
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