Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
dacht, als sie bei der Hochzeitsfeier den weißen Tauben nachgesehen hatte, die in den tiefblauen Himmel aufge stiegen waren.
„Dann lass uns die Freiheit genießen, so lange das mög lich ist“, erklärte sie und gab dem Pferd wieder die Spo ren. Die Sonne war jetzt hinter einer Hügelkette unterge gangen, und Pferd und Reiter warfen lange Schatten auf den Sand. Die riesengroßen Kakteen schienen sich in un heimliche Gebilde zu verwandeln. Es war an der Zeit, in den Palast zurückzukehren, da die Dunkelheit hier sehr schnell hereinbrach. Und dann würde es nicht einfach sein, den Weg zurückzufinden.
Wenig später kamen sie bei den Stallungen an und übergaben die Tiere dem Rittmeister, damit er sie striegeln und nach dem schnellen Ritt abtrocknen konnte. Dann gingen sie in den Palast zurück. Draußen in der Wüste hatte Jenna sich frei und unbeschwert gefühlt, doch jetzt wurde sie sich bewusst, wie erneut die Spannung zwischen ihnen zunahm. Auch Rashid machte einen nervösen Eindruck.
„Wir essen um acht Uhr“, erklärte er kurz angebunden. Und damit machte er auf dem Absatz kehrt, um zu seinen Gemächern zu gehen.
Jenna sagte sich, dass es wohl das Beste sei, erst einmal eine Dusche zu nehmen. Es machte doch keinen Sinn, sich immer wieder den Kopf darüber zu zerbrechen, warum Rashids Stimmung so schnell umschlug. Eben noch zeig te er sich charmant und machte ihr Komplimente, dann schien er ihre Nähe kaum noch ertragen zu können. Als sie ihr Zimmer betrat, war die gute Laune wie verflogen. Rashid würde ihr wohl auf immer ein Rätsel bleiben.
Nachdem sie eine Dusche genommen und sich ein we nig erholt hatte, zog sie sich um, um nach unten zu gehen. Im Vergleich zu Rashids Palast in Quador City war der Speisesaal hier recht bescheiden eingerichtet. Ein langer Holztisch mit kunstvoll gearbeiteten Stühlen, viele Pflan zen und ein dicker Teppich bildeten die einzigen Einrich tungsstücke. Aber auch hier stand feinstes Porzellan auf dem Tisch.
Rashid stand in einer Fensternische und schaute zu Jenna hinüber, als sie den Raum betrat. Bei ihrem Anblick sagte er sich, dass er niemals zuvor eine Frau getroffen hatte, nach der er sich mehr sehnte. Jenna schien so zer brechlich, doch gleichzeitig wusste er nur zu genau, dass sie ihren eigenen Willen hatte. Das gefiel ihm ja gerade so gut an ihr. Warum nur widerstand sie ihm die ganze Zeit? Er hatte doch gespürt, wie gut es ihr gefallen hatte, mit ihm zu schlafen. Hatte sie das schon vergessen?
Oder lag es einfach daran, dass sie nicht wusste, wie sie den ersten Schritt machen sollte? Schließlich schien sie nicht viel Erfahrung mit Männern zu haben. Sie war doch noch Jungfrau gewesen, als sie mit ihm geschlafen hatte. Auf einmal überkam ihn wieder das schlechte Gewissen. Er hatte sich nicht richtig benommen, doch wusste er jetzt einfach nicht, wie er das wiedergutmachen konnte.
„Hallo, Jenna“, begrüßte er sie leise.
„Hallo, Rashid“, erwiderte sie und lächelte zaghaft der Dienerin zu, die gerade den Raum verließ.
„Bist du noch erschöpft nach dem langen Ritt?“
Jenna fragte sich, ob Rashid wohl Hintergedanken bei dieser Frage hatte. Dann aber sagte sie sich entschieden, dass sie endlich aufhören sollte, alles, was er tat oder sag te, zu interpretieren. Vielleicht war ihm einfach daran ge legen, sich freundlich zu zeigen. Das Beste war es doch, sie nahm die Dinge, wie sie kamen.
„Es geht“, sagte sie und bedachte ihn mit einem leich ten Lächeln. „Natürlich ist es ein wenig ermüdend für den Körper, aber für den Geist ist es herrlich erfrischend.“
Sie nahmen am Tisch Platz und ließen sich die exoti schen Speisen schmecken. Das pikante Curryhuhn und die dazu gereichten Beilagen waren köstlich, der kühle Wein herrlich erfrischend, und die Stimmung entspannte sich zusehends. Sie sprachen vor allem über Pferde und lachten viel. Jenna atmete tief durch. Endlich einmal hat te sie das Gefühl, dass sie tatsächlich mit Rashid glücklich werden könnte. Er machte ihr immer wieder Komplimen te und zeigte sich von seiner charmanten Seite.
Nach dem Essen stand er auf, ging um den Tisch herum und beugte sich zu ihr hinunter. „Was machen wir jetzt?“, fragte er sanft.
Sie schaute ihm tief in die Augen und antwortete: „Ich denke, es ist an der Zeit, ins Bett zu gehen.“
„Allein?“
„Nein. Mit dir.“ Sie stand auf und nahm ihn bei der Hand. Dann hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihm leise ins Ohr:
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