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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Namen der Liebe
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– ja sogar weggegeben –
wenn sie ein Heim bei einer Familie, die sie liebte und sich um sie kümmerte,
gefunden hätte. Jemanden, der mehr in ihr sah als ein Arbeitspferd mit einem
wohl gefüllten Bankkonto.
    Einem plötzlichen Einfall folgend,
entfernte Caroline die Bienenwachskerzen aus dem Leuchter und ersetzte sie
durch die Talgkerzen aus ihrer Tasche. Wenn sie schon auf ihrer Reise eine
Kerze anzünden musste, dann wollte sie wenigstens die aus süß duftendem
Bienenwachs, die Oliver für sich selbst vorrätig hielt.
    Sie lief nach draußen, ein kurzes
Dankgebet für das warme Wetter murmelnd. »Es ist verdammt gut, dass Percy sich
nicht entschieden hat, im Winter über mich herzufallen«, bemerkte sie halblaut
zu sich selbst, während sie die Auffahrt hinabging. Sie hätte es vorgezogen
zu reiten – alles, was sie möglichst schnell aus Hampshire fortbrächte, wäre
ihr lieber gewesen – aber Oliver hielt sich nur zwei Pferde, und die waren
gegenwärtig vor seine Kutsche gespannt, mit der er zu seiner wöchentlichen
Kartenpartie zum Haus des Squire aufgebrochen war.
    Caroline versuchte sich die Vorteile
vor Augen zu halten; zu Fuß konnte sie sich viel leichter und schneller verbergen. Allerdings war sie so langsamer, und sollte sie auf Schmuggler treffen ...
    Sie schauderte. Eine Frau allein
unterwegs war sehr verdächtig. Und ihr hellbraunes Haar, auch wenn das meiste
davon unter ihre Haube gesteckt war, schien das Mondlicht regelrecht
einzufangen. Es wäre klüger gewesen, sich als Junge zu verkleiden, aber sie
hatte nicht genug Zeit dafür gehabt. Vielleicht sollte sie an der Küste
entlanggehen, bis sie die nächste geschäftige Hafenstadt erreichte. So weit war
es nicht dahin. Sie könnte auf dem Meer viel schneller reisen und wäre rasch so
weit fort, dass Oliver Prewitt sie nicht innerhalb von sechs Wochen finden
könnte.
    Gut, sie würde den Weg an der Küste
entlang nehmen, aber die Hauptverkehrswege musste sie unbedingt meiden.
Irgendjemand würde sie dort irgendwann bemerken. Sie wandte sich nach Süden und
durchquerte ein Feld. Nach Portsmouth waren es nur fünfzehn Meilen. Wenn sie
schnell genug und die ganze Nacht hindurch ging, konnte sie am Morgen schon
dort sein. Dann könnte sie eine Passage auf einem Schiff buchen – irgendeines,
das sie zu einem anderen Teil von England bringen würde. Sie wollte England
nicht verlassen, nicht wenn sie auf ihr Erbe in sechs kurzen Wochen Anspruch
erheben wollte.
    Aber was sollte sie in der Zeit bis
dahin tun? Sie hatte schon so lange fernab der guten Gesellschaft gelebt, dass
sie gar nicht wusste, ob sie für irgendeine Art von Beschäftigung, wie sie
für jemanden ihrer Herkunft angemessen war, geeignet wäre. Sie vermutete, sie
könnte vielleicht eine ganz gute Gouvernante abgeben, aber es würde wohl allein
sechs Wochen dauern, bis sie eine Anstellung fand. Und dann ... Nun, es war
einfach nicht richtig, eine Stelle als Gouvernante anzunehmen und dann sechs
Wochen später schon wieder zu gehen.
    Sie konnte kochen, und ihre
Vormünder hatten gewiss auch dafür gesorgt, dass sie putzen konnte. Unter
Umständen konnte sie als Zimmermädchen gegen Kost und Logis in einem wenig
bekannten, sehr abgelegenen Gasthof unterkommen.
    Sie nickte bekräftigend. Für Fremde
sauber zu machen war zwar nicht sonderlich verlockend, aber es schien ihre
einzige Hoffnung auf Überleben in den nächsten paar Wochen zu sein. Auf jeden
Fall aber musste sie aus Hampshire und den angrenzenden Grafschaften fort.
Sie konnte in einem Gasthof arbeiten, aber der müsste weit von Prewitt Hall
entfernt liegen.
    Und so beschleunigte sie ihre
Schritte in Richtung Portsmouth. Das Gras unter ihren Sohlen war weich und
trocken, und die Bäume schirmten sie von der Hauptstraße ab. Um diese Zeit in
der Nacht war ohnehin kaum Verkehr, aber man konnte nicht vorsichtig genug
sein. Sie bewegte sich rasch vorwärts, das einzige Geräusch waren ihre
gedämpften Schritte, wenn ihre Schuhe die Erde berührten. Bis ...
    Was war das?
    Caroline wirbelte herum, konnte
jedoch nichts erkennen. Ihr Herz klopfte rascher. Sie hätte schwören können,
dass sie etwas gehört hatte. »Es war bloß ein Igel«, flüsterte sie, sich selbst
Mut machend, zu. »Oder vielleicht ein Hase.« Aber sie konnte keine Tiere
entdecken und fühlte sich überhaupt nicht beruhigt.
    »Einfach weitergehen und nicht
stehen bleiben«, ermahnte sie sich. »Du musst am Morgen in Portsmouth sein.«
Sie machte sich wieder auf den

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