Julia Saison Band 11
kommen.“
Sie sah ihn an, suchte seine Bestätigung, und Cole nickte widerwillig.
Tränen stiegen Charlie in die Augen, als er zu Cole sah. „Nicht zusammenwohnen? Du lässt dich von Tante Meg scheiden“, wimmerte er. Wenn der Junge nicht so aufgelöst wäre, hätte Cole gelacht. Um sich scheiden zu lassen, musste man erst einmal heiraten. Ich und Meg? Auf keinen Fall!
„Wir lassen uns nicht scheiden, Kumpel.“ Beruhigend nahm er die Hand seines Sohnes. „Tante Meg und ich sind nur Freunde.“
Das war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber der Zweck heiligte die Mittel.
„Wir wohnen jetzt nur im selben Haus, weil ich Hilfe mit meinem Knie brauche und Tante Meg noch keine Wohnung gefunden hat.“
„Das stimmt“, bestätigte Margaret. „Wenn es Onkel Cole besser geht, finde ich vielleicht eine Wohnung, die nicht weit von hier ist.“
Charlie wischte sich die Nase an seinem Hemdsärmel ab, Tränen hingen in seinen Wimpern.
„Dann hast du ein Zimmer bei deinem Onkel Cole und eins bei mir.“ Margarets Lächeln wirkte gezwungen. „Zwei Zimmer ganz allein für dich. Das wird doch lustig, meinst du nicht?“
Charlie schüttelte heftig den Kopf. „Mir gefällt es hier. Ich möchte, dass wir alle hier wohnen.“
Seine zitternde Unterlippe verriet, welche Sorgen sie dem Jungen machten, weil sie ehrlich sein wollten.
Allerdings würde er nicht zwischen zwei Wohnungen hin und her geschoben werden, sondern wäre bei ihm – seinem Vater. Aber im Moment schien es Cole besser, das Thema zu wechseln.
„Mir gefällt es hier auch“, sagte er mit warmer Stimme und in der Hoffnung, dass Margaret mitspielte. „Mein Bett ist so bequem, dass es mir schwerfällt, morgens aufzustehen. Ich glaube, ich könnte jetzt ein Nickerchen vertragen.“
„Das ist was für Babys“, behauptete Charlie, obwohl Cole deutlich sehen konnte, wie müde er war.
„Ich mache immer ein Nickerchen“, mischte sich Margaret ein.
Cole tat so, als würde er gähnen. „Ich glaube, ich werde mich auf meinem großen Bett ausstrecken und meine Augen ausruhen.“
„Vielleicht sollten wir das alle tun“, schlug Margaret vor.
„Ich bin dafür.“ Cole zwang sich zu einem besonders begeisterten Tonfall.
„Ich habe eine Idee.“ Charlie hüpfte auf dem Sofa auf und ab. „Wir machen alle auf Onkel Coles Bett ein Nickerchen. Das macht doch Spaß, oder?“
Aus dem Augenwinkel bemerkte Cole die Überraschung auf Margarets Gesicht. Weil Charlie wieder fröhlich wirkte, schob er seine Zweifel beiseite und grinste. „Eine tolle Idee, mein Sohn. Was meinst du, Meg? Leistest du mir im Bett Gesellschaft?“
Stocksteif lag Margaret da und versuchte sich einzureden, dass es keine große Sache war, auf Cole Lassiters Bett zu liegen. Schließlich lag Charlie zwischen ihnen, und sie war vollständig bekleidet. Außerdem war das Bett so riesig, dass locker fünf Leute Platz gehabt hätten, ohne sich zu berühren.
Charlie damit zu konfrontieren, dass sie und Cole sich trennen und das Sorgerecht teilen würden, war keine gute Idee gewesen. Der Junge hatte erst vor einer Woche seine Eltern verloren. Um ihn zu beruhigen, hatte Cole von einem Nickerchen angefangen. Und nur deshalb lagen sie jetzt zu dritt bei heruntergelassenen Rollläden auf seinem Bett.
Sie schloss die Augen und war beinahe eingeschlafen, als Cole ihr etwas zumurmelte. Vorsichtig drehte Margaret sich zu ihm und stellte erleichtert fest, dass er schlief. Sie wusste gar nicht, dass er im Schlaf sprach. Aber wie auch, sie hatten schließlich nie eine Nacht miteinander verbracht.
Selbst als sie sich heimlich trafen, wusste sie nicht viel von ihm. Oh ja, sie wusste, dass er Tiere mochte und sein Sinn für Humor ihrem sehr ähnlich war. Dass er viele Freunde hatte und selten ein unfreundliches Wort über jemanden verlor. Aber was in ihm vorging, blieb ihr ein Rätsel.
Außer seinem Geständnis, dass er an Leseschwäche litt, hatte er kaum persönliche Dinge mit ihr geteilt. Jetzt, wo sie wusste, dass er einen Collegeabschluss hatte und sein eigenes Unternehmen leitete, fragte sie sich, ob sein Geständnis ehrlich gewesen war.
Sie hatte ihm geglaubt und sich so große Sorgen gemacht, dass sie ihren Vater – einen Englischlehrer an der örtlichen Highschool – um Rat gefragt hatte, wie man jemandem helfen könne, der mit 17 noch nicht richtig lesen konnte. Ihr Vater wollte wissen, um wen es ging, aber weil sie Coles Vertrauen nicht missbrauchen wollte, hatte sie ihm nur gesagt,
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