Julia Saison Band 13 (German Edition)
sie vor der Eröffnung von Soirée – ihrer Agentur – wochenlang geübt hatte. Dem Blick nach zu urteilen, mit dem Bryce sie anstarrte, als wäre sie ein göttliches Wesen, hatte sich die Mühe gelohnt.
„Die sind für dich.“
Mit diesen Worten hielt Bryce ihr einen Strauß wunderschöner Gerbera in Orange, Butterblumengelb und Granatapfelrot hin. Nicht die ewiggleichen Nelken oder klischeehaften Rosen … Kompliment – wenn es darum ging, eine Frau zu beeindrucken, zog er alle Register.
„Danke, das war doch nicht nötig.“
Mit einem verschwörerischen Wink trat er über die Türschwelle. „Aber natürlich. Ich trainiere schon mal für meine Rolle als dein Begleiter.“
Enttäuschung machte sich in ihr breit, doch sie gab sich einen Ruck. Sie wollte doch, dass er alles richtig machte, warum hatte sie dann einen irrationalen Moment lang gehofft, er hätte ihr die Blumen aus tieferen Beweggründen mitgebracht?
„Gute Idee. Komm doch herein.“
Als sie durch den Flur voranging, bedauerte sie ihre brüske Antwort. Wo blieb nur ihre gute Kinderstube?
„Es riecht fantastisch.“
„Hoffentlich hast du viel Hunger mitgebracht“, erwiderte sie und lächelte über die versteckte Anspielung.
Mit der Menge an Essen, die sie gekocht hatte, hätte sie locker den Partyservice für eine von Soirées Top-Veranstaltungen im Rathaus von Melbourne ausrichten können. Da war es ein Leichtes, einen einzigen hungrigen Verehrer satt zu bekommen. Als sie zum Herd trat, spürte sie ihn dicht hinter sich.
„Was, um Himmels willen …“
Sie lachte über sein verdutztes Gesicht und bat ihn, an der Kücheninsel Platz zu nehmen, die den Raum dominierte.
„Erwartest du noch mehr Gäste?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich liebe es zu kochen.“
„Sieht nach Gourmet-Küche aus.“
Er tunkte ein Stück rohes Gemüse in den hausgemachten Dip mit Räucherlachs und Camembert. Sein seliger Gesichtsausdruck beim Hineinbeißen ließ ihr Köchinnen-Herz sofort höher schlagen.
Eve sah es gerne, wenn Menschen Essen genossen. Und ging man von Bryces verklärtem Gesicht aus, genoss er es tatsächlich. Wie mochte er wohl bei anderen genießerischen Aktivitäten aussehen … mit zittriger Hand füllte sie sein Weinglas.
„Das schmeckt fantastisch.“
„Die musst du auch probieren.“
Sie schob ihm eine Platte mit winzigen indischen Teigtaschen zu, beglückt, als er sich drei Stück kurz hintereinander in den Mund schob. Wenn es sie beide davon abhielt zu sprechen, würde sie ihn mit allem füttern, was auf dem Tisch stand.
Es war verrückt – wo sie sich doch ihre Liebesgeschichte für Linda, Carol und Mattie ausdenken mussten. Doch sein Besuch brachte sie völlig durcheinander.
Eve hatte Jahre gebraucht, um zu der knallharten Geschäftsfrau zu werden, hinter der sich immer noch das unsichere Mädchen von einst verbarg. Und sobald sie zur Wohnungstür hereinkam, schlüpfte sie wieder in ihre alte Haut und fühlte sich wohler denn je.
Sie nahm ihr Weinglas und deutete zum Innenhof. „Wollen wir uns einen Moment nach draußen setzen, oder hältst du es vor Hunger nicht mehr aus?“
Bryce klopfte sich auf den Bauch. „Nach den ganzen Köstlichkeiten, die ich gerade verschlungen habe – lass uns doch einen Moment nach draußen gehen.“
Eve wusste, dass sie einen Fuß vor den anderen setzen und zur Hintertür gehen sollte. Doch sie war unfähig, klar zu denken oder sich zu bewegen, seit ihr Blick auf Bryces schwarzes Polohemd gefallen war, das sein unwiderstehliches sexy Sixpack betonte.
Sie sah das leichte Wellenspiel seiner Muskeln und die Konturen seines sagenhaften Waschbrettbauchs. Ihr lief buchstäblich das Wasser im Mund zusammen, und dies hing weniger mit den duftenden Gewürzen der Tajine als mit seinem großartigen Körper zusammen.
„Du hast dich verändert.“
Seine sanften Worte schienen in der Luft zu schweben. Ihre Blicke trafen sich, und sie nahm ein Aufflackern von Begierde in seinen Augen wahr, das ihr eigenes Begehren widerspiegelte.
„Du meinst, ich bin keine Streberin mehr?“
Er hielt inne und verbarg seine Betroffenheit hastig unter einem entschuldigenden Lächeln. „Kinder können grausam sein.“
Oh ja, das wusste sie aus eigener Erfahrung. Ihre uncoole Kleidung, die dicken Brillengläser und ihr IQ hatten sie nicht gerade beliebt gemacht bei ihren Klassenkameraden. Und sie hatte nie den Mut besessen, sich mit den coolen oder den sportlichen Mädchen zu messen. Nur ein einziges
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