Julia Saison Band 13 (German Edition)
kein selbstgekochtes Essen gegessen hatte und für den lärmende Kinder und Familienleben ein rotes Tuch waren – ausgerechnet er fühlte sich angezogen von einer Frau, die gerne im Haushalt herumwuselte? Die saubere Luft in Melbourne musste ihm den Verstand vernebelt haben.
Er zog ihr den Stuhl zurück und setzte sich ihr gegenüber.
„Offensichtlich ist unsere Vergangenheit tabu, also lass uns über das Geschäftliche reden. Wie stellst du dir den Ablauf vor? Sollen deine Freunde denken, dass wir uns schon länger kennen, oder bin ich eine ganz neue Flamme?“
Sie schien ihn mit Blicken aufzuspießen, während sie aber gleichzeitig lächelte.
„Wir kennen uns noch nicht lange, sollten uns aber mehr oder weniger an die Wahrheit halten.“
„Und die wäre? Dass ich der neue Kerl in deinem Leben bin und du die Hände nicht von mir lassen kannst?“
Grinsend schob er sich einige Gemüsesticks in den Mund und genoss es sichtlich, als eine leichte Röte ihre Wangen überzog. Oh ja, er liebte dieses Vorhersehbare an ihr.
„Da fällt mir ein … Wo wir gerade davon sprechen …“ Sie errötete noch mehr und trank die Hälfte ihres Weins aus, bevor sie weitersprach. „Wir sollten vielleicht Händchen halten, uns umarmen, alles, was das Ganze authentisch aussehen lässt. Ich hoffe, das macht dir nichts aus.“
Ob ihm das etwas ausmache? War das ein Scherz? Bei der erstbesten Gelegenheit würde er den Arm um sie legen und sie an sich ziehen. Wenn sie schon jetzt so entzückend konfus war, konnte er ihre Reaktion darauf gar nicht erwarten. Er hatte vielleicht die Nacht von Tonys Party in den Sand gesetzt, doch er würde diesen Fehler ganz sicher nicht ein zweites Mal begehen.
Er setzte seinen Unschuldsblick auf und verbiss sich gleichzeitig ein Lachen.
„Wie steht es mit Küssen?“
„Kein Kuss.“
„Paare küssen sich ständig. Es würde deinen Plan noch echter aussehen lassen. Du möchtest doch, dass sie uns glauben, oder etwa nicht?“
Sie murmelte etwas wenig Damenhaftes, bevor sie ihn schief anlächelte. Er musste sich zusammenreißen, sich nicht über den Tisch zu lehnen und sie in seine Arme zu schließen. Jeder einzelne Zoll von ihr war bezaubernd in seiner Gegensätzlichkeit, und dieses verrückte Date versprach ein größerer Spaß zu werden, als er anfänglich gedacht hatte.
„Lass es doch auf uns zukommen, in Ordnung?“
Es gelang ihm, ein siegreiches Grinsen zu unterdrücken, und nickend ergriff er ihre Hand. Sein Puls ging schneller, als sie sich die Lippen mit der Zungenspitze befeuchtete.
„Kein Problem. Ich werde ein Vorzeige-Freund sein.“
Dem Anflug von Zweifel in ihren ausdrucksvollen schokoladenbraunen Augen nach zu urteilen, war genau das ihre Angst.
5. KAPITEL
Es war eine blöde Idee gewesen, Bryce zu sich nach Hause einzuladen. Eve hatte es geahnt. Und trotzdem getan.
Sie konnte nicht jeden ihrer Schritte in der Geschäftswelt bis zum i-Tüpfelchen durchplanen. Und doch – ohne einige grundlegende Veränderungen hätte sie Soirée nicht zur Top-Veranstaltungsagentur in Melbourne machen können. Ein Teil davon war die Veränderung ihres Typs. Sie hatte eine Stilberaterin, eine Visagistin und einen Starfriseur angeheuert und sogar bei einer Benimmschule vorbeigeschaut, um ihre Haltung zu verbessern und ihr Wunschbild zu realisieren – das der coolen, selbstbewussten Geschäftsfrau auf der Höhe ihres Erfolgs.
Wichtige Veranstaltungen konnte sie souverän meistern, sie mischte sich unter die oberen Zehntausend von Melbourne und war stolz auf ihre kühl kalkulierten Entscheidungen. Warum dann das Durcheinander in ihrem Kopf, seit sie Bryce den Vorschlag mit dem Date gemacht hatte?
Sie beobachtete, wie er den Rest der Pistazien-Honig-Pannacotta verspeiste und dabei zufrieden seufzte. Ein verklärter Ausdruck legte sich auf sein schönes Gesicht, und sie hatte die Antwort gefunden.
Sah man in seine kobaltblauen Augen, betrachtete man sein Grübchen, seine Lippen, die ein ständiges Lächeln anzudeuten schienen – welche Frau konnte da widerstehen?
Er strich sich über den Bauch – nein, sie durfte nicht hinsehen, ups, nun hatte sie doch einen verstohlenen Blick darauf geworfen – und stöhnte genussvoll auf, als er sich vom Tisch zurückschob.
„Das war definitiv das Beste, was ich je gegessen habe.“
„Das kann ich mir kaum vorstellen. Top-Werbeleute wie du sind doch Dauergäste in 3-Sterne-Restaurants.“
Entzückende Lachfältchen bildeten sich um seine
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