Julia Saison Band 13 (German Edition)
Es schmerzte wie in jener Nacht, als er sich umgedreht und sie sitzen gelassen hatte.
Eigentlich war es noch viel schlimmer. Denn damals hatte sie noch keine Ahnung gehabt, wie wunderbar Bryce war.
„Bis dann.“
Sie fiel fast aus dem Auto, so eilig hatte sie es zu gehen.
„Eve?“
Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu zittern, und zwang sich, sich umzudrehen.
„Ja?“
„Danke.“
Die anbrechende Nacht warf lange Schatten auf sein Gesicht. In der Dunkelheit konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen und wusste nicht, ob das wehmütige Bedauern in seiner Stimme echt war oder nur ihrem Wunschdenken entsprang. „Danke wofür?“
„Für dein Verständnis.“
Sie nickte, machte auf dem Absatz kehrt und ging auf die Eingangstür zu.
Verständnis?
Sie verstand rein gar nichts, am allerwenigsten ihr verheerendes Gefühlschaos, als Bryce den Motor aufheulen ließ und den Bordstein herunterfuhr.
10. KAPITEL
Bryce beendete seine PowerPoint-Präsentation, blickte über die Runde und wartete auf eine Reaktion.
Sols rotes Gesicht blieb unbewegt, während Davins grünlich anlief – ein untrügliches Zeichen dafür, dass Bryces Präsentation nicht völlig miserabel gewesen sein konnte.
„Das ist meine ursprüngliche Idee. Angus Kilbride hat noch nie mit Ballyhoo gearbeitet, also stelle ich mir einen Einstieg mit einer frischen provokativen Kampagne vor. Was denkt ihr?“
Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören, nur unterbrochen von Papierrascheln. Keiner sagte ein Wort. Man wartete auf Sols Urteilsverkündung, bevor sie ihm allzu bereitwillig nach dem Mund redeten.
Bryce kannte das alles. Kreative Werbetexter, die auf ein Startsignal hin ihre Ideen vortrugen, und Führungskräfte, die ganz Ohr waren.
Er war dabei gewesen und hatte mitgemacht, aber das hier war viel größer. Sols Unterstützung für den Pitch für Hot Pursuit würde Top oder Flop für seine Karriere in Melbourne bedeuten. Das hatte ihm der Boss klargemacht – und Bryce hatte vor, verdammt gute Arbeit abzuliefern. Trotz des potentiellen Minenfelds, das ein Erfolg für sein Privatleben bedeutete.
Sol lehnte sich nach vorne, legte seine plumpen Finger aneinander und fixierte ihn.
„Wie schnell kannst du den Rest erledigen?“
„Ich arbeite Tag und Nacht daran.“
Er würde alles dafür tun, den Vertrag mit Hot Pursuit zu unterschreiben. Schon immer hatte ihn sein Ehrgeiz angetrieben – seit er Nächte durchgeschuftet hatte, um sein Abitur und später sein Wirtschaftsdiplom in trockene Tücher zu bekommen.
Keiner hatte an ihn geglaubt. Aber er hatte es allen gezeigt. Und wenn er diese Kampagne für sich entscheiden konnte, würde ihm sein guter Ruf im Geschäftsleben vorauseilen. Und was den Rest betraf … wenn er sein Ziel erreicht hatte, würde er sich wegen Eve entscheiden – nicht vorher.
Sol legte die Finger zusammen, sodass sich seine Knubbelnase fast in ihnen verfing. Dann lehnte er sich zurück und schlug mit den Handflächen auf den Tisch.
„Gute Arbeit. Und wenn du diesen Etat bekommst, brillante Arbeit. Ich erwarte von euch allen in den nächsten zwei Wochen jede Unterstützung, die Gibson braucht. Ist das klar?“
Mit einem nüchternen Blick über den Tisch verließ Sol den Raum. Alle atmeten hörbar auf.
Von dem Lob dieses wortkargen Mannes war Bryce mehr als angetan. Voller Vorfreude auf die nächste Etappe im Pitch hob er Laptop und Notizen hoch.
„Beeindruckend.“
Er blickte hoch zu Davin, der auf der Tischkante saß und ihn schmeichlerisch ansah.
„Danke.“
„Wie hast du es geschafft, Angus Kilbride kennenzulernen? Er soll eine harte Nuss sein.“
„Die üblichen Treffen. Du kennst das ja.“
Davin runzelte in bemühter Konzentration die Stirn. „Nein, eigentlich nicht. Ich versuche seit Jahren, an den „Big Guy“ heranzukommen, aber ohne Erfolg. Du dagegen bist neu in der Melbourner Szene und triffst ihn nicht nur, sondern kannst auch gleich am Pitch teilnehmen. Was ist dein Geheimnis?“
„Harte Arbeit“, entgegnete er bissig – etwas, wovon du keine Ahnung hast. „Wo wir gerade davon sprechen, ich muss weitermachen. Bis dann.“
Er kehrte Davin, der ihm argwöhnisch hinterhersah, den Rücken zu und stolzierte aus dem Konferenzraum.
Durch Eve hatte er eine echte Chance bekommen. Und wie hatte er ihr dafür gedankt? Indem er seine Nase in Arbeit steckte – Arbeit, die immer noch gemacht werden musste, um die Kampagne zu sichern. Er vermisste Eve
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