Julia Saison Band 13 (German Edition)
Eves kühle, unerschütterliche Persönlichkeit faszinierte ihn – ihn, den extrovertierten Partylöwen. Doch sie würden es schaffen, davon war er überzeugt.
„Was die Arbeit betrifft, bekenne ich mich schuldig im Sinne der Anklage. Aber hast du schon mal davon gehört, dass sich Gegensätze auch anziehen?“
Resigniert schüttelte sie den Kopf und lehnte sich zurück an die Rosenlaube. „Erzähl mir, was du in deiner Freizeit machst.“
„Was?“
„Komm schon, erzähl es mir.“
„Ich spiele Golf, manchmal auch Tennis, fahre im Winter Ski.“
„Allein?“
„Nein, normalerweise mit Arbeitskollegen oder Kunden …“ Er verstummte und fragte sich, was sie damit wohl bezwecken mochte.
„Möchtest du wissen, was ich mache? Ich bin freiwillige Helferin beim Tierschutzverein. Nicht sehr spannend für jemanden wie dich.“
Er erinnerte sich, dass sie schon als Kind verletzte Tiere gerettet hatte, und das war ein weiterer Grund gewesen, warum er sich in der Schule von ihr ferngehalten hatte. Er hatte Angst, sie würde auch ihn wie ein gestrandetes Tier behandeln, wenn sie seine Wahrheit erfuhr.
Nun aber ergriff er ihre Hand und erwiderte kühl und kontrolliert: „Das ist doch völlig egal. Wir sind unterschiedlich, und das soll auch so bleiben. Herrje, wir würden doch nur zusammen ausgehen.“
In dem Moment, als das Feuer in ihren Augen erlosch, wusste er, dass er wieder das Falsche gesagt hatte.
„Eve, Schatz, wir schaffen das.“
Als in diesem Moment sein Handy klingelte, stieß er eine Verwünschung aus, dass er nicht daran gedacht hatte, es auszuschalten.
Mit einem kurzen Blick auf seine Hosentasche sagte Eve honigsüß: „Solltest du nicht besser antworten?“
„Nein, sieh mal …“
„Aber es könnte wichtig sein. Noch mehr bedeutende Arbeit?“
Ihre Beziehung drohte in die Brüche zu gehen, und er war kurz davor, alles Geschäftliche hinzuwerfen. Sol hatte ihn jedoch den ganzen vorigen Abend drangsaliert und ihn mit jeder Kleinigkeit im Hot-Pursuit-Vertrag gelöchert.
Er konnte es sich nicht leisten, zu versagen – wie sehr er Eve auch begehrte. Nur ein kurzer Blick auf die Telefonnummer … Nein, das hier war zu wichtig. Eve war zu wichtig.
Sein Zögern bereitete ihm Höllenqualen. Er sah das verächtlichen Kräuseln auf ihrer Oberlippe und ihre enttäuschten Augen.
„Soll ich dir etwas sagen? Du tust mir leid. Selbst jetzt, wo wir uns aussprechen, denkst du an die Arbeit.“
Nur vier Worte hallten nach.
Du tust mir leid.
Niemand durfte ihn bemitleiden.
Niemals.
Er hatte die Nase voll davon. Und vor allem die Frau, die er liebte, sollte kein Mitleid für ihn empfinden.
Liebte? Liebte?
Verdammt, er hatte noch nie ein Händchen für den richtigen Zeitpunkt gehabt, und dies hier schien keine Ausnahme zu sein. Der Moment hätte nicht unpassender sein können, um festzustellen, dass er sich in Eve verliebt hatte – ohne eine Möglichkeit, sich mitzuteilen.
Er ignorierte den ungewohnten Schmerz in der Herzgegend und schob seine Hand in die Hosentasche, um das Handy herauszuziehen. Zu spät. Es hörte auf zu klingeln.
„Du hast recht. Ich kann es nicht. Auf Wiedersehen, Eve.“
Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und stapfte durch den Garten, blind für die Schönheit der Dahlien, Hyazinthen und Chrysanthemen, die sich in Eves zauberhaftem Wildgarten den Platz streitig machten, blind für das gesprenkelte Sonnenlicht und die Wärme eines perfekten Frühlingstages.
Er hatte gerade sein Leben aufs Spiel gesetzt.
Und verloren.
Eve sah Bryce davongehen, und ihr Herz zerbrach in winzige Stücke.
Sie hatte es so gewollt, und es hatte funktioniert. Aber nie hätte sie gedacht, ihn so tief zu verletzen, als sie ihm ihre letzten Worte entgegengeschleudert hatte. Sie musste sich zusammenreißen, ihm nicht hinterherzulaufen und sich zu entschuldigen.
Sie hatte überreagiert. Na prima. Sie schaute an sich hinunter auf ihre älteste Jeansshorts und das ausgewaschene T-Shirt und ließ sich aufs Gras sinken.
Noch nie hatte jemand sie in solch einem Aufzug gesehen – und Bryce war wirklich der Allerletzte, der sie so sehen sollte. Sie hatte seinen Blick bemerkt; er war zwar nicht schreiend davongerannt, aber aus welchem Grund sollte er sie anziehend finden?
Du bist bezaubernd schön.
Sie schüttelte den Kopf, um das Bild zu vertreiben, das sich ihr aufdrängte – Bryce und die Zärtlichkeit in seiner Stimme, die Leidenschaft in seinen Augen.
War der Kerl
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