Julia Saison Band 17
nur Vorteile bringen würde. Doch sie saß einfach nur da. Schließlich hielt Caleb die Stille nicht länger aus.
„Könnten wir die Sache mit Emily vielleicht vergessen? Bitte.“
Irina nickte wortlos.
„Großartig. Dann ist es also abgemacht“, sagte er zufrieden. Wie immer hatte er sich durchgesetzt. Schon seit er ein kleiner Junge war, hatte er die Gabe, andere Menschen von seinen Plänen zu überzeugen. Eine Gabe, die ihm im Berufsleben große Vorteile brachte.
„Wir werden morgen nach Las Vegas fliegen und dort am Valentinstag heiraten. Nächste Woche können Sie dann ganz entspannt mit unserer Heiratsurkunde zur Einwanderungsbehörde gehen.“
„Sie verstehen nicht.“
„Was verstehe ich nicht?“
„Ehe für Greencard ist nicht so einfach wie in Film. Ihre Regierung ist sehr …“, mühsam suchte sie nach den richtigen Worten, „… sehr streng. Macht Kontrollen, ob Ehe echt ist. Wird Fragen geben. Wie Verhör. Verstehen Sie? Leute von Einwanderungsbehörde kommen nach Hause. Ohne Termin. Wollen immer beweisen, dass wir lügen.“
„Ach, kommen Sie! Das ist doch völlig übertrieben. Es geht hier immerhin um eine staatliche Behörde. Seit wann arbeiten die denn effizient? Ich wette meinen Audi A8, dass sie gar nicht genug Personal haben, um solche zufälligen Kontrollen durchzuführen.“
„Es ist nicht zufällig. Sie haben recht, Hausbesuche sind selten. Aber manchmal passieren sie, Caleb. Wenn Leute nicht glauben, dass unsere Ehe echt ist, und sie beweisen, dass wir lügen, dann ist sehr, sehr schlimm.“
„Sie glauben, dass Sie dann ausgewiesen werden?“
„Viel schlimmer. Es ist Verbrechen, Scheinehe einzugehen, um an Greencard zu kommen. Wenn Einwanderungsbehörde beweist, dass Ehe vorgetäuscht ist, wir werden beide verurteilt und kommen ins Gefängnis. Nach Entlassung aus Gefängnis ich werde ausgewiesen und kann nie, niemals wieder Greencard bekommen.“
Allmählich wurde Caleb klar, dass sein Plan eine echte Herausforderung war. Und Herausforderungen hatte er schon immer geliebt.
„Wir schaffen es. Wir werden sie überzeugen. Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will.“
„Da ist noch etwas.“
„Was meinen Sie damit?“
„Ehe muss mindestens zwei Jahre lang sein.“
Oh. Das war lang! Für einen Moment verschlug es Caleb die Sprache. Aber nur kurz. „Im Ernst?“
„Ja. Zwei Jahre. Also wollen Sie wirklich zwei Jahre mit Haushälterin verheiratet sein?“
Natürlich wollte er das eigentlich nicht. „Zwei Jahre. Das kann doch nicht sein. Sind Sie absolut sicher?“
„Ja.“
„Das erscheint mir etwas … extrem.“
„Denken Sie nach! Echte Ehe dauert bis zu Tod. Zwei Jahre …“, sie schnippte mit den Fingern, „ist nichts verglichen mit ganzes Leben. Aber genug für Einwanderungsbehörde. Bei zwei Jahren sie glauben, Ehe ist echt.“
„Genug? Das ist doch wohl mehr als genug!“
Irina war aufgesprungen. „Ich gehe und hole Buch.“
„Was für ein Buch denn?“
„Einwandern in USA leicht gemacht. Es gibt langes Kapitel über Ehe für Greencard und was passiert, wenn man erwischt wird.“ Sie sah ihn tadelnd an. „Halten Sie mich für dumm? Glauben Sie, ich habe nicht alles nachgedacht? Ich bin vieles, Caleb, aber nicht Dummkopf.“
Abwehrend hob er die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich glaube Ihnen. Sie brauchen das Buch nicht zu holen.“
„Sicher?“
„Absolut sicher. Setzen Sie sich wieder hin.“
Sie setzte sich wieder auf die Sesselkante und sah ihn finster an. Ihr langer Pony fiel wie immer über die Augen, sodass er ihren Blick nicht so recht deuten konnte.
„Sind Sie nun böse auf mich?“ Caleb konnte sich nicht erinnern, dass sie das jemals gewesen war.
Sie schien sich gefangen zu haben, denn sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. „Natürlich nicht.“
Zwei Jahre. Das war ganz schön beängstigend. Caleb hatte eher an zwei, drei Monate gedacht, bis sie die ersehnte Greencard bekam. Danach hätten sie sich still und heimlich scheiden lassen und wären wieder zur Tagesordnung übergegangen.
Andererseits würde sie womöglich aufhören, für ihn zu arbeiten, sobald sie eine Greencard hatte. Die aktuelle Regelung würde also dafür sorgen, dass sie noch mindestens zwei Jahre bei ihm blieb.
Egal, wie es am Ende ausging – er wollte ihr helfen. Die Tatsache, dass er dabei auf elegante Art und Weise Emily loswurde, war ein weiteres Argument für seinen Plan. Außerdem würde er damit Victor einen Gefallen tun,
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