Julia Saison Band 17
sich zögernd in einen der Ledersessel.
„Möchten Sie einen Drink?“, fragte Caleb, der auf diesen Schreck nur zu gern einen kräftigen Schluck genommen hätte.
Aber Irina schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
Also nahm er ihr gegenüber in einem Sessel Platz und setzte ein ernstes Gesicht auf. „Irina, ich kann es mir nicht leisten, Sie zu verlieren. Ich komme nicht ohne Sie aus, denn Sie sind die mit Abstand beste Haushälterin, die ich je hatte. Sie sind für mich unersetzlich, und deshalb dürfen Sie nicht gehen. So einfach ist das.“
Seltsam. Seit zwei Jahren arbeitete sie nun für ihn, und ihre abweisende Art hatte ihn nie gestört. Doch in diesem Augenblick verfluchte er ihre Distanziertheit. Caleb wusste genau, dass er sie im Handumdrehen überzeugen würde, wenn er sie berühren dürfte. Da er jedoch wusste, dass sie ihn nicht in ihre Nähe ließe, musste er sich wohl oder übel eine andere Taktik überlegen. Er musste sie überreden. Zum Glück war er ziemlich gut darin, andere zu manipulieren. Sein gesamter beruflicher Erfolg beruhte auf dieser Fähigkeit.
„Sie müssen doch zugeben, dass wir sehr gut miteinander auskommen. Ich jedenfalls habe keinen Grund, mich zu beklagen. Sie etwa?“
Sie sah ihn argwöhnisch an, schüttelte aber schließlich den Kopf, wobei ihre langen Stirnfransen hin und her wirbelten, bevor sie sich wieder wie ein dunkler Schleier über ihre Augen legten.
„Außerdem ist da noch Victor, Irina. Was soll ich Victor nur sagen, wenn wir beide hier keine Lösung finden? Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Sie ihm Ihr Problem einfach verschweigen wollten.“
Traurig ließ sie den Kopf hängen. „Ich … ich kann es ihm nicht sagen. Er hat Familie hier. Und er hat schon so viel für mich getan. Für ihn es ist besser, wenn er nichts weiß.“
„Ich verdanke ihm mein Leben, Irina“, sagte Caleb, wobei er seinen Worten die richtig dosierte Portion Theatralik verlieh. Zumindest glaubte er das – allerdings nur, bis er bemerkte, dass Irina sich mühsam ein Grinsen verkniff.
„Sie sollten einfach langsamer Auto fahren.“
Ja, ja, sie hatte recht. Er fuhr sehr gern sehr schnell. Das war schon immer so gewesen. Als sie noch auf der Universität gewesen waren, hatte Victor ihn einmal aus einem brennenden Wagen gezogen. Caleb hatte damals die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und war gegen eine Wand gefahren, woraufhin der Wagen Feuer gefangen hatte. Der Verlust des Sportwagens schmerzte ihn noch immer. Es war ein 68er Mustang gewesen, den er unter Mithilfe seines Bruders Gabe in mühevoller Kleinarbeit restauriert hatte.
„Es geht hier gerade nicht um meinen Fahrstil“, erinnerte er sie tadelnd. „Es geht um Sie und mich und den armen Victor, der außer sich vor Sorge sein wird, falls Sie wirklich einfach verschwinden. Es geht darum, dass Sie mir erlauben, Ihnen diesen Gefallen zu tun. Ihnen, mir und Victor – dem Mann, der mir das Leben gerettet hat!“
Mit undurchdringlicher Miene sah Irina ihn an. Nach einer kleinen Ewigkeit antwortete sie dann doch.
„Sie möchten heiraten mich, damit Sie nicht heiraten müssen Emily.“
Ertappt.
Ja, gut, Emily Gray endlich loszuwerden, wäre ein netter Nebeneffekt. Wie hatte er nur so dumm sein können, etwas mit einer Kollegin anzufangen? Leider stellte er sich immer ziemlich ungeschickt an, wenn es um Frauen ging. Nun ja, er konnte eben nur schwer widerstehen. Frauen rochen immer so gut, und ihre Haut war so wunderbar weich …
Caleb räusperte sich. „Irina, Sie wissen ganz genau, dass ich niemals vorhatte, Emily zu heiraten.“
„Wie schade, dass Emily nicht weiß.“
Ja, da war wohl etwas dran. Erst vor wenigen Tagen hatte Emily ihn ständig mit ihrer biologischen Uhr genervt. Klipp und klar hatte sie ihm mitgeteilt, sie wolle noch vor ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag ein Baby. Bei dieser Mitteilung hatte Caleb den dringenden Wunsch verspürt, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen. Leider war Emily eine Frau, die ganz genau wusste, was sie wollte.
Aber im Augenblick ging es um Irina und ihre Probleme mit der Einwanderungsbehörde.
Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. „Sobald wir beide verheiratet sind, wird Emily endlich begreifen, dass ich nicht der Vater ihrer Kinder werde.“
Irina schwieg. Länger, als es Caleb angenehm war. Stattdessen sah sie ihn aufmerksam an, die Hände im Schoß gefaltet. Was sollte das? Sie musste doch einsehen, dass eine Heirat für sie beide
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