Julia Saison Band 17
nachgedacht, was Sie im kommenden Jahr tun möchten?“
„Nein“, schwindelte sie. Sie musste schwindeln, denn jeder Mensch würde sich mit der Frage beschäftigen, wie er 50.000 Pfund auf den Kopf hauen sollte.
„Feinschmeckerlokale? Ein Boot? Promi-Partys? Herausfinden, wie die oberen Zehntausend leben?“
„Ich weiß schon, wie die leben, und es interessiert mich nicht besonders.“
„Warum nicht?“
„Weil es … frivol ist.“
Alex stutzte. „Ist das nicht ziemlich voreingenommen?“
„Finden Sie? Ich nenne es frivol, wenn Kleiderschränke vollhängen mit ungetragenen Klamotten, wenn man mehrere Luxusvillen besitzt und mehr Autos, als man auf einmal fahren kann.“
„Wo haben Sie denn diese Vorstellung her, Georgia? Aus dem Fernsehen?“
Sie runzelte die Stirn.
„Auch ich besitze mehr Autos, als ich auf einmal fahren kann. Ein nettes Haus und genügend Anzüge, um zwei Wochen nicht zur Reinigung zu müssen. Trotzdem würde ich mich nicht als frivol bezeichnen. Vielleicht steckt ja mehr hinter Besitztümern, als Sie auf den ersten Blick glauben.“
„Mag sein, aber dieser Lebensstil interessiert mich einfach nicht genug, um ihn auszuprobieren. Ich mag meine eigene Welt.“
„Also Wissenschaft und schöne Gärten. Was noch?“
„Klassische Musik. Rudern. Alte Filme. Geschichte.“
Ruhige, sanfte Hobbys, denen man problemlos allein nachgehen konnte. Dem Privatmann Alex gefielen sie, doch dem Manager in ihm sträubten sich die Haare. „Es wird ein hartes Stück Arbeit sein, unsere Hörer für Rudern und klassische Musik zu begeistern.“
Sie setzte sich sehr gerade hin. „Das ist Ihr Problem.“
„Nicht ausschließlich, Georgia. Sie haben einen Vertrag zu erfüllen. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden.“
„Die Ihre Hörer anspricht, richtig?“
Er nickte. „Es gibt bestimmt Aktivitäten, die sowohl Ihnen als auch unseren Hörern Spaß machen.“
Georgia schluckte. „Ich werde nichts tun, was mich so darstellt, als würde ich krampfhaft einen Mann suchen. Oder als müsste ich mich ändern, damit ich einen finde.“
„Es geht nur um Ihr Jahr“, bestätigte er. „Das Valentins-Mädchen kommt wieder auf die Beine. Daniel lag Ihnen wirklich am Herzen, das werden die Hörer Ihnen abkaufen.“ Ich klinge schon genauso berechnend wie Rod, dachte Alex. „Wir werden jemanden vom Sender damit beauftragen, Sie zu …“
„Nein, ich will keinen von denen.“
„Wen meinen Sie?“
„Die Leute, die dabei waren, als ich Dan den Antrag gemacht habe.“
Alex verstand, warum Georgia ihnen misstraute. Doch die Schuld lag nicht bei seinen Mitarbeitern, sie lag bei ihm selbst. „Okay, dann werde ich jemanden dafür einstellen.“
„Es soll mich auch kein Fremder begleiten“, sagte sie angespannt.
„Wie soll es dann funktionieren?“
„ Sie könnten es machen.“
Er musste lachen. „Wissen Sie, wie hoch mein Stundensatz ist?“
„Garantiert so hoch, dass man Sie nicht pro Stunde bezahlt.“ Georgia versuchte, entschlossen auszusehen. Nur der leicht entschuldigende Ausdruck in ihren Augen passte nicht. „Das ist meine Bedingung. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.“
Die Frau hat keinen Schimmer von Verhandlungstaktik, stellte Alex fest. Er fand ihre unschuldige Art erfrischend. „Sie haben den Vertrag bereits unterzeichnet“, sagte er sanft. Während er sprach, arbeiteten seine grauen Zellen fieberhaft. Ein paar seiner weniger wichtigen Aufgaben könnte er an Casey delegieren. Die war ehrgeizig und übernahm bestimmt liebend gern mehr Verantwortung. Wenn er Georgia auf diese Weise zum Mitmachen bewegen konnte …
Alex beschloss, nicht sofort auf ihre Forderung einzugehen. Diese Strategie war bezeichnend für sein ganzes Leben. Ständig ging es darum, Asse im Ärmel zu behalten, bis sie den größtmöglichen Vorteil brachten. Deshalb sagte er vorerst nur: „Mein Terminkalender platzt schon jetzt aus den Nähten.“
„Auch ich habe einen Beruf“, sagte Georgia ungerührt. „Es geht ohnehin nur um Termine am Abend oder Wochenende.“
Nicht viele Leute gaben ihm Kontra. Alex konnte nicht umhin, die Hartnäckigkeit der jungen Frau zu bewundern. „An den Wochenenden bin ich beschäftigt“, behauptete er, wenn auch nicht sonderlich überzeugend.
Georgia hob eine Augenbraue. „Wie viel liegt Ihnen eigentlich an guten Hörerzahlen?“
Ihre Wangen waren einen Ton dunkler geworden. Vielleicht, weil sie normalerweise nicht so forsch war. Während Alex sie im Glauben
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